FC-Vizepräsident in Bornheim Wie es nach Toni Schumachers Skandalbuch "Anpfiff" weiterging

Bornheim · Mehr Talkrunde als Lesung: Der 65-jährige FC-Vizepräsident Toni Schumacher, deutsche und Kölner Torwartlegende zugleich, hat in der Europaschule Einblicke in seine Karriere gegeben.

 Umgeben von Fans: Harald „Toni“ Schumacher (3. von rechts).

Umgeben von Fans: Harald „Toni“ Schumacher (3. von rechts).

Foto: Axel Vogel

Farbig markierte Textstellen, mit Bleistift gekritzelte Hinweise und Klebezettel an den wichtigen Stellen – wenn Autoren bei Lesungen aus ihren Büchern rezitieren, haben sie ihren Text in der Regel vorher entsprechend präpariert.

Nicht so Torwartlegende Harald „Toni“ Schumacher: Er hatte zu der Lesung mit anschließender Talkrunde, die am Freitagabend viele Fußballfans in die Aula der Bornheimer Europaschule lockte, erst gar kein eigenes Exemplar seines 2017 erschienenen Buches „Einwurf“ mitgebracht. Stattdessen lieh er sich einen Band von einem Besucher aus der ersten Reihe aus.

Wirklich gebraucht hätte er auch diese Leihgabe nicht, denn abgesehen von einer kurzen Passage verzichtete er aufs Lesen. Stattdessen stellte der heutige Vizepräsident des 1. FC Köln den Inhalt seines zweiten Buches im Gespräch mit Tobias Kaufmann, Leiter Medien & Kommunikation des 1. FC Köln, vor.

Den Zuhörern der vom Bornheimer Kulturforum und dem Bornheimer Fanclub „FC-Fründe Mai 98“ organisierten Veranstaltung konnte das nur recht sein. Unterhaltsam und humorvoll zeichnete Schumacher in einem lockeren Interview nach, wie sein Leben nach dem Karrierebruch durch die Veröffentlichung seiner Autobiografie „Anpfiff“ im Jahr 1987 verlief.

Wechsel nach Frankreich scheiterte an unpünktlichen Franzosen

Das Skandalbuch, in dem Schumacher Dopingvorwürfe erhob und Interna aus der Nationalmannschaft wiedergab, kostete ihn damals seinen Job beim 1. FC Köln und bei der Nationalmannschaft. „Ich habe 'Einwurf' geschrieben, weil ich immer wieder die Frage gestellt bekam, was mit mir nach dem Rausschmiss 1987 passiert ist“, antwortete der 65-Jährige auf Kaufmanns Frage, was ihn nach der Erfahrung von „Anpfiff“ dazu gebracht habe, wieder ein Buch zu schreiben.

Mit vielen Anekdoten gespickt, fasste der „Tünn“ die Stationen seiner Karriere zusammen. Wie sein Wechsel nach Frankreich an der Unpünktlichkeit der Franzosen scheiterte und der FC Schalke das Rennen machte. Warum er während seines dreijährigen Engagements in Istanbul Cornflakes oder Nutella im Duty-free-Shop kaufen musste, und wie es dazu kam, dass er mit 42 Jahren als spielender Torwarttrainer mit Borussia Dortmund Deutscher Meister wurde.

Er habe Dinge erlebt, die kaum zu glauben seien. „Aber heute kann ich darüber lachen.“ Auch darüber, dass er der erste und wahrscheinlich letzte Cheftrainer bleiben werde, der während eines Spiels, in der Halbzeitpause, gefeuert wurde. Geschehen bei einem Spiel in Mannheim, als Schumacher mit Fortuna Köln nach 45 Minuten mit 0:2 in Rückstand lag. „Ich als Verein musste handeln“ – lautete der Kommentar des damaligen Fortuna-Präsidenten Jean Löring.

Im zweiten Teil des Abends stellte sich Schumacher, der die zahlreichen in rot-weiß erschienenen Fans schon mal auf eine Aufstiegsparty am 12. Mai einstimmte, den Fragen des Publikums. Vor allem interessierte, wie das FC-Präsidium nach dem Rücktritt Werner Spinners zukünftig aussehen werde. Dazu werde er sich zu gegebener Zeit äußern, sagte Schumacher. Er ließ jedoch durchblicken, noch nicht amtsmüde zu sein.

Alternativ trug ihm der ehemalige Vorsitzende der „FC Fründe“, Andreas Röttgen, den Job als Prinz in einem Hemmericher Dreigestirn an – ein Angebot, über das Toni Schumacher dann doch lieber noch einmal nachdenken wollte.

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