Integration in Bornheim Nachwuchspreis für syrischen Apotheker

BORNHEIM · Der Bornheimer Flüchtling Farid Dawd wird für seinen Beitrag zur Integration von Kollegen aus seiner Heimat geehrt. Der 34-Jährige absolviert sein Anerkennungsjahr in der Donatus-Apotheke.

 Im Plenarsaal des Bonner WCCB überreichten NRW-Gesundheitsministerin Barbara Steffens (r.) und Thomas Preis (l.) vom Apothekerverband den Nachwuchspreis öffentliche Apotheke an (v.l.) Anita Petric, Maira Anna Deters, Julia Lanzenrath und Farid Dawd. FOTO: APOTHEKERVERBAND NORDRHEIN

Im Plenarsaal des Bonner WCCB überreichten NRW-Gesundheitsministerin Barbara Steffens (r.) und Thomas Preis (l.) vom Apothekerverband den Nachwuchspreis öffentliche Apotheke an (v.l.) Anita Petric, Maira Anna Deters, Julia Lanzenrath und Farid Dawd. FOTO: APOTHEKERVERBAND NORDRHEIN

Foto: Apothekerverband Nordrhein

Den Weg in den Arbeitsmarkt zu finden, gestaltet sich für Flüchtlinge oftmals schwierig. Welche Voraussetzungen und Unterlagen braucht man? Welche Sprachkenntnisse gilt es nachzuweisen? Inwieweit werden Berufserfahrungen anerkannt und an wen wendet man sich überhaupt?

Fragen, die sich auch der syrische Apotheker Farid Dawd stellte, als er vor drei Jahren nach Deutschland kam. Inzwischen absolviert der 34-Jährige ein Anerkennungsjahr in der Bornheimer Donatus-Apotheke und teilt seine Erfahrungen mit anderen Flüchtlingen auf einer arabischen Facebook-Seite. Für sein Engagement mit der „Erfahrungsgruppe für syrische Apotheker“ hat er jetzt den ersten Preis beim Nachwuchspreis öffentliche Apotheke des Apothekerverbandes Nordrhein erhalten.

Im Bonner WCCB nahm Dawd die Urkunde von NRW-Gesundheitsministerin und Schirmherrin Barbara Steffens entgegen. Indem Farid Dawd andere aus Syrien nach Deutschland geflohene Apotheker bei der Erlangung der Berufserlaubnis und der Überwindung von Sprachbarrieren unterstütze, leiste er als Flüchtling „einen außergewöhnlichen Beitrag zur Integration von geflohenen Berufskollegen in die Gesellschaft und in das deutsche Gesundheitswesen“, teilt der Apothekerverband mit.

Für den Preis vorgeschlagen hatten Dawd seine Bornheimer Kollegen. Gut ein Jahr ist es her, dass der Syrer plötzlich in der Donatus-Apotheke stand und Leiter Markus Reiz nach einem Praktikum fragte. Für beide Seiten war der Weg damals mit viel Ungewissheit verbunden – und auch dem 34-Jährigen hat der Austausch in der Facebook-Gruppe für Flüchtlinge, über die er dann selbst Apotheker-Kollegen unterstützte, geholfen.

Am Anfang habe die Gruppe etwa 200 Mitglieder gehabt, jetzt seien es mehr als 5000, erzählt Dawd, der zunächst in einer Asyl-Unterkunft in Waldorf wohnte und sich jetzt mit seinem Bruder eine Wohnung in Friesdorf teilt. „Ich bin sehr stolz, es ist unfassbar, so einen Preis zu kriegen“, sagt er. Da er in Moskau studiert hat, spricht er neben Arabisch und Kurdisch auch fließend Russisch – und immer besser Deutsch.

Er verfolgt sein Ziel „sehr straight“

Vor allem bemühe er sich, andere zu motivieren, den nicht leichten Weg in die Arbeitswelt weiterzugehen, sagt Dawd. Ganz angelangt ist er selbst dort auch nach drei Jahren noch nicht. Obwohl er sein Ziel „sehr straight“ verfolge, wie sein Chef betont.

Nach einem Einstiegspraktikum bei Reiz legte Dawd eine Fachsprachenprüfung ab und begann im Anschluss ein Praktikum als Anerkennungsjahr, das bald endet. Bis Juni bleibt ihm dann Zeit, um für die Kenntnisprüfung zu lernen.

Die sei vergleichbar mit dem dritten Staatsexamen und ermögliche die Tätigkeit als angestellter Apotheker, erklärt Reiz, der lobt, dass Dawd mit seiner höflichen Art vor Ort gut akzeptiert werde. Es sei aber am Anfang auch anstrengend gewesen: „Es ist schon etwas Besonderes, jemanden aus einem anderen Kulturkreis ins deutsche Gesundheitssystem einzuführen“, meint Reiz. Man müsse eben ganz vorne anfangen und erst mal erklären: „So sieht ein Rezept aus.“ In seinen Augen müsste mehr getan werden, um gut ausgebildete Flüchtlinge wie Dawd schnell integrieren zu können, so Reiz, für den feststeht: „Ich würde ihn gerne hier halten.“

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