Bürgerentscheid zur Wasserversorgung in Bornheim Wie sich hartes und weiches Wasser unterscheiden

BORNHEIM · Fachleute geben im GA Auskunft zu Geschmacksfragen und Herkunft, Kalkablagerungen und Waschmitteldosierung beim Wasser.

Was ist eigentlich Wasserhärte? Und was versteht man unter Uferfiltrat? Der GA hat bei Fachleuten nachgefragt.

Wasserhärte: „Die Wasserhärte ergibt sich aus dem Anteil an Calcium- und Magnesiumionen, die im Wasser enthalten sind“, erklärt Physiker Rainer Stamminger, Professor für Haushalts- und Verfahrenstechnik an der Uni Bonn. Der Anteil beider Stoffe werde in Millimol gemessen. Bei einer Gesamtmenge von bis zu 1,5 Millimol pro Liter gelte Wasser als weich, zwischen 1,5 und 2,5 Millimol als mittelhart und darüber hinaus als hart.

„Wasserhärte ist in keiner Weise gesundheitsschädlich, im Gegenteil: Calcium und Magnesium braucht der Mensch“, sagt Ingrid Chorus, Beauftragte für Trink- und Badebeckenwasserhygiene beim Umweltbundesamt. Wenn Regenwasser versickert, lösen sich diese Mineralien aus dem Untergrund. Die Menge im Grundwasser variiert je nach Art und Beschaffenheit des Gesteins, sodass es zu unterschiedlichen Härtegraden kommt.

Unterschiede zwischen hartem und weichem Wasser: In Waschmaschinen oder Geschirrspülern können Calcium- und Magnesiumionen laut Stamminger Kalkseifen bilden und zu Kalkablagerungen führen. Diese nähmen dem Waschmittel einen Teil seiner Waschkraft: Je härter das Wasser, desto höher müsse das Waschmittel dosiert werden. „Bei einem Wasserkocher kann hartes Wasser zur Bildung von Kesselstein führen“, so Stamminger weiter. In der Folge dauere es länger, bis das Wasser kocht. Es müsse also mehr Energie eingesetzt werden.

Auf den höheren Energieaufwand bei Kalkablagerungen verweist auch Bernd Schöllgen, stellvertretender Obermeister der Innung Sanitär-Heizung-Klima Bonn/Rhein-Sieg. Kalk bilde sich ab Temperaturen von 60 Grad und setze sich „als Bröckchen“ fest. Insofern seien alle Geräte zur Warmwasserbereitung betroffen, neben der Waschmaschine auch Elektrodurchlauferhitzer oder die Heizungsanlage, erklärt der Troisdorfer, der einen Betrieb in Alfter führt.

Weiches Wasser sei wegen der geringeren Kalkbildung auch besser für Rohre und Leitungen. „Der Härtegrad ist aber nicht verantwortlich für Rohrbrüche, da spielen andere Parameter eine Rolle“, sagt der Sachverständige fürs Installateur- und Heizungsbauer-Handwerk. Sehr starke Kalkablagerungen in Rohren könnten aber zu Verstopfungen führen. In Köln, wo der Härtegrad des Wassers bei 21 Grad liege, sei das ein Problem. Das Bornheimer Wasser liege mit 13 bis 15 Grad im oberen mittelharten Bereich. Wenn man bei Leitungen im Haus von einer „Lebensdauer“ von 30 bis 50 Jahren ausgehe, sei mit dieser Gefahr in Bornheim nicht zu rechnen.

In puncto Geschmack meint Ingrid Chorus vom Umweltbundesamt, dass Verbraucher oft das, was sie kennen, lieber mögen: Denen, die hartes Trinkwasser gewohnt seien, komme weiches, das einen eher neutralen Geschmack hat, oft „labbrig“ vor. Wer weiches Wasser kenne, dem gefalle das harte mit seinem markanten Geschmack dagegen weniger. Es sei eher eine „ästhetische Frage“, so Chorus. „Ein Nachteil ist natürlich, dass man bei härterem Wasser mehr Ablagerungen wegzuputzen hat, etwa auf Armaturen.“ Aber auch bei hartem Wasser seien Einsparungen möglich: Bei Ökowaschmitteln sei der Enthärter noch nicht enthalten, sondern man dosiere ihn selbst dazu, erklärt Chorus. Dann benötige man im Ganzen nicht mehr Waschmittel, sondern nur mehr Enthärter.

Wie Stamminger erläutert, hat härteres Wasser keine biologischen Auswirkungen auf den menschlichen Körper. „Bei gesundheitlichen Fragen spielt mitunter der Natriumgehalt des Wassers eine Rolle. Darum gibt es etwa natriumarmes Mineralwasser. Beim Grundwasser spielt Natrium aber keine große Rolle.“

Was macht Grundwasser, Talsperrenwasser und Uferfiltrat aus?Beim Grundwasser wirkt der Boden als Filter, der die meisten Fremdstoffe sehr gut zurückhalte und abbaue, erklärt Chorus. Da Grundwasser in der Regel lange, teils für Wochen, im Boden unterwegs sei, könnten Krankheitserreger nicht gut überleben. Oft brauche Grundwasser daher im Wasserwerk kaum aufbereitet werden. Grundwasser habe mehr Mineralien als Talsperrenwasser.

Unter Uferfiltrat versteht man laut Chorus Wasser, das aus Brunnen entlang von Fluss-Ufern, jedoch in etlichen Metern Abstand zum Fluss, gewonnen wird. Größerenteils stamme es aus dem Gewässer, werde aber durch den Boden ähnlich gefiltert wie Grundwasser. Teils gelange zudem Grundwasser in die oft 70 Meter tiefen Brunnen.

Weicheres Wasser kommt laut Chorus in der Regel aus Talsperren. Da stelle sich immer die Frage: „Wie gut sind diese vor Verunreinigungen geschützt?“ Denn das Oberflächenwasser sei für äußere Einflüsse meistens gefährdeter als Grundwasser. Zumal es fast nie ein komplett naturbelassenes Einzugsgebiet rund um eine Talsperre gebe, so Chorus. „Talsperren baut man in der Regel im gebirgigen Gelände, wo der felsige Untergrund keine Uferfiltration erlaubt. Deshalb entnimmt man das Wasser direkt aus der Talsperre – meist aus tieferen Schichten, in denen kaum noch Algen vorkommen.“ Bei Talsperrenwasser werde in aller Regel eine deutlich aufwendigere Aufbereitung zur Entfernung von Schadstoffen erforderlich, wie Flockung oder Filtration, zudem erfolge meist eine leichte Chlorung als zusätzliche Sicherheit gegen Krankheitserreger.

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