Streit in Heimerzheim Schaum-Attacke auf Ortsvorsteher

SWISTTAL-HEIMERZHEIM · Unbekannte haben die Haustüren des Ortsvorstehers von Heimerzheim, Hermann Leuning, mit Zargenschaum eingesprüht. Leuning vermutet einen Racheakt wegen eines Durchfahrtsverbots. Die Kleckerspuren führen bis zum Grasweg.

 So beschmiert war die Tür.

So beschmiert war die Tür.

Foto: Hans-Peter Fuß

Was sich Unbekannte in der Nacht zu Samstag in Heimerzheim geleistet haben, geht weit über einen Karnevalsscherz hinaus. Es handelt sich vielmehr, so kann stark vermutet werden, um einen Racheakt. Der oder die Täter haben nämlich die Häuser von Ortsvorsteher Hermann Leuning an der Lessingstraße und der Rentnerin Ulrike Koch an der Nordstraße aufgesucht und deren Haustüren samt Schlössern mit Zargenschaum eingesprüht. Diese Substanz, die schnell erhärtet, wird normalerweise beim Einbau von Türen und Fenstern zum Abdichten verwendet.

Hintergrund der Aktion könnte sein, dass die Durchfahrt vom Neubaugebiet Kammerfeld in den Mirgelweg nach Fertigstellung der Baustraße wieder durch Absperrpfosten gesperrt wurde. Für diese Vermutung spricht auch die Tatsache, dass in der gleichen Nacht die beiden Pfosten erneut abmontiert und die Metallhülsen ebenfalls mit Zargenschaum ausgefüllt wurden. Die Pfosten wurden am nächsten Tag im Neubaugebiet am Rand eines Weges gefunden.

Sowohl Hermann Leuning als Ortsvorsteher auch Ulrike Koch im Namen ihrer Nachbarn hatten sich für die Beibehaltung der Sperrung eingesetzt, weil eine Zunahme des Verkehrs auch wegen spielender Kinder nicht zu verantworten sei. Dies war und ist seit Jahren auch Beschlusslage des Rates und war elementarer Bestandteil der Planung des neuen Wohngebiets und somit auch den Neubürgern bekannt. Denn der Verkehr aus diesem Gebiet sollte nicht durch das Wohngebiet am Mirgelweg, sondern in Richtung der Märkte zum Kreisel am Ortsrand geführt werden.

Gegen diese Verkehrsführung protestierten rund 25 Anwohner des neuen Wohngebiets in Form eines Bürgerantrags. Sie forderten die Offenhaltung, um auf dem kürzesten Wege ins Ortszentrum fahren zu können. 36 Anwohner der Nordstraße und des Mirgelwegs brachten ebenfalls einen Bürgerantrag auf den Weg, der sich für die Beibehaltung der Sperrung aussprach. Der Swisttaler Hauptausschuss bestätigte im Januar die Beschlusslage einstimmig: Es bleibt bei der Sperrung. Die Verbindung zwischen den beiden Wohngebieten bleibt für den Durchgangsverkehr geschlossen. Für Rettungsfahrzeuge, Fußgänger und Radfahrer ist die Durchfahrt möglich. In der Begründung wurde auf verkehrliche Probleme auf dem kurvigen Mirgelweg und dessen Einmündung auf die Euskirchener Straße sowie den Schutz der Anwohner verwiesen. Mit dieser Entscheidung ließen sich die Politiker auch nicht davon einschüchtern, dass Unbekannte in den Wochen zuvor drei Mal die Absperrpfosten entfernt hatten. Drei Mal musste die Gemeinde die Pfosten wieder einsetzen.

Leuning erhielt am Samstag um 8 Uhr einen Anruf von seinem Nachbarn. Der machte ihn auf den Schaum auf seiner Haustür aufmerksam. „Ich wollte die Tür öffnen, das ging aber nicht, ich kam nicht raus“, berichtet Leuning. Mit einem Spachtel kratzte er den Schaum grob vom Türrahmen. Auch die Sprechanlage war besprüht.

Er alarmierte die Polizei und erstattete Anzeige. Zwei Beamte nahmen die Schäden auf. Sie konnten gleich weiter zu Ulrike Koch fahren. Dort waren in der Nacht ebenfalls Tür und Schloss eingesprüht worden. Außerdem hatten sich der oder die Täter noch das vor der Garage stehende Auto vorgenommen und ebenfalls eingeschäumt, ehe sie über den Feldweg neben dem Haus von Koch verschwanden. Dafür sprechen Kleckerspuren des Zargenschaums auf dem Grasweg, die bis zu einer Gartenpforte führen. Denn der Schaum schäumt nach Gebrauch in der Dose stark nach. Auch diesen Spuren gingen die Ermittler nach. Zum Stand der Ermittlungen konnte die Bonner Polizei an Karneval noch nichts Konkretes sagen.

Ulrike Koch hat ebenfalls Anzeige erstattet und Bürgermeisterin Petra Kalkbrenner informiert. Leuning ist überzeugt, dass es sich um einen Racheakt gegen seine Person handelt: „Das geht gegen mich, weil ich mich für die Sperrung eingesetzt habe.“ Er habe in einer anderen Angelegenheit auch schon anonyme Drohanrufe erhalten. Leuning will sich aber nicht einschüchtern lassen: „Die Durchfahrt ist zu und bleibt zu.“

Zu den Vorfällen erklären die stellvertretenden Vorsitzenden der SPD Swisttal, Michael Schleupner und Hartmut Benthin: „Die SPD wird solche Angriffe auf unbescholtene Bürger und ehrenamtliche Kommunalpolitiker nicht hinnehmen. Es kann nicht sein, dass Menschen, die sich in ihrer Freizeit oder ihrem Ruhestand in unzähligen Stunden für ihr Dorf und ihre Mitbürger engagieren, nach Entscheidungen Sorgen um ihr Hab und Gut haben müssen. Vandalismus, Drohanrufe und Angriffe auf Eigentum sind keine Form der politischen Auseinandersetzung und keine Dummejungenstreiche.

Wir unterstützen die Anwohnerin und Ortsvorsteher Leuning in ihren Bemühungen, gemeinsam mit der Polizei und der Gemeindeverwaltung für rasche Aufklärung zu sorgen.“ Einiges spreche dafür, dass die Angriffe im Zusammenhang mit dem Streit um den Straßenpfosten stehen.

Hinweise zu den Vorfällen in Heimerzheim nimmt die Polizei unter 02 28/1 50 entgegen.

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