Ergänzung zum Tierarzt in Bornheim Wie Physiotherapie für den Hund funktioniert

Bornheim-HERSEL · Auch Hunde können Gelenkschmerzen bekommen und brauchen in diesen Fällen Hilfe. In Bornheim-Hersel gibt es Abhilfe. Dort wird Pysiotherapie für Hunde angeboten.

Zidane tapst gemütlich durch die Praxis, steuert dann zielsicher die große grüne Matte in der Mitte des Raumes an und legt sich hin. Der 13 Jahre alte Golden Retriever weiß genau, was gleich passiert. „Ich beginne jede Behandlung mit einer Massage und, wenn möglich, mit einer Mobilisation der Beine“, sagt Ritva Oehlschläger. Seit zwölf Jahren ist sie ausgebildete Tierphysiotherapeutin und eröffnete vor vier Jahren ihre Praxis in Hersel.

„Der Beruf ist eine sehr wichtige Ergänzung zum Tierarzt“, sagt Oehlschläger. Rein rechtlich darf sie selbst keine Diagnosen stellen. Deswegen kommen die meisten Kunden auf Empfehlung des Tierarztes zu ihr. Fast alle ihrer Patienten sind Hunde, selten hätte sie auch Katzen in Behandlung, erzählt die 52-Jährige.

Die Hunde, die mit ihren Herrchen und Frauchen die Praxis aufsuchen, haben meistens altersbedingte Schmerzen oder erholen sich von einer Operation. „Oft muss nach einer wochen- oder monatelangen Schon- oder Fehlhaltung der richtige Gang erst wieder trainiert werden. Das gilt besonders häufig nach Operationen, zum Beispiel am Knie oder an der Wirbelsäule“, so die Tierphysiotherapeutin.

Dabei hilft ihr etwa das Unterwasser-Laufband. „Durch den Wasserauftrieb müssen die Tiere nur noch einen Bruchteil ihres eigenen Körpergewichts tragen und können sich so gelenkschonend bewegen, was besonders bei Arthrose oder auch bei Übergewicht wichtig ist.“ Zusätzlich helfe der Wasserwiderstand beim Muskeltraining. Auch der betagte Golden Retriever schlägt sich wacker auf dem Laufband – in Menschenjahren ist er umgerechnet älter als 90. Und nicht zuletzt dank der Leckerlis, die ihn jeweils am Ende des Laufbands von seinem Frauchen erwarten, absolviert er das Training sichtlich zufrieden.

Jacqueline Reitze kommt mit ihren beiden Hunden seit knapp eineinhalb Jahren aus Urfeld in die Herseler Praxis. „Mittlerweile haben die Hunde wieder Freude an Bewegung“, erzählt sie. Besonders ihr Golden Retriever hätte vor der Behandlung sogar Probleme gehabt, sein Bein richtig zu heben.

Laut der Physiotherapeutin bekämen viele Hunde im Alter Gelenkprobleme. „Die Besitzer sagen dann, ihre Hunde kämen nicht mehr gut aus ihrem Körbchen, sprängen nicht mehr ins Auto oder würden irgendwie unrund laufen.“ Oft sind die Patienten auch Hunde oder Katzen, die nach einer orthopädischen oder neurologischen Operation in der Rehaphase physiotherapeutisch begleitet werden müssen. „Ich mache bei neuen Patienten eine gründliche rund zweistündige Erstbefundung, zu der unter anderem eine Gangbildanalyse gehört. Anschließend wird die Behandlung genau auf das Tier zugeschnitten und der Besitzer bekommt von mir ein detailliertes Hausaufgabenprogramm an die Hand, um mit seinem Tier zuhause die Therapie zu unterstützen.“

Gangbildanalyse und Hausaufgabenprogramm

Teilweise kämen die Tiere nur für ein paar Wochen, manche Hunde hat die Tierphysiotherapeutin aber auch über Jahre und „bis zum Schluss“ begleitet. Die Behandlungspreise unterscheiden sich von Praxis zu Praxis. Eine Einheit bei Oehlschläger dauert knapp eine Stunde und kostet inklusive Unterwasser-Laufband rund 45 Euro.

Die 52-Jährige bedauert, dass es keinen anerkannten Ausbildungsweg gibt: „Wir behandeln schließlich Lebewesen – der Besitzer traut uns ein Familienmitglied an. Mit einer geschützten Berufsbezeichnung könnte man die Qualität besser sicherstellen.“

In anderen Ländern sei die Tierphysiotherapie schon wesentlich etablierter. Doch auch in Deutschland würde der Markt mittlerweile stetig wachsen. „Hier müssen sich dann die Guten behaupten und durchsetzen“, ist Oehlschlägers Hoffnung. Sie selbst hat eine zweijährige Ausbildung an einer privaten Schule gemacht. Viele Tierphysiotherapeuten sind bereits gelernte Tierarzthelfer und wollen sich weiterbilden. Oehlschläger ging einen anderen Weg. Ursprünglich übte sie einen Beruf im kaufmännischen Bereich aus: „Dann bin ich über die Medien auf die Ausbildung gestoßen. Da in meinem Leben die Gesundheit meiner Tiere einen sehr hohen Stellenwert einnimmt, war mir sofort klar, dass ich diese Ausbildung machen werde.“

Tierphysiotherapeuten haben entweder eine eigene Standortpraxis, betreiben eine mobile Praxis oder arbeiten in Tierarztpraxen. 2007 fing Ritva Oehlschläger erst an, mobil zu arbeiten – also ihre Patienten bei Hausbesuchen zu behandeln. „Man muss sich erst mal einen Kundenstamm aufbauen.“ Aus der nebenberuflichen Tätigkeit wurde 2015 mit Eröffnung der Praxis ihr Vollzeitberuf.

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