"Igelpapa" päppelt Stacheltiere auf Karl-Josef Höller aus Odendorf kümmert sich um kranke oder schwache Igel

Swisttal · Seit 2002 betreibt der Odendorfer Karl-Josef Höller eine private Krankenstation für Igel. Wenn er die Stacheltiere aufgepäppelt hat, und das Wetter es zulässt, werden die Tiere wieder ausgewildert.

 Igeldame Sandy fühlt sich wohl auf dem Arm von Ziehvater Karl-Josef Höller.

Igeldame Sandy fühlt sich wohl auf dem Arm von Ziehvater Karl-Josef Höller.

Foto: Anne Stephanie Wildermann

Es braucht seine Zeit, bis Sandy auftaut. Hat sie erst einmal Vertrauen gefasst, schnuppert sie mit ihrer feuchtglänzenden, schwarzen Nase in der Gegend herum und leckt nahezu liebevoll ihrem Ziehvater die Hand. Sandy ist ein Igel und seit einigen Wochen in Obhut von Karl-Josef Höller (73) aus Swisttal-Odendorf.

Aktuell pflegt Höller 13 Igel gesund, denen er jedem einen Namen gegeben hat. Nach deren Genesung wird er sie wieder auswildern. Zu Spitzenzeiten hat der Ruheständler bis zu 30 Igel bei sich. Untergebracht sind die Stacheltiere in großen Kaninchenkäfigen, die mit Pappkartons und Handtüchern ummantelt und im Inneren mit Küchenpapier ausgelegt sind. Unterstützung bekommt Höller mehrmals die Woche von Vasile Buta (40), der vor einigen Jahren mit seiner Familie von Rumänien nach Deutschland kam.

Igel aus der ganzen Region

Während Buta die Fress- und Trinknäpfe aus den Käfigen nimmt und in der Küche säubert, knabbert Sandy an den Lederhandschuhen ihres Ziehvaters. „Sie ist ganz verrückt danach,“ sagt Höller und lacht. Bis vor Kurzem konnte er das Igelmädchen noch ohne Handschuhe aus dem Käfig holen, doch inzwischen ist ihr Stachelkleid zu hart und zu spitz geworden. „Die Leute bringen mir Igel aus dem Kreis Euskirchen, aus Bonn, Köln, dem Kreis Düren und dem Rhein-Sieg-Kreis“, zählt Höller auf. Unfreiwillig ist seine Adresse inklusive Telefonnummer im Internet gelandet, weshalb die Finder den Weg nach Swisttal auf sich nehmen.

Seit 2002 kümmert sich Höller um die nachtaktiven Tiere und das bis zu 13 Stunden am Tag, Nachtschichten inklusive. Er selbst sagt, dass er „durch Zufall über einen Biologen zu der Igelstation bekommen ist“. Bis zum Tod seiner Frau hat das Ehepaar gemeinsam die Igel aufgepäppelt.

Auf Teewagen und kleinen Tischen stapeln sich Medikamente und Präparate für die Tiere, die krank und verletzt zu Höller kommen. Am Eingang zum Wohn- und Esszimmer stehen Säcke mit Katzentrockenfutter. Höller bestellt alle paar Wochen große Mengen davon, einen Teil verkauft er an Frauen weiter, die sich um verwilderte Katzen kümmern. „Für das Futter bezahle ich einen hohen vierstelligen Betrag“, sagt Höller und holt Belege hervor. Zu den Futterkosten kommen noch die Rechnungen der Tierärztin Gabriele Rüsing aus Zülpich, zu der Höller mindestens einmal in der Woche fährt, manchmal sogar Mitten in der Nacht, wenn er einen Notfall hat. Allerdings muss der Pensionär nur die Medikamente bezahlen, die die Tierärztin verschreibt. „Die Behandlungen der Igel übernimmt sie kostenlos“, ergänzt er.

Unterschiedliche Beschwerden

Die Tiere können die unterschiedlichsten Beschwerden haben. Angefangen bei Zahnproblemen, geschwollenen Mandeln oder Wurmbefall bis hin zu offenen und eitrigen Wunden, die von Elstern oder Raben verursacht wurden, wenn sie auf die Tiere mit ihren Spitzen Schnäbeln einhacken. Doch Höller wiegelt ab. „man mag es kaum glauben, aber der Igel ein unglaublich zähes Tier. Bevor er vor Schmerzen schreit, muss sehr viel passieren.“

Hin und wieder müssen Igelpapa und Tierärztin indes die schwere Entscheidung treffen, einen Igel einzuschläfern. Erst vor wenigen Stunden erlag Igel Nils. Das nur 330 Gramm leichte Tier hatte ein Junge mit seinem Opa zu Höller gebracht. Dieser legte Nils auf eine Wärmflasche, weil der Igel stark unterkühlt war und spritzte ihm ein Antibiotikum für den Darm und einen Vitaminkomplex. Gegen Mitternacht verendete der Igel, weil Endoparasiten den Darm des Tieres schon zu sehr befallen hatten. „Ich weiß nie, ob es ein Igel schafft, den man mir bringt, oder nicht. Das kann ich erst nach drei bis fünf Tagen sagen“, erklärt Höller.

Dennoch wollen die Igelfinder immer sofort eine Antwort von ihm. „Viele Glauben, dass ich nur dafür da bin, um mich um Igel zu kümmern und jeden anzunehmen“, moniert Höller die Einstellung vieler Abgeber. Teilweise wollten die Personen weder ihren Namen noch ihre Rufnummer hinterlassen, sind unhöflich und meldeten sich nach der Abgabe nie wieder bei ihm. „Es scheint so, als sei ihnen der Igel vollkommen egal. Es interessiert sie gar nicht, was mit dem Tier ist.“

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