Kommentar zum Richtfet der JVA-Baustelle Bühne für Kutschaty

Meinung | Rheinbach · Während im Parterre des im Rohbau befindlichen C-Flügels der JVA schon alles nach Hafthaus aussieht, ist auf der Spitze des viergeschossigen Gebäudes noch kein Dach zu finden.

Das Richtfest, auch Bauheben, Weihefest oder Hebefest genannt, ist eine uralte Tradition, die bis ins 14.Jahrhundert zurückreicht. Dazu gehört das Setzen eines Richtkranzes auf dem Dach, zudem hält der Polier eine kurze Ansprache, den Richtspruch, der als Dank an Architekten und Bauherrn sowie als Bitte um Gottes Segen für das Haus zu verstehen ist.

Beim Richtfest zum neuen C-Flügel der Justizvollzugsanstalt (JVA) Rheinbach wunderten sich am Donnerstag viele Besucher, dass zwar ein Richtkranz am Kran der Baustelle baumelte, es aber noch gar kein Dach gab, auf das der Kranz gekonnt hätte.

Es ist legitim, dass ein Minister in Wahlkampfzeiten eine Bühne sucht, auf der er kundtun kann, was seine Landesregierung für den Strafvollzug tut und künftig zu tun gedenkt, um den Strafvollzug zu modernisieren. Grotesk mutet es allerdings an, wenn offenbar auf Druck des Düsseldorfer Ministeriums eine Bühne geschaffen wird, die nach dem zeitlichen Ablauf auf der Baustelle noch gar nicht dort stehen kann.

Immer vor anstehenden Wahlterminen dürfen wir zur Kenntnis nehmen, dass lange geplante Projekte wie Kreisel, Straßensanierungen oder andere öffentliche Bauten just wenige Tage und Wochen vor dem Urnengang fertig werden – oder wie im Fall der Rheinbacher JVA zumindest ein Richtfest zu feiern ist. Das in den Festreden als so wichtig für die Allgemeinheit gepriesene Anliegen verkommt somit zum Showeffekt für um Stimmen ringende Politiker. Und das ist jammerschade.

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