30 Jahre Ehrenamt Bundesverdienstkreuz für Meckenheimer Schiedsperson

Meckenheim/Düsseldorf · NRW-Justizminister Peter Biesenbach hat Schiedsperson Hans-Günther Botzem aus Meckenheim das Bundesverdienstkreuz verliehen. Etwa 200 Nachbarschaftsstreite löste er zwischen 1985 und 2015.

Sie kamen als Feinde, sie gingen als Freunde: Seine (ehrenamtliche) Arbeit muss Hans-Günther Botzem gut gemacht haben, wenn sich Streithähne in seinem Wohnzimmer plötzlich – überraschend für alle Teilnehmer – die Hand zur Versöhnung reichten. In 30 Jahren als ehrenamtliche Schiedsperson in Meckenheim konnte Botzem so manchen Nachbarschaftsstreit befrieden. Etwa 200 knifflige Fälle rund um Lärmbelästigungen, Grenzkonflikte und sonstige Streitigkeiten am Gartenzaun hatte der selbstständige Handelsvertreter zwischen 1985 und 2015 zu lösen. Für dieses außergewöhnliche Engagement erhielt der heute 73-Jährige aus den Händen von NRW-Justizminister Peter Biesenbach (CDU) das Bundesverdienstkreuz.

„Der Orden ist eine Auszeichnung, mit der Persönlichkeiten geehrt werden, die sich in ganz besonderem Maße um die Gesellschaft verdient gemacht haben. Deswegen ehrt der Bundespräsident Herrn Botzem völlig zu Recht für sein unglaubliches ehrenamtliches Engagement“, sagte Biesenbach während einer Feierstunde in Düsseldorf.

Neben dieser zeitaufwendigen Aufgabe als Schiedsmann hatte sich Botzem – 1985 erstmals als Schiedsperson vom Stadtrat gewählt – jahrelang um die Auswahl und Ausbildung neuer Schiedspersonen gekümmert. Außerdem, betonte der Düsseldorfer Ressortchef, habe er durch seine Teilnahme an Veranstaltungen die Funktion der Schiedsperson der breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht, so Biesenbach. Zusätzlich war Botzem von 1989 bis 1993 ehrenamtlicher Richter am Kölner Verwaltungsgericht.

Auch im Bürgerverein und für den Kreis im Einsatz

Bereits im März 2015 erhielt Botzem von Meckenheims Bürgermeister Bert Spilles für seine Verdienste als Schiedsmann die Ehrennadel der Stadt Meckenheim. Ferner ist er Mitbegründer des Bürgervereins Meckenheim und arbeitete ehrenamtlich im Katholischen Verein für Soziale Dienste im Rhein-Sieg-Kreis, wo er die Schuldnerberatungsstelle in Meckenheim unterstützte. Bis 2009 war Botzem als selbstständiger Handelsvertreter tätig. Nicht leichten Herzens gab er sein Ehrenamt der Schiedsperson 2015 nach drei Jahrzehnten in jüngere Hände.

Mittlerweile genießt er im Kreise seiner Familie seinen Ruhestand: Er ist verheiratet, hat einen erwachsenen Sohn und zwei Enkel. Sollten die sich mal streiten, weiß ihr Opa, wie dem Konflikt beizukommen ist: Die Kunst beim Streitschlichten sei es, genau zuhören zu können, sagte er dem GA. Die meisten Fälle schlichtete er in seinem Wohnzimmer, indem er die Streithähne meist an Freitagabenden nach getaner Arbeit zu sich einlud. Später ging er dazu über, die im Clinch liegenden Parteien auf „neutralen Grund“ einzuladen – ins Meckenheimer Rathaus.

Meist sind Nachbarstreitigkeiten, zum Beispiel wegen Lärmbelästigung, Einfriedungen oder Dachtraufen, Grund für den Gang zum Schiedsmann; seltener sind Strafsachen wie Beleidigung, leichte Körperverletzung, Bedrohung, Sachbeschädigung oder Verletzung des Briefgeheimnisses die Ursache. Die größte Freude bereitete ihm das Ehrenamt, wenn Menschen, die über Jahre kein Wort miteinander sprachen, befriedet sein Wohnzimmer verlassen konnten.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort