Aufgabe aus Altergründen Bornheimer Apotheke schließt nach 40 Jahren

BORNHEIM · Barbara und Harald Wächter schließen aus Altersgründen und wegen der neuen Regelungen der Apotheken-Betriebsordnung ihre Servatius-Apotheke an der Königstraße. So hätten sie beispielsweise einen behindertengerechten Zugang bauen müssen.

 Barbara Wächter räumt letzte Medikamente aus.

Barbara Wächter räumt letzte Medikamente aus.

Foto: Axel Vogel

Als Barbara (73) und Harald Wächter (76) im Jahre 1978 ihre nach dem Patron der Pfarrgemeinde Sankt Servatius benannte Apotheke an der Königstraße eröffneten, konnten sie nicht ahnen, dass sich ihr Geschäft zu einer Bornheimer Institution entwickeln würde. Die Inneneinrichtung mit einigen Hundert Schubladen für die Medikamente in klassisch-dunklem Holz war nicht billig. Inklusive Umbau kostete sie damals 300 000 D-Mark. Zuvor existierte in dem Ladenlokal ein Lebensmittelgeschäft. Kurz vor der Eröffnung ihrer Apotheke hatten Harald und Barbara Wächter geheiratet. Sie kannten sich schon seit dem Pharmazie-Studium in Bonn.

Harald Wächter ist Sudetendeutscher, in Prag geboren, in Siegen aufgewachsen. Barbara Wächter stammt aus Opladen. Mittlerweile sind sie „echte“ Bornheimer und werden auch nach der Schließung ihrer Apotheke in der Stadt bleiben. Ob sie weiter in der Wohnung im Haus über dem Ladenlokal wohnen werden oder in ihre Eigentumswohnung in Roisdorf ziehen, wissen die Ruheständler noch nicht.

Konkurrenz durch den Internethandel

Dass die beiden Söhne die Apotheke übernehmen, kam nicht infrage. Florian Wächter (34) ist als promovierter Chemiker in Zürich tätig, Daniel Wächter (36) arbeitet als promovierter Maschinenbau-Ingenieur in Aachen. „Sie haben andere berufliche Wege eingeschlagen, weil kleine Apotheken wie die unsrige keine Zukunft mehr haben“, sagt Harald Wächter. „Die Konkurrenz durch den Internet-handel drückt die Preise“, ergänzt seine Frau. Und weiter: „Außer einem guten Examen und viel Arbeit haben wir nicht viel gehabt. Für den ganzen Einsatz und die gute Ausbildung bleibt am Ende zu wenig hängen.“

Apropos viel Arbeit: Die Kunden der Apotheke, von denen sie viele persönlich kennen, schätzten stets die kompetente Beratung sowie die Tatsache, dass die Wächters häufig genug auch nach Geschäftsschluss für sie da waren, wenn noch ein Medikament dringend benötigt wurde – auch außerhalb der Notdienstzeiten.

Jetzt hören die Wächters auf. Erstens aus Altersgründen. Zweitens aber auch wegen der neuen Regelungen der Apotheken-Betriebsordnung. Sie hätten beispielsweise einen behindertengerechten Zugang bauen und in ein neues Rechnungssystem investieren müssen. Das wollten sie aber nicht mehr tun.

Nun haben die Wächters ihre Schubladen und Regale ausgeräumt. Die 8000 Medikamente nimmt der Großhandel zurück, das Mobiliar wird auf dem Sperrmüll landen.

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