Heinrich Böll und die Grüne Insel Zu Besuch beim „Irischen Abend“ in Merten

Bornheim-Merten · Mit einem „Irischen Abend“ in Merten spüren Bruno Arich-Gerz und die Daisy Bates dem Literaturnobelpreisträger nach, der ein Cottage auf Achill Island hatte.

 In Aktion: Die Daisy Bates in der Aula der Heinrich-Böll-Sekundarschule in Merten.

In Aktion: Die Daisy Bates in der Aula der Heinrich-Böll-Sekundarschule in Merten.

Foto: Sonja Weber

Bornheimer Vereine, Schulen, Kulturtreibende und Bürger haben anlässlich des Heinrich-Böll-Jahres 2017 zum 100. Geburtstag des Literaturnobelpreisträgers eine Vielzahl abwechslungsreicher Veranstaltungen auf die Beine gestellt. Jetzt stand mit einem vom Bornheimer Kulturforum, der Stadtbücherei und dem Stadtarchiv organisierten „Irischen Abend“ noch einmal etwas ganz Besonderes auf dem Programm.

In der Aula der Heinrich-Böll-Sekundarschule in Merten nahm der in Hürth lebende Literatur- und Medienwissenschaftler Bruno Arich-Gerz rund 100 Zuhörer mit auf seine Reise in den äußersten Westen Irlands, wo er in diesem Februar zwei Wochen in Heinrich Bölls Ferienhaus in Dugort verbrachte. Seit 25 Jahren bietet das zur Residenz auf Zeit umgewidmete „Heinrich Böll Cottage“ auf Achill Island Künstlern aus aller Welt eine inspirierende Umgebung für kreatives Schaffen.

"Kampf" mit dem Torffeuer im Ofen

Selbst zur Feder griff Arich-Gerz während seines Aufenthalts nicht – stattdessen saugte er die Umgebung in sich auf. Er saß an dem Schreibtisch, an dem unter anderem die „Irischen Tagebücher“ vor 60 Jahren entstanden, kämpfte mit dem Torffeuer im Ofen, mit den undichten Fenstern, den langen, einsamen Abenden und ignorierte den neugierigen Träger einer Jack-Wolfskin- Funktionsjacke, der sich zu ihm verirrt hatte. All dies hielt der Wissenschaftler fotografisch fest und glich seine Eindrücke mit den Einträgen in Bölls weltbekanntem Tagebuch ab.

„Wie Kulissen aus einem Gespensterfilm“ beschrieb Böll beispielsweise ein verlassenes Dorf, dessen graue, dachlose Steinruinen sich über 1,5 Kilometer entlang des Südhangs des 671 Meter hohen Berges Slievemore aneinanderreihen. „Zeit und Elemente haben alles in unendlicher Geduld weggefressen, was nicht Stein war“, hielt Böll fest. „Das Skelett einer menschlichen Siedlung.“

Musikalisch untermalt wurde der Vortrag mit Irish Folk von den Daisy Bates, die das Publikum mal mit ausgelassenen, mal mit wehmütigen Weisen auf die Grüne Insel entführten. „Ich freue mich, dass Bruno Arich-Gerz und die Musikerinnen das Programm des Bornheimer Heinrich-Böll-Jahres bereichern“, sagte Stadtarchivar Jens Löffler. „Wann kommt man schon mal für sieben Euro nach Irland?“

Auch Bürgermeister Wolfgang Henseler dankte noch einmal allen, die sich mit ihren Beiträgen am Programm des Heinrich-Böll-Jahres beteiligt haben.

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