Diskussion um Gebäudegröße Pläne für Schulcampus in Oedekoven stoßen auf Kritik

Alfter-Oedekoven · Mehr als 100 Bürger diskutierten über den geplanten Schulcampus Oedekoven. Die nächste Versammlung findet am 5. Juni im Rathaus statt.

Der Satz von Lutz Giltjes hatte beinahe etwas Beschwörendes. „Sie spüren die Enge“, hatte der stellvertretende Leiter der Freien Christlichen Gesamtschule den mehr als 100 Anwesenden mit auf den Weg gegeben. In der Tat ist es die Enge der Freien Christlichen Schulen Bonn/ Rhein-Sieg (FCSB), die letztlich zu der Diskussionsveranstaltung am Dienstag in den Räumen der FCSB am Schöntalweg führte. Bekanntlich wollen die FCSB am Rande des Oedekovener Gewerbegebiets eine Gesamtschule (Planfeld A, siehe Grafik), eine Kita und eine Turnhalle (beides auf Feld C) bauen, da die bisherigen Räume aus allen Nähten platzen.

Allerdings regt sich teils massiver Widerstand gegen das 30-Millionen-Euro-Projekt. Vor allem deshalb hatte sich die Gemeinde entschlossen, eine groß angelegte Bürgerversammlung abzuhalten. „Wir haben festgestellt, dass Sie das Anliegen sehr bewegt“, erläuterte Bianca Lorenz, Leiterin des Fachgebiets Planung und Hochbau bei der Gemeinde. Mit dieser Versammlung engagiere sich die Gemeinde „weit über das hinaus, was das Bebauungsplanverfahren vorsieht“, ergänzte sie – und erhielt Applaus. Mit solchem wurde ebenfalls Lutz Giltjes nach seinen Ausführungen bedacht. Man sei eine Schule auch für Alfterer Kinder, sagte er. 25 Prozent der Schüler kämen aus Alfter, der Rest aus „Wesseling, Bornheim und der Umgebung“, so Giltjes: „Das ist jetzt nicht wirklich entfernt.“ Zudem führte er aus, dass die geplante Turnhalle auch örtlichen Vereinen zur Verfügung stehen solle.

Applaus kommt nicht von allen

Beklatscht wurde Giltjes beileibe nicht von allen Anwesenden. Sie könne das Anliegen „total verstehen“, sagte eine Frau. „Wenn der Platz da wäre, hätte kein Alfterer etwas dagegen“, fügte sie hinzu. Dann würde man auch mitklatschen. Die Frage des Platzes gehörte dann auch zu den maßgeblichen Aspekten, die nach den einführenden Worten in verschiedenen Kleingruppen zu unter anderem dem Gebäude und dem Verkehr diskutiert wurden.

Städtebau/Ortsbild: In dieser Kleingruppe standen der externe Stadtplaner Ulrich Faßbinder und Claudia Gerhardi, Leiterin des Fachbereichs Planen, Entwickeln, Bauen bei der Gemeinde, Rede und Antwort. Faßbinder räumte ein, dass das Planfeld A für eine Schule für rund 850 Schüler schon klein sei. „Wir hätten gerne mehr Fleisch am Knochen“, führte Faßbinder bildlich aus. Eine Frau hielt mit einem anderen Bild dagegen: Mit Konfektionsgröße 52 werde man nie in Konfektionsgröße 48 passen. Das Gebäude werde ihrer Ansicht nach ein Riegel von circa 20 Metern Höhe werden. „Die Fläche ist für dieses Plankonzept städtebaulich zu eng“, befand sie. Andere Diskutanten spielten auf den Schullärm an. Diesen könne man der Nachbarschaft nicht zumuten, meinte eine Frau. „Ich möchte nicht belästigt werden“, sagte wiederum ein Mann.

Indes gab es in den Diskussionen mit Faßbinder und Gerhardi nicht nur Kritik. „Ich habe Angst, dass die Schule nicht gebaut wird“, bekundete eine Mutter zweier Kinder, die auf der Suche nach einer Gesamtschule ist. „Unsere Kinder sind hier in Containern untergebracht“, erklärte eine andere Frau: „Ich möchte, dass es vorangeht.“

Pro Tag 590 Fahrten zur Schule

Mobilität/ÖPNV: In dieser Kleingruppe sorgte Verkehrsexperte Bernhard Lutterbeck von der Ingenieurgruppe IVV aus Aachen für ungläubiges Erstaunen. Laut Berechnungen von IVV werden rund 20 bis 30 Prozent der Schüler zu Fuß oder mit dem Rad zur Schule kommen. Angesichts der Tatsache, dass viele Kinder und Jugendliche weiter weg wohnen, wurde diese Aussage von nicht wenigen Anwesenden in Zweifel gezogen. In der Tat gehen die Experten von IVV davon aus, dass es pro Tag 590 Fahrten (Hin- und Rückfahrten zusammen) für die Schule geben werde. Eine Frau monierte in diesem Zusammenhang einen aus ihrer Sicht stattfindenden Schultourismus. Dem widersprach der Vater eines Schülers. Es gehe nicht um Schultourismus, sondern um das Beste für sein Kind. Eine Frau bezog sich auf die zahlreichen Schulbusse: „Sie werden noch die große Überraschung erleben, dass das Gebiet zu klein ist.“

Ein breiter Konsens herrschte bei der Forderung, die Verlängerung der Straße Im Klostergarten zur Alfterer Straße zu prüfen, um die Verkehrssituation zu entschärfen. Darüber hinaus steht die Idee für weitere Bushaltestellen für die Linie 633 im Raum.

Apropos prüfen: Mehrfach erläuterten Vertreter der Gemeinde, dass das an dem Tag Gesagte in das Bauplanverfahren einbezogen und abgewogen werde. In der Tat ist das Verfahren längst nicht abgeschlossen. Auch ein Stopp durch die Politik ist noch möglich. Am Dienstag, 5. Juni, soll eine weitere Bürgerversammlung stattfinden, diesmal im Rathaus in Oedekoven.

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