Museum Im Juli ist Spatensich für Römerkanal-Infozentrum in Rheinbach

Rheinbach · Für das Römerkanal-Infozentrum ist im Juli Spatenstich. Das eine Million Euro teure Projekt soll im Herbst 2019 fertig sein. Freundeskreis hat zehn Jahre an der Verwirklichung gearbeitet.

 Ziegen die Baupläne: (v.l.) Klaus Grewe, Lorenz Euskirchen und Rolf Greiff.

Ziegen die Baupläne: (v.l.) Klaus Grewe, Lorenz Euskirchen und Rolf Greiff.

Foto: Mario Quadt

Als Archäologe und Geodät ist es Klaus Grewe gewohnt, tief zu graben, bis etwas von Wert an die Oberfläche kommt. Nicht anders verhält es sich mit einem Segment des rund 2000 Jahre alten Römerkanals. Das findet der Archäologie-Professor nicht in Kall-Sötenich in der Eifel, wo es einst Teil der römischen Wasserleitung zwischen Köln und Nettersheim war, sondern in der amerikanischen Hauptstadt Washington: Im National Museum of American History entdeckt er das Originalstück in illustrer Gesellschaft – eingebettet zwischen dem Konferenztisch der Friedenskonferenz von Jalta im Februar 1945 und dem ersten Motorrad, welches einst über die Straßen der Vereinigten Staaten brauste.

Was die antike, 95,4 Kilometer lange Wasserverbindung so wertvoll macht, können Besucher bald in einem eigenen Museum erleben. Am Mittwoch, 11. Juli, ist Spatenstich für das Römerkanal-Infozentrum in Rheinbach.

Da das Aquädukt, welches die spätere Domstadt Tag für Tag mit rund 20 000 Kubikmetern besten Trinkwassers aus der nördlichen Eifel versorgte (siehe Kasten), in Rheinbach noch an vielen Stellen im Stadtbild direkt sichtbar ist, entstand in der Glasstadt 2007 die Idee, dem antiken Bauwerk ein Museum widmen zu wollen – das Römerkanal-Infozentrum. „Wir wollen etwas schaffen, das das Alleinstellungsmerkmal für Rheinbach und die Region unterstreicht“, berichtet Lorenz Euskirchen, Vorsitzender des 2008 gegründeten Vereins „Freundeskreis Römerkanal“.

Nach zehn Jahren können Euskirchen und seine 240 Mitstreiter feststellen, dass sich das emsige Bohren dicker Bretter bis zur Realisierung dieser Herzensangelegenheit gelohnt hat. „Wir hoffen, dass das Römerkanal-Infozentrum wie geplant im Herbst 2019 fertiggestellt ist“, sagt Klaus Grewe, Beisitzer des Freundeskreis-Vorstands und wissenschaftlicher Berater des Vereins. Derzeit läuft noch die Ausschreibung des rund eine Million Euro teuren Bauvorhabens.

"Bauwerk mit Geschichte zum Anfassen"

Bevor am Mittwoch, 11. Juli, am Himmeroder Wall der geplante Spatenstich über die Bühne geht, haben sich Archäologen seit Karneval den Baugrund in Nachbarschaft des unter Denkmalschutz stehenden Himmeroder Hofs angeschaut. Da sie nichts von historischer Bedeutung zu Tage förderten, können die Arbeiten wie vorgesehen im Sommer beginnen. Entstehen soll ein „Bauwerk mit Geschichte zum Anfassen“, sagt Euskirchen. Es soll außerdem eine Lücke füllen, die sich durch zusammengestrichene Lehrpläne ergeben, wie Rolf Greiff, Vize-Vorsitzender des Freundeskreises Römerkanal, findet. „Durch G8 sind im Fach Geschichte Epochen wie die Römerzeit derart komprimiert, dass für vertieftes Wissen kaum Zeit bleibt“, erklärt Greiff, der einst als Lehrer unter anderem Latein und Sport unterrichtete.

Auf rund 140 Quadratmetern Ausstellungsfläche können die Besucher auf multimediale Weise Hintergründe zum Wasserbau der Römer, zur Wanderstrecke entlang der Originaltrasse sowie zu den Sehenswürdigkeiten entlang der Route erfahren. Mit direktem Anschluss an das Naturparkzentrum Himmeroder Hof entsteht ein transparenter Glas-Beton-Kubus, der mit seinem wehrhaft anmutenden Erscheinungsbild die Türme der Stadtmauer und des benachbarten Hexenturms zitiert. Die Geschichte des Museums begann mit der Kontaktaufnahme einiger Mitglieder des damaligen Arbeitskreises „Römerkanalinfozentrum“ mit dem NRW-Bauministerium und dem Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland, wie sich Euskirchen erinnert. Denn: In Zeiten chronisch knapper Kassen gilt es, möglichst viele Protagonisten ins Boot zu holen. Nachdem das Ministerium in Düsseldorf 2008 seine Unterstützung des Vorhabens zusagte, gründete sich am 18. November des selben Jahres der Freundeskreis.

Ausstellung "Wasser für Roms Städte" als Basis

Der beließ es nicht nur bei einer Fülle von Führungen, Vorträgen und außerschulischen Bildungsprojekten, sondern ackerte auch emsig dafür, dass sich der Traum von eigenem Museum oder Infozentrum für die örtlichen Zeugnisse des antiken Bauwerks erfüllt. Als Basis für die Ausstellung dient die von Professor Grewe kuratierte Ausstellung „Wasser für Roms Städte“, die in den Jahren 2014 bis 2017 Köln rund 70 000 Besucher anlockte, in Xanten 102 000 und in Zülpich 40 000 Interessierte.

Das in Washington gefundene Originalstück des Römerkanals gelangte nach Grewes Recherche 1928 über den großen Teich, um 1933/34 anlässlich der Weltausstellung in Chicago ausgestellt zu werden. Sollte es im Magazin des National Museum of American History zwischen Jalta-Tisch und US-Motorrad im Weg stehen, wäre der Freundeskreis Römerkanal bereit, das gute Stück in Rheinbach auszustellen.

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