Bevölkerungszuwachs im Kreis Diakonische Konferenz in Rheinbach fordert sozialen Wohnungsbau

Rheinbach · Die Diakonische Konferenz in Rheinbach fordert mehr sozialen Wohnungsbau. Die Bevölkerung steigt weiter. Im Jahr 2030 sollen in Rheinbach, Meckenheim und Swisttal fast 80.000 Menschen leben.

 Der Bedarf an Sozialwohnungen ist deutlich höher als die Zahl der geplanten Neubauten.

Der Bedarf an Sozialwohnungen ist deutlich höher als die Zahl der geplanten Neubauten.

Foto: Benjamin Westhoff

Wer in letzter Zeit eine Wohnung oder ein Haus gesucht hat, der kennt die Schwierigkeit, angemessenen und dann auch noch bezahlbaren Wohnraum zu finden. Unter der Überschrift „Suchst du noch oder wohnst du schon?“ stand die 17. Diakonische Konferenz der evangelischen Kirchengemeinden aus Meckenheim, Rheinbach und Swisttal sowie des Diakonischen Werks Bonn am Mittwoch in der Rheinbacher Gnadenkirche.

Dass das Thema den Verantwortlichen auf den Nägeln brennt, zeigte der mit 120 Teilnehmer vollbesetzte Kirchenraum. Mit dabei waren neben den Bürgermeistern Stefan Raetz (Rheinbach), Bert Spilles (Meckenheim) und Petra Kalkbrenner (Swisttal) auch Politiker der Kreistags- und Stadtratsfraktionen, Gemeindemitglieder sowie Vertreter aus sozialen Einrichtungen und Institutionen und interessierte Bürger.

„Je kleiner der Geldbeutel, desto schwieriger wird es, angemessenen Wohnraum zu finden. Dabei gehört doch eigener Wohnraum zur Menschenwürde in unserer Gesellschaft dazu. Die Zahl der Wohnungslosen ist zwischen 2014 und 2016 um 150 Prozent gestiegen“, wies zu Beginn Pfarrerin Gudrun Schlösser von der Evangelischen Kirchengemeinde Rheinbach auf die Bedeutung des Themas hin.

Steigende Nachfrage bis 2030

Das Problem habe sich in den vergangenen zwei bis drei Jahren verschärft, sagte Raetz in seinem Grußwort. Über die Entwicklung der Bevölkerungsstruktur, die Zuwanderung und die damit einhergehenden steigende Nachfrage nach Wohnraum bis 2030 im westlichen Kreisgebiet sprach Petra Heising vom Bonner Forschungsinstitut „empirica“ in ihrem Eingangsreferat. Sie zitierte aus ihrer 2016 erschienenen Studie über den regionalen Wohnraumbedarf für den Rhein-Sieg-Kreis.

So machte die die Fachfrau deutlich, dass die stark boomende Wirtschaft in Meckenheim, Rheinbach und Swisttal und die überschwappende Wohnungsnachfrage aus Bonn seit 2010 besonders den Zuzug von jungen Familien zur Folge gehabt habe. Um diesen Trend aufzufangen und die Nachfrage nach Wohnraum zu befriedigen, müssten bei einem Bevölkerungszuwachs von 74.830 (2015) auf 79.800 im Jahr 2030 bis zum Jahr 2020 jährlich 210 und danach bis 2030 jährlich 140 Wohneinheiten in Ein- und Mehrfamilienhäusern gebaut werden.

„Die Schaffung von Wohnraum bezieht sich dabei auf alle drei Kommunen. Denn wer in Meckenheim keine Wohnung findet, schaut sich in Rheinbach und Swisttal um und umgekehrt. Daher empfehle ich den Städten ein gemeinsames Konzept“, sagte Heising. Dabei sei der Bau von Sozialwohnungen nur ein Mosaikstein in einer Reihe von Maßnahmen. „Damit die Mieten und Kaufpreise nicht ansteigen, geht es erst einmal darum, überhaupt Wohnraum zu schaffen.“

Erstellung von Sozialwohnungen ist notwendig

In dem Zusammenhang wies die Fachfrau auf die Babyboomer-Generation der heute 50- bis 60-Jährigen hin, die 2030 Senioren von Mitte 70 seien und zu Zweit in ihren Häusern lebten. „Es wäre zu überlegen, ob diese Generation nicht mit einem Angebot hochwertiger seniorenfreundlicher Neubauwohnungen in ihrer Nachbarschaft zu locken sei, so dass ihre Häuser für Familien frei würden.“ Ein Ansatz, der später auch in den Arbeitsgruppen ausführlich diskutiert wurde.

Einig waren sich alle Gruppen über die notwendige Erstellung von Sozialwohnungen. „Wir brauchen preisgebundene Wohnungen. Da sind wir allerdings auf die Investoren angewiesen. Sie müssen im Bereich Mietbindung bauen wollen“, erklärte Raetz. Er will künftig verstärkt auch auf den Bauträger des Kreises zurückgreifen.

In seinem Abschlussplädoyer forderte Superintendent Mathias Mölleken die Ausweisung entsprechender Baugrundstücke, eine „mutige“ Antragstellung für öffentlich geförderten Wohnungsbau in NRW – denn nicht alle Fördermittel seien in 2017 abgerufen worden – sowie die wachsame Beobachtung eines sehr aggressiven Immobilienmarktes: Analog zum Markusevangelium und zu Jesu Christi Geburt müssen „wir Raum und Herberge schaffen, nicht nur Notunterkünfte – auch Jesus und seinen Eltern Maria und Josef hätte es gut getan“.

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