Projekt an der Waldorfer Nikolaus-Schule Schüler lernen von Schülern

BORNHEIM-WALDORF · Was steckt hinter dem Phänomen Magnetismus? Schüler der Nikolaus-Schule aus Waldorf sind dieser und anderen wissenschaftlichen Fragen nachgegangen. Betreut wurden sie bei ihren Experimenten dabei ausnahmsweise nicht von Lehrern sondern Schülern der Bornheimer Europaschule.

 Welche Materialien sind magnetisch? Europaschüler Paul (links) spekuliert mit Baris (rechts) über den Ausgang des Experiments.

Welche Materialien sind magnetisch? Europaschüler Paul (links) spekuliert mit Baris (rechts) über den Ausgang des Experiments.

Foto: Raphael Heumann

Wie reagieren Magneten aufeinander? Welche Materialien ziehen sich an? Und wie kann man einen Magneten selber herstellen? Diese und andere wissenschaftliche Fragen stellten sich 14 Jungen und Mädchen zwischen neun und elf Jahren. Auf der Suche nach den Antworten standen den Schülerinnen und Schülern der Waldorfer Nikolaus-Schule allerdings keine Lehrer zur Seite, sondern elf Schüler der Europaschule. In der Forscherinsel, dem Sachunterrichtsraum der Grundschule, betreuten sie acht Experimente rund um das Thema Magnetismus und schlüpften in die Rolle des Lehrers.

Der 13-jährige Henrik untersucht mit den Viertklässlern, ob die Größe eines Magneten etwas mit seiner Stärke zu tun hat. Gemeinsam lassen sie eine Büroklammer scheinbar frei in der Luft schweben. Das Ergebnis des Experiments: Die Größe ist bei Magneten nicht ausschlaggebend für die Stärke, das ist ein Mythos.

Das scheint es bei einem komplexen Phänomen wie dem Magnetismus häufig zu geben. „Ein Junge hat mich gefragt, wie viel Volt der Magnet hat. Da habe ich ihm erklärt, dass das nichts mit Strom zu tun hat“, erzählt Henrik. „Aber ich denke, die Kinder hören gut zu und lernen viel.“

Gemeinsames Lernen in spielerischen Experimenten

In Zweiergruppen gehen die Viertklässler von Tisch zu Tisch. Zunächst notieren sie in einem Forschertagebuch nähere Informationen zum jeweiligen Versuch und stellen anschließend eine Vermutung auf, wie dieser ausgeht. Zusätzlich fertigen sie eine Skizze an. Im nächsten Schritt führen sie das Experiment mit der Hilfe der Europaschüler durch und halten ihre Beobachtungen fest. „Man muss den Magneten an einem Eisenstab entlang streifen, dann überträgt er seine Kraft darauf“, hat Baris gelernt. Mit dem aufgeladenen Stab hebt der Neunjährige einen kleinen Nagel vom Tisch hoch. „Die Europaschüler bringen uns das gut bei“, findet er.

Auch Natascha Ströbele, Lehrerin für Kunst und TIP (Technik, Informatik, Physik) an der Europaschule, ist zufrieden mit ihren Schützlingen. „Meine Schüler machen sich in der Position des Lehrenden gut. Ich finde es wichtig, dass sie sich sowohl mit den Inhalten als auch mit den Grundschülern auseinandersetzen.“

Projekt "MINTeinander" bringt Schüler zusammen

Hintergrund ist das Projekt MINTeinander, wobei MINT für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik steht. In einem Netzwerk mit der Europaschule und vier Kitas profitiert die Nikolaus-Grundschule von einer Initiative der Telekom-Stiftung, die den Verbund mit Lehrmaterial für den Unterricht versorgt. Ziel des Projekts ist es, die Vernetzung und Kooperation der 2015 gekürten MINT-Einrichtungen im Rheinland zu fördern. Zu diesen gehören auch die Waldorfer Kitas Flora und St. Michael, die Kita Grashüpfer in Dersdorf und der St.-Joseph-Kindergarten in Kardorf.

„Die Inhalte sind jeweils auf Alter und Lernstand der Schüler zugeschnitten. Bei jüngeren Kindern geschieht das meistens spielerisch“, erklärt Jeanette Gruenagel, Lehrerin für Sachunterricht an der Nikolaus-Schule. „Unsere Grundschüler geben das gelernte Wissen an die Kinder in den Kitas weiter.“ Olivier (9) fiebert dem schon entgegen: „Ich lese mir mein Forschertagebuch noch einmal ganz ruhig durch, dann bin ich auch nicht zu aufgeregt.“

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