Landwirtschaft in Wachtberg Diskussion über Blühstreifen, Bodenerosion und Folientunnel

WACHTBERG · Etwa 80 Hektar Ackerland in der Gemeinde Wachtberg sind mit Folie abgedeckt. Experten am Runden Tisch wollen Naturschutz und erfolgreiche Landwirtschaft unter einen Hut bringen.

Folientunnel nahe der Grube Laura: Nur 2,6 Prozent der Fläche, die in Wachtberg landwirtschaftlich genutzt wird, ist mit solchen Folientunneln abgedeckt.

Folientunnel nahe der Grube Laura: Nur 2,6 Prozent der Fläche, die in Wachtberg landwirtschaftlich genutzt wird, ist mit solchen Folientunneln abgedeckt.

Foto: Axel Vogel

Der Schutz der Landschaft spielt für viele Wachtberger ganz offensichtlich eine große Rolle. Das zeigte am Dienstagabend der Besucherandrang bei der zweiten Sitzung des Runden Tisches „Geschützter Anbau in der Landwirtschaft“ im Berkumer Rathaus: Nahezu voll besetzt war der Ratssaal. Fachleute aus Landwirtschaft, Politik, Verwaltung und Naturschutz um den renommierten Wissenschaftler Professor Wolfgang Schumacher, der die Veranstaltung auch moderierte, informierten etwa über Blühstreifen, Folientunnel und Hangabflüsse.

Zur Erinnerung: Im Herbst hatte der Runde Tisch zum ersten Mal getagt. Dabei ist sein Arbeitstitel, „Geschützter Anbau“ ein Fachbegriff für die Verwendung etwa von Folientunneln und Hagelnetzen. Ziel der Veranstaltung ist es, Interessengruppen zusammenzuführen, um einen Austausch zu ermöglichen. Sowohl Aspekte des Landschaftsschutzes als auch ökonomische Entwicklungen in der Landwirtschaft sollen gemeinsam erörtert werden.

Auf der ersten Sitzung des Runden Tisches war auch beschlossen worden, die Stiftung Rheinische Kulturlandschaft mit ins Boot zu holen, „um auch an Problemlösungen mitzuarbeiten“, wie Stiftungsmitarbeiter Jan Dirk Schierloh erklärte.

Dazu gehörte nicht nur eine Naturschutzberatung der Obstbauern, etwa was den Schutz der Mehlschwalbe angeht, sowie das Anlegen von Blühstreifen, Insektenhotels und Nistkästen, so Schierloh. Vor allem bekam er immer wieder zu hören, dass Folientunnel, Hagelnetze und Netze gegen die Kirschessigfliege „das Landschaftsbild zerstören würden“. Daher machte sich der Stiftungsfachmann erst einmal an die Recherche, „wie viele Hektar sind in Wachtberg überhaupt unter Folie?“

Folgende Zahlen konnte er ermitteln: Von dem rund 5000 Hektar großen Gemeindegebiet werden rund 3000 Hektar von der Landwirtschaft genutzt. Davon wiederum seien geschätzt etwa 80 Hektar unter Folie, was 2,6 Prozent der Nutzfläche entspreche. Weitere 100 Hektar, etwa 3,3 Prozent der Fläche, seien gegen Hagel geschützt. Aber dafür würden die Landwirte auch einiges zum Erhalt und zur Pflege bestimmter Landschaftsstrukturen tun, so Schierloh weiter. Er verwies auf 113 Hektar ökologischer Vorrangflächen sowie auf weitere 59 Flächen mit zusammen 30 Hektar, auf denen freiwillige Schutzmaßnahmen durchgeführt würden, koordiniert von der Biologischen Station in Eitorf.

Landwirt Stefan Schneider ließ auch keine Zweifel daran, dass es für Landwirte wie ihn, die sich etwa auf Erdbeeren spezialisiert haben, kaum Alternativen zum geschützten Anbau gibt: „Wir haben viel mehr Regenereignisse als noch vor 15 Jahren und immer öfter Hagelschäden.“ Verschärft würde die Situation dadurch, dass Versicherungen nicht mehr bereit seien, „Obstkulturen zu versichern“.

Ein weiteres Problem, mit dem Landwirte im Zuge der Unwetterhäufungen ebenfalls zu kämpfen haben: Bodenerosion und Hangabflüsse. Wie man die vermindern kann, beleuchtete Ulrich Timmer von der Landwirtschaftskammer NRW. Er verwies auf ein Erosionsschutzkataster, das gefährdete Flächen erfasse und mit Maßnahmen belege.

In solchen Fällen erarbeite die Landwirtschaftskammer dann mit dem betroffenen Landwirt und unter Aufsicht der Unteren Bodenschutzbehörde ein Konzept, was kontrolliert werde. Schutzmaßnahmen seien etwa das Anlegen von Filterstreifen oder Zwischenfrüchten. Im Zusammenhang mit Geschütztem Anbau empfiehlt Timmer Strohlagen und Grasstreifen zum Abbremsen von Wasserabflüssen bei Unwettern.

Beschlossen wurde unter anderem für den nächsten Runden Tisch eine Begehung. Zudem sollen laut des Beigeordneten Jörg Ostermann „die bisher durchgeführten Naturschutzmaßnahmen in Wachtberg erfasst werden“. Ferner werde die Stiftung Rheinische Kulturlandschaft den Vorschlag vertiefen, ein Landschaftsbildkonzept zu entwickeln. Auch sei man übereingekommen, den Schutz bestimmter Arten etwa von Rebhuhn oder Steinkauz „konzeptionell herauszuarbeiten“.

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