Initiative der Kirchen Ökumenisches Möbellager in Bornheim besteht seit 10 Jahren

Bornheim-Waldorf · Seit zehn Jahren besteht in Waldorf das ökumenische Möbellager der evangelischen und katholischen Kirchengemeinden in Bornheim. Zu den Kunden gehören Bedürftige und Asylsuchende.

 Eingespieltes Team (v.l.): Ferdi Körner, Josef Förster, Frank Jungkurth, Wolfgang Braun und Ahmed Schaban sichten die verschiedenen Stücke im Lager an der Waldorfer Bergstraße.

Eingespieltes Team (v.l.): Ferdi Körner, Josef Förster, Frank Jungkurth, Wolfgang Braun und Ahmed Schaban sichten die verschiedenen Stücke im Lager an der Waldorfer Bergstraße.

Foto: Stefan Hermes

„Man wundert sich manchmal, was die Leute so wegwerfen wollen“, findet Wolfgang Braun vom ökumenischen Möbellager in Waldorf. Da gebe es Sofas oder Schränke, für die er keinen Grund erkennen könnte, dass man sich davon trennt.

Nun gehört Braun, der sich mit weiteren sechs Männern und einer Frau ehrenamtlich um das seit nun zehn Jahren bestehende Möbellager an der Bergstraße kümmert, zu der Generation, von der die Möbelindustrie annimmt, dass sie sich ab etwa 50 Jahren kaum noch mit neuen Möbeln umgibt. Man bleibt bei dem jahrzehntelang Bewährten. Meist handelt es sich dabei auch um Möbel, die aus einer Zeit stammen, in der mehr Wert auf die handwerkliche Qualität als auf deren äußeren Schein gelegt wurde.

„Fährst Du gleich mit dem Josef nach Hersel und machst da die Haushaltsauflösung?“, fragt Braun Ferdi Förster. Dieser ist gerade mit einem Transporter der Lebensmittelausgabe der evangelischen und katholischen Kirchengemeinden in Bornheim (Lebeka) am Möbellager angekommen.

Es ist Donnerstag, 15 Uhr. Der Tag, an dem das Lager für drei Stunden seine Tore zum etwa 100 Quadratmeter großen Lagerplatz öffnet. Hier wird alles gestapelt, wovon sich vor zehn Jahren Gabi Speer als Sozialarbeiterin der evangelischen und Pastoralreferent Michael Sebastian von der katholischen Kirche versprachen, damit bedürftige Menschen in Bornheim zu unterstützen.

Gefragt sind Gläser und Porzellan

Im Möbellager sammeln sich seitdem gut erhaltene Einrichtungsgegenstände wie Tische, Stühle, Sofas, Betten, Schränke sowie Waschmaschinen, Trockner, Kühlschränke oder elektrische Kleingeräte. „Gläser und Porzellan wird vor allem von den Geflüchteten gefragt“, sagt Inge Niedeggen. Sie ist die einzige Frau in der von Braun scherzhaft so bezeichneten „Rentnerband“, die sich um das Abholen, Aufarbeiten, Kontrollieren und die Weitergabe der eingesammelten Möbel und Gegenstände kümmert.

Seit 2015 zählen nicht nur die bedürftigen Bornheimer zu den Kunden des Möbellagers, sondern zunehmend auch hier eingetroffene Schutzsuchende, die sich nun eine erste Wohnung einrichten. Oft gehen sie jedoch mit leeren Händen aus dem Lager. „Die Ansprüche sind manchmal recht hoch“, meint Frank Jungkurth, der seit der ersten Stunde dabei ist.

Manche Dinge sind allerdings echte Ladenhüter

So gehört auch eine wie neu erscheinende Küchenzeile aus den 70er Jahren zu den Ladenhütern. Obwohl bestens erhalten und vom integrierten Brotfach bis zur Eieruhr durchdacht, findet sie keinen Abnehmer und blockiert seit Monaten die wertvolle Stellfläche. Genauso wie der helle Rüster-Wohnzimmerschrank mit Vitrine, der trotz Reduzierung von 40 auf 25 Euro noch auf seine Entdeckung wartet. Dagegen ist der braune Alcantara-Zweisitzer so gut wie verkauft.

Nachdem Braun ihn vermessen und der Interessentin die Maße aufgeschrieben und sie noch ein Foto mit ihrem Handy davon gemacht hat, verabschiedet sie sich mit den Worten, dass nun nur noch „ihre Regierung“ entscheiden müsse, ob man die 20 Euro dafür investieren wolle. Die neuen Besitzer entrichten für ihre Neuerwerbungen immer nur eine kleine Gebühr, mit der man Transportkosten und Lagerraummiete bezahlt. Hin und wieder bleiben sogar kleine Beträge übrig, mit denen auch Direkthilfe bei Bedürftigen geleistet wird.

Ein Flüchtling und Rentner arbeiten ehrenamtlich

„Im Moment können wir insbesondere Betten, Waschmaschinen und Kühlschränke gut gebrauchen“, zählt Braun auf, der sich Gedanken um die nächsten zehn Jahre des Möbellagers macht. Bis auf den jungen syrischen Flüchtling Ahmed Schaban sind die Ehrenamtlichen alle im Rentenalter. „Wenn wir nicht mehr können, machen wir eben genauso einfach wieder zu, wie wir einmal aufgemacht haben“, sagt Braun und lacht etwas resigniert.

Wer gut erhaltene Möbel abgebenmöchte, kann jederzeit einen Anrufbeantworter unter 0 22 27/9 21 49 73 erreichen. Ein Mitarbeiter des Lagers meldet sich dann innerhalb weniger Tage. Geöffnet hat das Lager in Waldorf, Bergstraße 68, jeden Donnerstag von 15 bis 18 Uhr. Im gleichen Zeitraum werden Möbel auch abgeholt oder zu neuen Besitzern transportiert.

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