Flüchtlinge in Meckenheim „Die Behörden sind das Problem“

MECKENHEIM · Die Meckenheimer Baumschule Ley beschäftigt acht Flüchtlinge und ist voll des Lobes für die neuen Mitarbeiter. Aber es gibt Kritik am Ausländeramt und Arbeitsagentur und deren Bürokratie.

Christoph Dirksen von der Baumschule Ley hat gute Erfahrungen mit den Flüchtlingen gemacht, die einen Jahresvertrag bei der Firma haben, hier (v. l.)die Syrer Akrm Youssef, Mohammad und Mohammad.

Christoph Dirksen von der Baumschule Ley hat gute Erfahrungen mit den Flüchtlingen gemacht, die einen Jahresvertrag bei der Firma haben, hier (v. l.)die Syrer Akrm Youssef, Mohammad und Mohammad.

Foto: Axel Vogel

Wie lassen sich Flüchtlinge in den Arbeitsmarkt integrieren? Darüber machen sich in der Region auch mehr und mehr Betriebe und Unternehmen Gedanken. So hatte der General-Anzeiger erst in der vergangenen Woche über die Erfahrungen des Landwirtes Karlheinz Mandt aus Alfter berichtet, der vier Flüchtlingen ganz offiziell und auf Mindestlohn-Basis zur Spargelernte eingesetzt hatte. Darunter war auch der 28 Jahre alte Syrer Aid Jasim, den der General-Anzeiger in einer losen Serie bei seinen Anstrengungen begleitet, in Alfter heimisch zu werden.

Mandt zog allerdings nach einigen Wochen Praxis ein höchst durchwachsenes Resümee: Bis auf Aid Jasim stimmte die Motivation bei den Flüchtlingen oft nicht. Aber auch das aufwendige Genehmigungsverfahren bei den Behörden, sprich eine Arbeitsgenehmigung bei dem Ausländeramt in Siegburg und der Bonner Agentur für Arbeit einzuholen, ernüchterte Mandt ein Stück weit. Ähnliche Erfahrungen in Sachen Bürokratie machte auch Christoph Dirksen, Geschäftsführer der Baumschule Ley in Meckenheim, der acht Flüchtlinge beschäftigt. Aber im Gegensatz zu Mandt sagt Dirksen über seine neuen Mitarbeiter: „Die Motivation stimmt hier bei allen hundertprozentig.“

Mitte Mai hatte Geschäftsführer Dirksen die acht Flüchtlinge eingestellt. Konkret geht es um sieben Syrer und einen Mann aus Nigeria. Die Einstellung erfolgte laut Dirksen nach einem gängigen Verfahren: Die Flüchtlinge bekamen alle einen Vertrag für ein Jahr, allerdings mit einer dreimonatigen Probezeit, Vertragsbestandteile waren etwa der gesetzliche Mindestlohn inklusive der üblichen Urlaubsansprüche. „Wenn alles passt, werden wir die Flüchtlinge auch übernehmen“, so Dirksen weiter. Zum Teil hatten ihm Ehrenamtliche die Leute empfohlen, die andere Hälfte kam aus den Unterkünften der Stadt Meckenheim. „Insgesamt waren Ende vergangenen Jahres 25 Flüchtlinge zu einer Informationsveranstaltung in unsere Baumschule gekommen“, berichtet Dirksen: „18 haben daraufhin ein Praktikum bei uns gemacht.“ Zwar seien alle 18 überaus engagiert gewesen, so der Geschäftsführer weiter, „ich konnte aber nur acht einstellen“.

Und die erwiesen sich in der Folge durch die Bank als Glücksgriffe: „Die Flüchtlinge sind immer pünktlich, höflich und nett, und auch immer gewillt zu arbeiten“, betont Christoph Dirksen. In Schulnoten ausgedrückt würde er allen „eine glatte Zwei“ geben. Schließlich hätten die Flüchtlinge sogar gebeten, Überstunden und Wochenendarbeit machen zu dürfen. „Von den Menschen kann man keine Weltwunder erwarten, und für viele ist das sicher nicht der Traumjob“, so Dirksen weiter: „Aber die meisten sind glücklich und froh, dass sie hier eine Arbeit haben.“ Auch gehöre zum Arbeitsalltag, dass er die neuen Mitarbeiter regelmäßig zum Deutschunterunterricht abstelle: „Deutschkenntnisse sind auch in unserem Betrieb ganz wichtig.“

Was Dirksens Hochgefühl allerdings trübt: „Die Behörden sind das Problem.“ So habe er von November bis Mai gebraucht, bis alle für die Arbeitsgenehmigungen notwendigen Papiere bei den zuständigen Ämtern, dem Ausländeramt und der Agentur für Arbeit, vorlagen. Das Problem aus seiner Sicht: „Es fehlt beispielsweise eine verbindliche Liste oder ein Fahrplan, was alles an Papieren und Unterlagen zur Beschäftigung eines Flüchtlings gebraucht wird.“ Zudem hatte er den Eindruck, „dass die Behörden über einige Regelungen selber nicht genau Bescheid wussten, Angst hatten, etwas falsch zu machen, und zudem noch wegen der Vielzahl an Fällen überlastet sind“.

Inständig hatte Dirksen auch auf jene „Scouts“ der Agentur für Arbeit gehofft, die bereits angekündigt worden seien, und die genau diese Verfahren beschleunigen und für den Arbeitsmarkt geeignete Flüchtlinge frühzeitig sichten sollen: „Wo sind die?“, fragt er. Dabei bezieht er sich auf das Programm „Early Intervention“, das von der Bundesagentur für Arbeit und dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf) aufgelegt wurde, um Flüchtlinge so schnell wie möglich auf ihre fachliche Qualifikation zu prüfen. Dazu sollten offiziell an neun Standorten verborgene Talente aufgespürt werden.

Von den Negativerfahrungen lässt sich Christoph Dirksen aber nicht abschrecken, für ihn steht fest: „Wir werden nach unseren guten Erfahrungen mit den Flüchtlingen im August noch zwei weitere einstellen. Warum soll ich Mitarbeiter aus Osteuropa hierherholen, wenn ich gute Leute vor der Haustür habe?“

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