„Hochwasserschutz ist eine Daueraufgabe“ Interview mit dem Wachtberger Beigeordneten Jörg Ostermann

Wachtberg · Wachtberg. Seine Tage im Rathaus sind gezählt: Der Wachtberger Beigeordnete Jörg Ostermann ist nicht wiedergewählt worden und muss seinen Posten einem anderen überlassen. Ostermann spricht dazu im Interview und erklärt, warum er Wachtberg noch erhalten bleibt.

So ganz ist der bisherige Beigeordnete am 1. Januar aber nicht weg. Er führt als Teilzeit-Geschäftsführer des Versorgungsunternehmens Enewa zwei Wachtberger Projekte zu Ende: die Übernahme des Stromnetzes von RWE und die Umstellung der Wasserversorgung in Niederbachem. Mit Ostermann sprach .

Das Abschiedsinterview ist jetzt nur ein halber Abschied. Sie bleiben noch ein Jahr in Wachtberg. Wie sind die letzten Tage im Rathaus für Sie?

Ostermann: Dass ich weiter in Wachtberg wohne und arbeite, macht es für mich deutlich einfacher. Ein bisschen traurig bin ich schon, diese Aufgabe aufgeben zu müssen. Ich hätte sie gerne weitergeführt. Ich stelle im Moment fest: Richtig emotional wird es bei den Menschen, die man zurücklässt. Ansonsten muss ich professionell damit umgehen. Man ist nicht wiedergewählt worden, der Job ist beendet und auch die Themen, die man bearbeitet hat.

Stichwort Themen: Sie sind während ihrer Amtszeit zum Hochwasserexperten geworden. Was war sonst prägend in diesen acht Jahren?

Ostermann: In meinem Vorstellungsgespräch habe ich gesagt: Für mich wird alles wichtig sein, was das kommunale Leben betrifft, sowohl das quietschende Friedhofstor in Berkum als auch der Flächennutzungsplan. Den haben wir 2013 nach einem langwierigen Verfahren endlich beschlossen und damit eine wichtige planerische Aufgabe erledigt. Direkt nach meinem Amtsantritt hatte ich das erste Gespräch zu Wachtberg Mitte. Auch das haben wir erfolgreich zu Ende gebracht. Das Thema Unwetter und Hochwasser kam am 3. Juli 2010 relativ plötzlich und unverhofft auf mich zu. Mit den Unwettern 2013 und 2016 wurde es zu einer der wichtigsten Aufgaben, da habe ich wochenlang nichts anderes mehr gemacht.

Ist Wachtberg in Sachen Hochwasserschutz jetzt gut oder zumindest deutlich besser aufgestellt?

Ostermann: Deutlich besser auf jeden Fall und ich denke auch in vielen Bereich gut. Allerdings kann Starkregen überall im Gemeindegebiet runterkommen, und wir müssen die Orte in den Blick nehmen, die bisher nicht betroffen waren. Insofern ist das eine Daueraufgabe.

Was war Ihnen sonst noch wichtig?

Ostermann: Ich habe nicht nur Neubaugebiete geplant, sondern der auch die alten Ortskerne in den Blick genommen, zum Beispiel mit dem integrierten Handlungskonzept Niederbachem mit einer Förderung von zwei Millionen Euro oder dem Dorfinnenentwicklungskonzept Gimmersdorf. Das Leben eines Ortes sollte sich immer noch in den Ortskernen abspielen.

Haben Sie mit Ihrer gescheiterten Wiederwahl abgeschlossen?

Ostermann: Ich war tatsächlich einer der wenigen, der mit so einem Ergebnis noch gerechnet hat. Das ist wie dieser eine Moment, wenn der Schiedsrichter das Spiel abpfeift und du gerne noch drei Minuten hättest. Dann kannst du nachdenken, woran es gelegen hat – an dir selbst oder an den anderen. Ein paar Minuten später ging es in der Ratssitzung weiter, und ich musste etwas zu irgendeinem belanglosen Bebauungsplan sagen. Das muss man professionell annehmen, das ist Demokratie.

Was sind aus Ihrer Sicht die größten Herausforderungen, die auf Ihren Nachfolger warten?

Ostermann: Es wird erst mal darum gehen, Wachtberg kennenzulernen und so anzunehmen, wie es ist, damit umzugehen und damit zur arbeiten. Kommunen ticken zwar in vielen Bereichen gleich, aber es gibt auch Lokalkolorit.

Wie hat sich die Zusammenarbeit mit Bürgermeisterin Renate Offergeld entwickelt?

Ostermann: Das Gute ist ja, dass man in einer Kommunalverwaltung eine klare Aufgabenteilung hat. Es gibt Bereiche, die liegen bei der Bürgermeisterin, und es gibt Bereiche, die liegen beim Beigeordneten. Frau Offergeld hat mich walten lassen wie zuvor Herr Hüffel. Insofern gab es da überhaupt keine Konflikte. Es war eine sehr vertrauensvolle Zusammenarbeit.

Haben Sie Lieblingsplätze in Wachtberg, wo sie sich jetzt öfter aufhalten werden?

Ostermann: Ja, ich finde zum Beispiel das Tal des Mehlemer Baches zwischen der Grube Laura und Züllighoven wunderschön. Da ist man wirklich in einer anderen Welt. Das ist auch das, was Wachtberg auszeichnet: Du bist nah am Rhein, nah an Bonn, und es gibt immer noch Orte, wo man ganz alleine ist.

Was kommt nach dem Jahr bei der Enewa?

Ostermann: Ich werde das Jahr 2018 nutzen und schauen, wo die Reise hingeht. Ich habe nicht vor, dauerhaft in Ruhestand zu gehen.

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