Forstwirtschaft im Vorgebirge Die Tage der Fichte sind gezählt

Bornheim-Rösberg · Bei einer Führung durch den Rösberger Wald informieren sich Mitglieder der Forstbetriebsgemeinschaft Bornheim über die Entwicklung der einzelnen Parzellen, Aufforstungen und einen gefährlichen Schädling.

Ohne den Schädling Borkenkäfer wäre der Wald bei Rösberg im Großen und Ganzen gesund. Das erfuhren 43 Mitglieder der Forstbetriebsgemeinschaft Bornheim (FBG) am Sonntag bei ihrem jährlichen Waldrundgang zwischen den Naturschutzgebieten „In der roten Maar“ und „Suelsmaar“. 270 Hektar des dortigen Waldes gehören zum Stadtgebiet Bornheim, 230 Hektar davon sind im Besitz von FBG-Mitgliedern.

Um die 420 zusammenhängende Flurstücke weist das Gebiet auf. Anhand einzelner Parzellen erklärten der FBG-Vorsitzende Armin Kuhl und Forstwirtschaftsmeister Ralf Nonn die Entwicklung des Waldes, Maßnahmen der Aufforstung und die Auswirkungen des Borkenkäfers – ein Schädling, der besonders Fichten befällt.

Diverse Schäden an den Baumrinden waren dementsprechend bei dem Rundgang zu sehen. Die Teilnehmer erkannten mit bloßem Auge Löcher, die Buchdrucker – eine der beiden Borkenkäferarten – in die Rinden gebohrt haben, um dort ihre Eier abzulegen.

„Im Juni/Juli haben wir bei einem Kontrollgang die zweite Generation der Borkenkäfer ausgemacht. Ein Baum kann zwischen 30 000 und 70 000 Käfer haben. Trotz der Schädlinge kann ein Baum noch stabil stehen. Das bleibt aber nicht. Innerhalb von drei bis vier Jahren stirbt er“, erläuterte Nonn. Je schneller ein befallener Baum gefällt werde, umso besser sei dies für den wirtschaftlichen Nutzen.

Auch im Vorgebirge macht sich der Klimawandel bemerkbar

Seit Jahren ist der Borkenkäfer immer wieder ein Thema. „Fichten sind oftmals geschwächt und gestresst, da sie hier nicht genügend Niederschläge – statt 800 bis 1000 Milliliter pro Jahr maximal 600 – erhalten und sie außerdem mit der Staunässe nicht klar kommen. Sie sind besonders anfällig für Schädlinge. Fichten gehören nicht ins Vorgebirge“, machte Kuhl klar.

Für ihn und auch Nonn steht fest, dass Fichten auf lange Sicht durch die Anpflanzung anderer Baumarten wie beispielsweise Eiche, Kirsche, Bergahorn und Douglasien ersetzt werden müssen. „Allerdings kann man auch bei Douglasien mit Schädlingen wie dem Rüsselkäfer zu tun haben“, meinte Kuhl.

„Durch den Klimawandel werden wir uns von einigen Bäumen verabschieden müssen. Fichten haben keine Zukunft. Eschen und Ulmen sind fast verschwunden. Es gibt kaum eine Baumart, die man noch empfehlen kann“, sagte Nonn. Gute Erfahrungen habe die FBG bei der Aufforstung mit Douglasien gemacht.

Am Beispiel der Parzelle der Bornheimer Familie Lubig konnten die Waldbesitzer die bisherige Entwicklung im Wuchs nachvollziehen. Laut Kuhl sei die Douglasie bestens für die Region geeignet, da ihr Staunässe nichts ausmache. Außerdem sei der Stammzuwachs besser als bei einer gleichaltrigen Fichte. Das A und O eines gesunden Waldes sei, so Kuhl, die richtige Bewirtschaftung.

Als Negativ-Beispiel präsentierte der Waldfachmann die Nachbarparzelle, bei der der Kieferbestand äußerst mickrig aussah. „Die Bäume stehen zu eng beieinander. Dadurch wachsen sie nicht ins Licht, sind zu niedrig und haben dadurch keine Standfestigkeit. Wenn Parzellen nicht gepflegt werden, dann gibt es auch keine Bindung von Kohlendioxid.“

Ameisen als Feind des Borkenkäfers

An einer ausgedünnten Stelle, an der gerade Bergahorn und Kirsche neu gepflanzt worden sind, entdeckten die Teilnehmer sieben Ameisenhügel, die deutlich kenntlich gemacht worden waren. Mancher war erstaunt, welche Bedeutung den Ameisen als Gegenspieler des Borkenkäfers zukommt, da sie dessen Larven und Eier fressen. Zum Biotop der Ameisen gehören allerdings auch Nadelhölzer, deren Anpflanzung auf manchen Parzellen laut dem Landschaftsplan der Unteren Landschaftsbehörde verboten ist.

„Dabei wachsen gerade Douglasien im Vorgebirge gut. Dies trifft auch auf eine zehn Hektar große Parzelle der Stadt Bornheim zu. Da ist dann eine erneute Aufforstung mit dieser Baumart nicht mehr möglich. Diese Entscheidung ist mit der Realisierung eines Mischbestandes nicht realisierbar“, ärgerte sich Kuhl über den diesbezüglichen Beschluss des Kreistages.

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