Georgsring Initiative Neue Pfade in Rheinbach eingestellt

Rheinbach · Der Georgsring stellt seine Initiative Neue Pfade in Rheinbach aus wirtschaftlichen Gründen ein. Die Arbeitsmarktinitiative hat rund 3000 junge Menschen auf die Berufswelt vorbereitet. Fehlende Zuschüsse führten zum Ende.

 2012 besuchte NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft die Neuen Pfade in Rheinbach, um sich über die Arbeit zu informieren.

2012 besuchte NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft die Neuen Pfade in Rheinbach, um sich über die Arbeit zu informieren.

Foto: Wolfgang Henry

Dass das Jubiläum des Georgsrings zeitlich mit dem Ende seiner großen und in Rheinbach an allen Ecken sichtbaren Initiative Neue Pfade zusammenfällt, ist nicht nur für den Verein bedauerlich, sondern wird sicher auch im Stadtbild Rheinbachs und der Höhenorte sichtbar werden. Aus betriebswirtschaftlichen Gründen musste der Georgsring seine Initiative Neue Pfade zum 31. März dieses Jahres einstellen.

Die übrigen Initiativen des Georgsrings – Möbellager, Fahrradwerkstatt und Joblotsen zur Integration Geflüchteter – bleiben bestehen. Sein Jubiläum begeht der Verein, 1969 mit dem Ziel der Unterstützung der Georgspfadfinder gegründet, nicht mit einem großen Fest. Mithilfe der Lions, Rotarier und vieler ehemaliger Stammesmitglieder macht sich der Förderverein dafür stark, erstmals Pfadfindern aus Rheinbach die Teilnahme am internationalen Pfadfindertreffen „World Scout Jamboree“ in den USA zu ermöglichen.

„Spätestens in einem Jahr wird auch der Letzte hier in Rheinbach gemerkt haben, dass es die Neuen Pfade nicht mehr gibt“, sagt Martin Fröhlich als Vorsitzender des Georgsrings. Vieles, was die Stadt aufgrund der Haushaltssituation in den vergangenen Jahren nicht leisten konnte, wurde durch die Arbeit der Neuen Pfade möglich.

Eine nicht enden wollende Liste zählen neben Fröhlich die ehemaligen Pfadfinder und Vorstandsmitglieder Werner Gerhards und Hann-Jörg Limbach auf. Dabei nennen sie die zügige Entfernung von Graffitis, die Sanierung und der Wiederaufbau von mehr als 1000 Bänken in der Kernstadt und in den Höhenorten, die Pflege von öffentlichen Anlagen und Gräbern der Ehrenbürger und in Kooperation mit dem Eifelverein die Beschilderungen im Wald mit historischen Wegebezeichnungen.

Priorität legte die Initiative auf die Instandhaltung von geschichtsträchtigen Gebäuden, Wegekreuzen und Gartenanlagen wie den Schwesternpark. Bürgermeister Stefan Raetz versichert, dass das Bild einer sauberen und gepflegten Stadt Rheinbach mit dem Ende der Neuen Pfade nicht ende. „Die Neuen Pfade haben unglaublich viel an Pflege und Instandhaltung im öffentlichen Raum geleistet, das fällt nun wieder an die Stadt zurück“, so Raetz, der Personal aufstocken will, um den Standard halten zu können.

2003 das Bundesprojekt „Jump Plus“ realisiert

Die Haushaltssituation habe sich gebessert, denn „unsere Sparbemühungen zeigen jetzt Erfolge, und so werden wir in Reinigung, Sauberkeit und Pflege investieren“, sagt der Bürgermeister und zollt dem Engagement der Neuen Pfade höchste Anerkennung. Es waren tatsächlich neue Pfade, die die Stadt Rheinbach gemeinsam mit dem Georgsring beschritt, als sie im Jahr 2003 das Bundesprojekt „Jump Plus“, das sich die Integration von arbeitslosen Jugendlichen zum Ziel gesetzt hatte, realisierten. Drei Jahre später entstanden daraus die Neuen Pfade.

„Dank des guten Netzwerks der alten Pfadfinder hatten wir eine sehr hohe Vermittlungsquote und das Jobcenter plädierte bald dafür, die Initiative für Erwachsene zu öffnen und so alle Altersgruppen fördern zu können“, erläutert Fröhlich und resümiert, dass „die Neuen Pfade, das, was die Pfadfinder angetreten haben – nämlich soziale Projekte und Instandhaltung zu verknüpfen – weitergeführt und perfektioniert haben.“ Im Mittelpunkt stand die Integration von Menschen mit sozialen Handicaps. „Seit 2003 haben wir rund 3000 Menschen gefördert“, berichtet der Vereinsvorsitzende. Wichtig war den vielen Ehrenamtlichen und zwölf Festangestellten dabei, Werte zu vermitteln und Hemmschwellen abzubauen.

Außerdem erlangten die Menschen durch die praxisbezogenen, sinnvollen Arbeitsaufträge Sichtbarkeit im öffentlichen Raum und damit viel Anerkennung. Die Unterstützung in der Bevölkerung und vor allem durch Rheinbacher Handwerker und Unternehmer war groß. „Wir waren nie Konkurrenz, sondern haben immer dort gearbeitet, wo sonst keine Mittel zur Verfügung standen“, so Fröhlich. Dass die Initiative aufgrund von Veränderungen in der Arbeitsmarktpolitik des Bundes schließlich eingestellt werden musste, bedauert nicht nur Fröhlich. „Bereits 2017/18 war absehbar, dass es wirtschaftlich eng werden würde“, so Schatzmeister Hann-Jörg Limbach. Um den Mitarbeitern, die sie in den Jahren auch aus den eigenen Reihen rekrutiert hatten, die Möglichkeit zu geben, neue Jobs zu finden, „haben wir die Neuen Pfade dann aber erst dieses Jahres zu Grabe getragen“.

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