Artenvielfalt im Biotop Dünstekoven Deshalb verschwinden die Schmetterlinge

Swisttal-Dünstekoven · Im Sommer sah man sie früher zahlreich: Schmetterlinge. Doch wo sind die Falter hin? Ihr Verschwinden ist ein Indikator dafür, wie schnell sich die Umwelt verändert. Der Nabu dokumentiert im Dünstekovener Biotop die Artenvielfalt.

 Der prächtige Schwalbenschwanz legt seine Eier an die Wilde Möhre und andere Doldengewächse.

Der prächtige Schwalbenschwanz legt seine Eier an die Wilde Möhre und andere Doldengewächse.

Foto: Nabu

Die anhaltende warme und trockene Wetterperiode ist für Schmetterlinge ideal. Kein Wunder also, dass die Insektenspezialisten des Naturschutzbunds (Nabu) Bonn in der stillgelegten Kiesgrube Dünstekoven täglich Ausschau halten, um zu dokumentieren, welche Arten sich dort einfinden.

Mitmachaktion „Zeit der Schmetterlinge“

Schmetterlinge gelten als die Sympathieträger unter den Insekten. Selbst weniger Naturbegeisterte bewundern ihre zerbrechliche Schönheit. Längst wirbt der Gartenhandel mit „schmetterlingsfreundlichen“ Stauden und speziellen Samenmischungen für Schmetterlingswiesen, die die Falter in die Gärten locken sollen.

Auch an der vor mehreren Jahren vom Nabu ins Leben gerufenen Mitmachaktion „Zeit der Schmetterlinge“ nehmen derzeit wieder zahlreiche Bürger teil. Warum also dann die zunehmend alarmierenden Bestandsmeldungen im ganzen Land? Warum ist Experten zufolge in Deutschland fast die Hälfte der heimischen Großfalter mehr oder weniger stark vom Aussterben bedroht?

Die meisten Schmetterlingsarten sind anspruchsvolle Spezialisten. Während die fertigentwickelten Falter allenfalls nektarreiche Blüten benötigen, um Energie zu tanken – etwa an einem blühenden Sommerflieder – sind die meisten von ihnen im Raupenstadium auf bestimmte einheimische Pflanzenarten angewiesen. Glück haben dabei noch diejenigen Arten, die ihre Eier an anspruchslosen, weit verbreiteten Pflanzen ablegen, wie die „Brennnesselfalter“. Kleiner Fuchs, Tagpfauenauge und Landkärtchen zählen daher noch immer zu den häufigeren und daher auch für Laien bekanntesten heimischen Schmetterlingen.

Fortpflanzung

Besonders reich an Schmetterlingen sind selten gemähte Wiesenflächen. Dort entwickeln sich Schornsteinfeger, Ochsenauge und Heufalter an bestimmten Gräsern, viele der oft leuchtend blau schillernden Bläulinge dagegen auf verschiedenen Kleearten. Wieder andere Arten sind für die Fortpflanzung auf Gehölze angewiesen, darunter einige besonders prächtige und seltene, wie die an Weiden und Zitterpappeln gebundenen Schillerfalter und der an die Rote Heckenkirsche und andere Geißblattgewächse angepasste Kleine Eisvogel.

Diesen „Baumfaltern“ kann man manchmal mit viel Glück an Waldwegen wie etwa auf der Breiten und der Schmalen Allee im Kottenforst begegnen, wenn sie auf dem feuchten Waldboden Mineralien aufnehmen oder sich auf den Blättern sonnen. Richtig Pech hat der hübsche Kleine Zipfelfalter, dem das seit Jahren andauernde Ulmensterben die einzig mögliche Futterpflanze für die Raupen nimmt.

Ähnlich ergeht es den Ameisenbläulingen, deren Raupen und Puppen in Ameisennestern leben. Gleich zwei in unserer Region vorkommende Arten legen ihre Eier ausschließlich in die roten Blüten des Großen Wiesenknopfes. Dieser wächst heute leider häufig in Gräben entlang vielbefahrener Straßen, an denen die Falter schon allein durch den Sog des Autoverkehrs gefährdet sind – doch welche Gemeinde sperrt schon eine Straße während der Flugzeit eines Schmetterlings?

Gründe für Schmetterlingsschwund

Die Gründe für den dramatischen Schmetterlingsschwund liegen also auf der Hand: Einheimische Pflanzen werden in der modernen Landwirtschaft durch den häufigen Chemikalieneinsatz systematisch zurückgedrängt, Wegraine und Brachflächen immer seltener. An Straßenrändern, ja sogar an Feld- und Waldwegen werden Blühstreifen meist zu früh oder zu radikal gemäht, sodass sich keine Raupen fertigentwickeln können. Private Gärten sollen „unkrautfrei“ und „ordentlich“ sein, und der Handel verkauft nahezu ausschließlich fremde oder durch Züchtung veränderte Zierpflanzen, die für die heimische Insektenwelt meist wertlos sind.

Dabei zeigen die erfreulichen Funde im Naturschutzgebiet der ehemaligen Kiesgrube Dünstekoven sowie auf anderen vom Nabu Bonn betreuten Flächen, wie rasch sich mit entsprechenden Pflegemaßnahmen Erfolge einstellen.

Die „Gaukler der Lüfte“ brauchen dringend eine Lobby – naturbegeisterte Bürger, die auch in ihrem privaten Umfeld dafür werben, wieder mehr Lebensräume für Schmetterlinge zu schaffen. Allerdings muss man sich mit ihnen beschäftigen, um ihre Lebensweise zu verstehen. Zu diesem Zweck bietet der Nabu Bonn auch in diesem Sommer wieder mehrere Exkursionen speziell zum Thema Schmetterlinge an.

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