Stille Nacht auf Russisch

Geistliche Musik mit dem St. Petersburger Kammerchor in der Schloßkirche der Bonner Universität

Bonn. "Stimmen der Seele" nannte sich der Abend mit geistlicher russischer Musik, den der renommierte St. Petersburger Kammerchor unter seinem Dirigenten Nikolai Kornev in der voll besetzten Schlosskirche der Universität dieser Tage bot.

Und wie Stimmen der Seele mutete in der Tat dann auch die überaus differenzierte Klanggestaltung dieses gemischten Chores an, der über eine beeindruckend ausgewogene Mischung, feinsten Sopran bis zum "schwarzen" Bass, verfügt und, unter den sorgsamen Direktiven Kornevs, eine bewundernswerte Palette an dynamischen Abschattierungen ins Feld zu führen weiß.

Ein getragenes zartes und samtweiches Pianissimo, ein ganz subtiler Tutti-Schönklang imponierte dabei wohl am meisten, es gab jedoch immer wieder auch bewegtere, kraftvolle Forte-Anstiege, die sich sehr organisch aus intensivem Espressivo-Willen heraus entwickelten.

Das Programm, an dem solches exemplarisch verifiziert wurde - dies im Übrigen auch durch etliche vorzüglich geführte Solo-Stimmen - entstammte stilistisch durchweg der Spätromantik, deren Harmonik sich ebenso klangschön wie reizvoll ausnahm, gelegentlich einmal auch ein paar modale Wendungen enthaltend.

Am "modernsten" dabei wirkten die sieben Stücke eines "Marienlobs" op. 43 von P. G. Chesnokov (1877-1944). Daneben hörte man unter anderem sechs Gesänge aus der "Liturgie des Heiligen Johannes Chrysostomos" von Sergei Rachmaninov (1873-1943) und schließlich das groß angelegte, ausdrucksreiche "Herr, erhöre mein Gebet" von Alexander Grechaninov (1864-1956). Der Beifall erzielte noch zwei Zugaben, darunter deutsche "Stille Nacht" in einer recht aparten russischen Fassung.

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