Unterwegs in Rösberg "Wir wohnen einfach herrlich hier"

BORNHEIM-RÖSBERG · Für kurze Zeit ist der Betrachter irritiert: Was blendet mehr, die Sonne oder der stolze Wasserturm? Für die Bewohner des Bauwerks, das nach dem Ersten Weltkrieg von den Briten gebaut wurde, ist die Antwort jedenfalls klar. Sie bekommen bei gutem Wetter den ganzen Tag die volle Dröhnung.

Der gut 100 Jahre alte ehemalige Wasserspeicher ist der höchste Ort Rösbergs, einem Dorf mit gerade einmal rund 1500 Einwohnern, das dafür aber jede Menge Außergewöhnliches zu bieten hat. Und keiner kann einem das besser zeigen als Kurt Odenthal, der Ortsvorsteher.

Von der bei Sonnenschein ebenfalls blendend schönen Barock-Kirche führt der Weg zum sogenannten Trimborn-Hof in der Hemmergasse. In dem teilweise renovierten alten Hof ist ein schnuckeliges Café untergebracht. "Hier ist immer was los", sagt Odenthal. Vor allem am Wochenende, wenn die urigen Räumlichkeiten des umgebauten Stalls mit Leben gefüllt werden. Unter der Woche gibt es dort oft auch Lesungen oder kleinere Konzerte.

Doch neben diesem kulturellen Kleinod vermisst Odenthal in Rösberg etwas Bodenständiges: "Uns fehlt hier eine Kneipe, wo man abends einfach mal ein Bier trinken kann." Das Gasthaus an der Kirche hat schon seit einiger Zeit geschlossen. Geöffnet hat hingegen die Galerie Raasch im Neubaugebiet an der Schwarzwaldstraße. Deren Bau hatte Odenthal einst durchgesetzt.

Nun versucht er, mit den vorgeschriebenen sieben Stundenkilometern an der Grundschule vorbei zur Hausnummer 28 zu gelangen. Dort hat das Ehepaar Maria und Wilfried Raasch etwas in der Region Einmaliges zu bieten: eine Galerie im eigenen Haus. Genauer gesagt im Keller. Vier wechselnde Ausstellungen werden im Schnitt pro Jahr gezeigt. "Ich schleppe, sie hängt auf", sagt Wilfried Raasch über die Arbeitsteilung zwischen ihm und seiner Frau. Seit 2004 freut sich das Ehepaar nun schon über bis zu 100 Gäste bei den Eröffnungen. Derzeit sind die Werke der Malerin Brigitta Zeumer zu sehen.

Handfest geht es auch auf dem Markushof zu. Etwas außerhalb im Westen des Ortes gelegen, wird hier seit den 80er Jahren intensiv mit Pferden gearbeitet. Der Markushof ist Zucht- und Ausbildungsstall sowie Pferdepension in einem. Pferdewirtschaftsmeister Helmut Zerlett (der nichts mit dem bekannten Musiker zu tun hat) züchtet selbst, vermietet Boxen, bildet Pferde aus und gibt Reitunterricht. Wer sein Geld nicht in Pferde, sondern in teures Wohnen investieren möchte, kann sich hingegen eine Wohnung im Schloss mieten. Die wunderbare Schlossallee führt schnurstracks auf das im Zweiten Weltkrieg zerstörte und in den 70er Jahren renovierte Anwesen zu, das Platz für 50 Wohnungen bietet. "Das ist einzigartig", sagt Odenthal nicht ohne Stolz.

Mit all seinen kleinen und großen Besonderheiten nimmt Rösberg eine Sonderstellung ein unter Bornheims Ortschaften - das macht sich auch an der Bevölkerungsstruktur bemerkbar. "Früher waren wir ein reines Bauerndorf", sagt Odenthal. "Mittlerweile sind wir ein Schlafdorf." Viele Zugezogene schätzen Rösberg für seine Lage, obwohl sie oft ganz woanders arbeiten. "Aber wir wohnen einfach herrlich hier", schwärmt Odenthal, der auf die sehr gute Luft schwört: "Aus Wesseling kommt nichts rüber." Und daher will er den Zuzug vorerst auch nicht stoppen. "Rösberg soll noch etwas wachsen, damit die Markus-Schule im Ort erhalten bleiben kann", sagt er. Gerade läuft das Neubauprojekt an der Fortsetzung des Rütterswegs an.

Im Ort selbst finden sich die typischen Vorgebirgs-Strukturen: Enge Straßen, umgebaute alte Höfe und viel Tradition. Doch Ortsvorsteher Odenthal muss noch eine Besonderheit vorführen: Den Ziegenhof von Ilona Kuhnen an der Weberstraße. In ihrem Bioland-zertifizierten Betrieb stellt sie Leckereien von der Ziege her: Von Rösberger Camembert bis hin zu Pfefferbeißern. Bald soll auch ein kleines Gartencafé im Hof eröffnet werden, gleich neben den Ziegen. "Wir sind aber kein Streichelzoo", sagt Kuhnen. Zum Abschied aus Rösberg gibt's ein lautes "Määh!"

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