Nach Aus der Gesamtschul-Dependance Bornheims Nachbarn sollen mehr Schulen einrichten

Bornheim · Die Vorgebirgsstadt nimmt in diesem Jahr mehr als 120 externe Kinder auf und sieht Handlungsbedarf in Alfter und Wesseling. Als Lösung schlägt Bornheims Bürgermeister Wolfgang Henseler eine zweizügige Gesamtschul-Dependance in Oedekoven vor.

Das Aus der Dependance der Gesamtschule Rheinbach in Alfter hat auch Auswirkungen auf die Schulsituation in den Nachbarkommunen – vor allem auf Bornheim. Seit Freitag sind die Anmeldeverfahren dort für die weiterführenden Schulen abgeschlossen.

Nach derzeitigem Stand nehmen die weiterführenden städtischen Schulen in Bornheim, die Heinrich-Böll-Sekundarschule in Merten, das Alexander-von-Humboldt-Gymnasium und die Europaschule, für das kommende Schuljahr mehr als 120 Grundschüler aus den umliegenden Kommunen auf. Mit Blick auf ein weiteres Bevölkerungswachstum fürchtet die Stadt, nicht ausreichend Schulplätze für die eigenen Kinder anbieten zu können. Es geht aber auch um finanzielle Fragen.

Was bedeutet das Aus der Gesamtschule in Alfter für Bornheim?

Für das kommende Schuljahr hat die Bornheimer Verwaltung erneut eine vierte Klasse für die Heinrich-Böll-Sekundarschule bei der Bezirksregierung beantragt, die am Donnerstag bestätigt wurde. Es ist das zweite Jahr in Folge, dass eine solche Überhangklasse gebildet werden muss. „Ohne die einpendelnden Schüler wären dies und der damit verbundene Aufwand nicht notwendig gewesen“, teilt die Stadt mit. „Die Kosten für die Alfterer Schüler müssen nun die Nachbarkommunen tragen“, kritisiert Bornheims Bürgermeister Wolfgang Henseler.

Gemeint sind damit Kosten für den Transport, die Erhaltung der Schulgebäude sowie die Gehälter von Hausmeistern und Schulsekretären. In den Ausbau der Bornheimer Schulen steckt die Stadt in den kommenden Jahren zudem mehrere Millionen Euro: in die Turnhalle und die Erweiterung der Europaschule, in den Neubau der Heinrich-Böll-Sekundarschule sowie in das Alexander-von-Humboldt-Gymnasium für die Umstellung von G 8 auf G 9.

Wie reagieren andere Kommunen auf die gescheiterte Schulgründung?

Schon vor dem Scheitern der Dependance hatte die Gesamtschule Rheinbach für das nächste Schuljahr einen sechsten Zug beantragt.

Für wie viele Schüler bieten die Bornheimer Schulen Platz?

Die drei städtischen Schulen bieten pro Jahrgang Platz für bis zu 450 Schüler – verteilt auf 13 bis 14 Klassen. „Trotzdem gelingt es uns nicht, dass alle Bornheimer Kinder einen Platz finden“, erklärt Beigeordnete Alice von Bülow.

Wie viele externe Schüler nehmen die Bornheimer Schulen auf?

In diesem Jahr werden mehr als 120 Kinder aus den umliegenden Kommunen eine weiterführende Schule in Bornheim besuchen – 37 von ihnen stammen aus Alfter, 64 aus Wesseling.

Welche Schulen besuchen die Grundschüler aus Alfter?

Dazu hat das Bonner Fachbüro biregio im vergangenen Jahr im Auftrag der Gemeinde Alfter eine umfassende Analyse vorgenommen. Demnach besuchte ein Großteil der Alfterer Grundschüler im Schuljahr 2017/2018 das Hardtberg-Gymnasium in Bonn-Hardtberg sowie die Europaschule und das Alexander-von-Humboldt-Gymnasium.

Bornheim nahm dabei insgesamt 76 Schüler aus Alfter auf, Bonn hingegen sogar 109. Die Gesamtschule der Freien Christlichen Schulen in Alfter besuchten 20 Alfterer Kinder, an Rheinbacher Schulen wechselten 19 Kinder. Zwei Kinder entschieden sich für die Georg-von-Boeselager-Sekundarschule in Swisttal.

Wann müssen Schulen auch Kinder aus Nachbarkommunen annehmen?

Gemäß der Ausführungsverordnung des Schulgesetzes müssen Schulen Kinder aus den umliegenden Kommunen wie die Kinder aus der eigenen Stadt oder Gemeinde behandeln, wenn es in den betroffenen Kommunen keine entsprechende Schulform gibt.

Außer den privat geführten Freien Christlichen Schulen gibt es in Alfter keine weiterführende Schule. In Wesseling hingegen besteht ein dreigliedriges Schulsystem aus Gymnasium, Real- und Hauptschule. Wesselinger Schüler müssen daher auch an der Europaschule sowie an der Heinrich-Böll-Sekundarschule angenommen werden.

Wer entscheidet über die Aufnahme an einer Schule?

Laut dem NRW-Schulgesetz liegt diese Entscheidung allein bei der Schulleitung. Die Stadt als Schulträger kann nur eingreifen, wenn die entsprechende Schulform ebenfalls in der Nachbarkommune vorhanden ist und die Plätze knapp werden.

Wie soll es in Zukunft weitergehen?

Die Bornheimer Stadtverwaltung will eine Möglichkeit finden, trotzdem eine weiterführende Schule in Alfter zu gründen. Dazu soll Ende des Monats vor der nächsten Sitzung des Schulausschusses ein Gespräch mit Alfters Bürgermeister Rolf Schumacher stattfinden. „Wir wollen gemeinsam mit den Nachbarn überlegen, was man tun kann“, so Henseler.

Er schlägt vor, die Dependance statt mit drei nur mit zwei Zügen einzurichten. Nach Einschätzung der Beigeordneten von Bülow stellt Alfter einen idealen Schulstandort dar, zumal mit dem ehemaligen Hauptschulgebäude bereits ein Gebäude vorhanden sei. „Es geht darum, die Gründungsphase zu überstehen“, sagt Henseler.

Er bezieht sich dabei auf die Erfahrungen, die die Verwaltung bei der Eröffnung der Sekundarschule in Merten gemacht hat. Dort sollte 2010 zunächst eine Gemeinschaftsschule, eine spezielle Form der Gesamtschule, entstehen. Dieser Versuch scheiterte – ähnlich wie in Alfter – aufgrund geringer Anmeldezahlen. In einem neuen Anlauf mit einer anderen Schulform gelang der Versuch schließlich ein Jahr später.

Für Henseler wäre auch eine Schulkooperation zwischen den Vorgebirgskommunen denkbar: So sei die Verbindung zwischen Alfter und Bornheim naheliegender als zwischen Alfter und Rheinbach. „Wir wollen appellieren, dass die Nachbarkommunen auch ihrer Aufgabe der Schulversorgung nachkommen“, betont der Bürgermeister.

Der Appell richtet sich allerdings nicht nur an Alfter, sondern auch an Wesseling. Henseler: „Die Stadt Wesseling ist wesentlich leistungsfähiger als die Stadt Bornheim.“ Es gebe derzeit Überlegungen, einen finanziellen Ausgleich für die Fahrtkosten zu schaffen, die die Stadt Bornheim für die Wesselinger Schüler zahlt.

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