Rheinbacher Stadtwald Borkenkäfer beschäftigen Stadtförster in Rheinbach

Rheinbach · Da die Borkenkäfer noch weiteren Schaden anrichten dürften, setzt Rheinbachs Stadtförster auf Wiederaufforstung. Der Kubikmeter Fichtenholz kostete vor der Käferplage rund 90 Euro, derzeit sind es nur noch rund 45 Euro.

Sebastian Tölle hat es derzeit nicht leicht. Wenn Wanderer und Spaziergänger durch die Wälder streifen, stoßen sie immer wieder auf kahl geschlagene Lichtungen und große Mengen gestapelter Stämme am Wegesrand, die auf ihren Abtransport ins Sägewerk warten. „Was soll der Kahlschlag?“, müssen sich Tölle und seine Mitarbeiter immer wieder erboste Fragen von Passanten gefallen lassen, die einen wirtschaftlichen Ausverkauf des Waldes wittern. Doch weit gefehlt. Das Gegenteil ist richtig: Stadtwaldförster Tölle und sein Team haben alle Hände voll zu tun, große Teile des Waldes zu retten.

Konkret geht es darum, den Befall durch den Borkenkäfer, der sich bekanntlich während des vergangenen Jahrhundertsommers auf verheerende Art und Weise durch die Fichtenwälder des Landes gefressen hatte, so gut es geht einzudämmen. Will heißen: Tölle muss so schnell es geht, alle bereits sichtbar geschädigten Fichten fällen und schleunigst aus dem Wald bringen. Denn wenn sich das Wetter in den nächsten Wochen ungünstig entwickelt, zu warm und zu trocken bleibt, droht laut Sebastian Tölle „eine schlimmere Borkenkäferplage als im vergangenen Jahr“. Das hat seiner Ansicht nach damit zu tun, „dass die Ausgangspopulation der Käfer 2019 tausendmal höher ist, als 2018“. Bei weiter warmem und trockenem Wetter findet der Borkenkäfer nicht nur ideale Lebensbedingungen. Vor allem könne die Fichte kein Harz bilden und sich so gegen den Käfer verteidigen, so Tölle.

Wie heftig die Käferplage auch den Rheinbacher Stadtwald getroffen hat, verdeutlicht eine Zahl: In einem normalen Jahr schlägt Tölle etwa 50 Kubikmeter Schadholz in seinem Revier, bedingt durch den Borkenkäfer waren es 2018 über 1500 Kubikmeter. Kein Wunder, dass der Markt für Nadelholz quasi über Nacht zusammengebrochen ist: „Der Kubikmeter Fichtenholz kostete vor der Käferplage rund 90 Euro, derzeit sind wir bei rund 45 Euro“, sagt der Förster.

Von Resignation keine Spur

Dass die Fichte zum Auslaufmodell im Wald wird, scheint fast schon unabwendbar. 2016 machte der Nadelbaum, der in deutschen Wäldern eigentlich nicht heimisch ist, aber als schnell wachsender „Wirtschaftsbaum“ für gute Erträge sorgte, noch rund acht Prozent des Rheinbacher Waldes aus. Derzeit sind es noch etwa sechs Prozent, schätzt Tölle, „und ob wir in fünf Jahren hier noch eine Fichte stehen haben werden, ist mehr als fraglich“. Dafür macht der der Förster nicht nur die Borkenkäfer verantwortlich, „die im vergangenen Jahr in einem nicht gekannten Ausmaß gewütet hatten“. Auch die Stürme in den vergangenen Monaten fügten den Fichtenbeständen weiteren Schaden zu.

Was besonders nachdenklich stimmt: Das Rheinbacher Forstamt hatte bereits in den vergangenen Jahren viel Geld dafür ausgegeben, die Fichte durch einen anderen Nadelbaum zu ersetzen: Nämlich durch die nordamerikanische Douglasie. Die Baumart machte vor drei Jahren – zusammen mit der Küstentanne – bereits rund zehn Prozent des Rheinbacher Waldes aus. Ein Vorteil der Douglasie ist im Vergleich zur Fichte: Der Borkenkäfer kann mit ihr nichts anfangen. Dafür macht seit rund zwei Jahren ein anderer Schädling dem Baum zunehmend den Garaus: Die sogenannte Douglasiengallmücke. Handlungsmöglichkeiten: So gut wie keine. So dramatisch ist das Douglasiensterben im Rheinbacher Forst bereits, dass Sebastian Tölle befürchtet: „Die Investitionen der letzten zehn Jahre könnten verloren gehen.“

Trotzdem ist von Resignation keine Spur beim Stadtförster. Dabei will Tölle allerdings nicht nur auf das Abholzen von geschädigten Fichten setzen, um dem Borkenkäfer die Nahrungsgrundlage zu entziehen. Vor allem auf Neupflanzungen setzt er seine Hoffnungen. Was viele der ungehaltenen Passanten nämlich nicht sehen: Tölles vier Mitarbeiter, die städtischen Forstwirte, forsten derzeit die Kahlschläge systematisch wieder auf.

Insgesamt 11 000 Pflanzen sollen in diesem Frühjahr in die Erde kommen. Und dabei setzt die Stadtförsterei verstärkt auf aktuell noch weitestgehend schädlingsresistente Arten: Etwa auf Edelkastanien, Eichen, Vogelkirschen und Baumhasel.

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