Alanus Hochschule Schauspielstudenten aus Alfter zeigen starke Emotionen

ALFTER · Schauspielstudenten der Alanus Hochschule begeistern mit starken Emotionen. Seit April probt der Nachwuchs und feiert nun Premiere.

 Schauspielstudent Jonas Mayerhöfer in der angsteinflößenden Performance von Wajdi Mouawads „Verbrennungen”.

Schauspielstudent Jonas Mayerhöfer in der angsteinflößenden Performance von Wajdi Mouawads „Verbrennungen”.

Foto: Axel Vogel

Der Titel „Heftig braust’s in meinen Adern“ – ein Schiller-Zitat aus „Don Karlos“ – hallte in jeder Szene des Theaterabends am Johannishof der Alanus Hochschule Alfter wider. Heftig ging es zu, als die Schauspielstudenten des dritten Jahrgangs mit Szenen aus 13 klassischen und modernen Stücken den vergangenen Freitagabend füllten und somit einen bleibenden Eindruck hinterließen. Die Monologe, Dialoge und sogar ein Gespräch zwischen drei Charakteren beeindruckten vor allem mit ihrer Intensität und Lautstärke. Es wurde geschrien, gestampft, geliebt, gehasst und vor allem sehr gut gespielt.

Jahrgangsleiterin Beate Schwarzbauer freute sich, dass ihre Studenten „erwachsen werden und ihre Kräfte auf der Bühne zeigen können“. Sie wählte im Vorhinein die Stücke und Besetzungen aus, mit der Hoffnung, dass sie zu den jeweiligen Studenten passen würden. „Ich bin begeistert davon, dass die Studenten es schaffen, ihre Energien auszuschöpfen und damit so unglaublich kreativ zu werden”, sagte sie.

Kabale und Liebe

Seit April proben die angehenden Schauspieler und feierten nun die Premiere ihrer Interpretation der Weltliteratur. Neben Szenen aus klassischen Dramen wie Friedrich Schillers „Kabale und Liebe“ oder „Miss Sara Sampson” von Gotthold Ephraim Lessing glänzten die jungen Schauspieler besonders in den neueren Werken.

Den Auftakt machte Jonas Mayerhöfer mit einer starken, angsteinflößenden Performance von Wajdi Mouawads „Verbrennungen” voller Frustration, Wut, Hass und Verzweiflung. Mit Schweiß, Tränen und Boxhandschuhen versuchte sein Charakter Simon die Gefühle nach dem Tod seiner verabscheuten Mutter zu bekämpfen, doch schaffte es kaum.

Unschuldige Liebesszene

Auch der Dialog zweier Menschen, die einen Selbstmordpakt geschlossen hatten, verkörpert von Sabine Soydan und Gerrit Maybaum in Igor Bauersimas Stück „Norway today”, wirkte zugleich amüsant als auch beklemmend. Die Figuren Julie und August starrten in den Abgrund eines norwegischen Fjords und planten ihren Suizid. August änderte seine Meinung und Julie rutschte plötzlich ab, so dass das ungleiche Paar von seiner Mission abließ und schließlich zueinander fand. Aus Angst, Zweifel und Verwirrung entwickelte sich eine tollpatschige, unschuldige Liebesszene. Es wirkte, als hätten die beiden ihren Todeswunsch verloren und einen neuen Blick auf die Zukunft erlangt. Doch die ernüchternde Wahrheit beendete den Moment: „Ich bin so glücklich. Morgen werden wir sterben.” Licht aus.

Später betrat Inka Wiederspohn als John in „Warum trägt John Lennon einen Rock?“ von Claire Dowie die Bühne. Sie stotterte, fummelte an ihrem pinken Kleid herum und sprach wirr. Doch bald merkte der Zuschauer, dass das unscheinbare, einfältige Mädchen bloß ein Ablenkungsmanöver war, um die sozialkritische Auseinandersetzung mit Geschlechterungleichheit und „Male Gaze“ zu verstecken.

Die talentierten Nachwuchsschauspieler schafften es, unbequeme und auch anstrengende Themen kraftvoll auf die Bühne zu bringen und starken Gefühlen einen Körper zu leihen.

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