Schwimmbad-Verbot in Bornheim Ab Mittwoch ist das Schwimmbad wieder für alle da

BORNHEIM · Die Stadt hebt das Verbot für männliche Flüchtlinge auf. Seit September gab es zunehmend Hinweise auf sexuelle Belästigung von Frauen in Bornheim.

Am Mittwoch will die Stadt Bornheim das Schwimmbadverbot für erwachsene männliche Flüchtlinge aus drei Unterkünften in Bornheim-Ort wieder aufheben. Das hat gestern der Verwaltungsvorstand entschieden. Bis Dienstag benötigten die Sozialarbeiter noch Zeit, um die Thematik mit den Flüchtlingen ausführlich besprechen zu können, sagte Beigeordneter Markus Schnapka gestern dem GA. Bekanntlich hatte die Stadt das Badverbot am vergangenen Donnerstag erlassen, nachdem junge männliche Flüchtlinge Frauen verbal und mit anzüglichen Gesten belästigt hatten.

„Die Aufhebung kommt nicht auf Druck der Medienresonanz zustande“, betonen Bürgermeister Wolfgang Henseler und Schnapka in einer Presseerklärung. Bundesweit sowie in internationalen Medien hatte das Badverbot Schlagzeilen gemacht und kontroverse Reaktionen ausgelöst. Die Zurücknahme des Verbots erfolge wie beabsichtigt nach einer intensiven Erörterung mit den Flüchtlingen und auf der Grundlage der Rückmeldungen durch die Fachdienste, heißt es in der Erklärung.

In der stellen die Verantwortlichen aber auch heraus, dass es bereits seit September zunehmend Hinweise auf sexuelle Belästigungen von Frauen durch Menschen mit Migrationshintergrund gegeben habe. Auf Nachfrage erklärt Schnapka, es handle sich aber nicht um Vorfälle, „die als körperlicher Übergriff bezeichnet werden könnten“.

Der Verwaltung sei auch von „Attacken“ und „Anmachen“ in städtischen Wohneinrichtungen berichtet worden. Diese hätten in erster Linie Bewohnerinnen – also weibliche Flüchtlinge – betroffen, so Schnapka. In den letzten Wochen hätten sich Beschwerden über Belästigungen im Schwimmbad gemehrt. Nach Berichten habe es sich um kleine Gruppen von Männern mit Migrationshintergrund gehandelt, die Frauen im Bad und in der Sauna „verbal attackierten, obszön gestikulierten oder die körperliche Distanz so weit verringerten, dass dies von den betroffenen Frauen als Bedrohung empfunden wurde“, heißt es in der Presseerklärung.

Die Identität der Beschuldigten habe man nicht feststellen können, es hätten sich jedoch die Hinweise verdichtet, dass es sich um Bewohner der städtischen Unterkünfte im Umfeld des Bades handele. Das Badpersonal sei sensibilisiert, sagt Schnapka weiter, bittet aber dennoch die Besucher, aufmerksam zu sein und Vorfälle auch zu melden.

Hatte der Beigeordnete am Donnerstag noch von sechs Beschwerden aus dem Bad gesprochen, sagt er nun, es sei schwierig, eine konkrete Zahl von Vorfällen zu nennen, da es sich teils auch um mündliche Hinweise gehandelt habe. Insgesamt hätten sich die Mitteilungen gehäuft. Zudem war es am 6. Januar in der Nähe des Schwimmbads zu einem sexuellen Übergriff auf eine 54-Jährige gekommen, bei dem die Staatsanwaltschaft gegen einen 18-jährigen Flüchtling ermittelt. Das ist laut Schnapka der einzige Fall, der bei der Polizei angezeigt wurde.

Die Entscheidung zum Badverbot „wurde abgewogen und reflektiert“, heißt es in der Erklärung. „Sinn und Ziel der Anordnung war und ist es, unter den Bewohnerinnen und den Bewohnern eine Reflektion und Diskussion zur Rolle der Frau und des Mannes in der deutschen Gesellschaft, zur Gleichstellung der Geschlechter und zum Respekt vor Frauen in Gang zu setzen.“ Derzeit liefen Gespräche, die der Malteser-Hilfsdienst sowie Sozialarbeiter begleiteten. Die meisten Flüchtlinge kämen aus Ländern, in denen andere Normen und Werte, insbesondere zur Stellung der Frau, gälten. Mit Missverständnissen und Fehlverhalten dürfe man die Betroffenen nicht sich selbst überlassen. „Diese Bewusstseinsbildung sehen wir als verantwortliche soziale Arbeit, wie sie im Übrigen völlig unabhängig von kultureller und nationaler Herkunft in unserer Gesellschaft notwendig ist“, so die Stadt. Die Erklärung schließt mit den Worten: „Wir stehen für ein weltoffenes Bornheim, das Flüchtlinge willkommen heißt. Mit Respekt. Mit Akzeptanz. Mit Toleranz.“

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