RB 48 von Sechtem nach Köln Pendler aus Sechtem bleiben am Gleis zurück

Bornheim-Sechtem · Verspätungen und Ausfälle: Sechtemer Bahnkunden kritisieren National Express. Seit dem Fahrplanwechsel Mitte Dezember seien die Zustände noch katastrophaler als vorher, bemängeln sie. Das Unternehmen bessert nach.

Für den Weg zur Arbeit braucht Jutta Lambrecht nicht selten starke Nerven. Täglich fährt sie morgens mit dem Zug vom Bahnhof Sechtem nach Köln. Und an vielen Tagen ärgert sie sich mit anderen Pendlern über teils massive Verspätungen und Ausfälle von Zügen. Seit dem Fahrplanwechsel Mitte Dezember seien die Zustände noch katastrophaler als vorher, sagt Lambrecht.

Das betreffe vor allem die Züge der Regionalbahn (RB) 48, so Lambrecht. Wie berichtet, wird die Linie seit dem Fahrplanwechsel Mitte Dezember vom britischen Verkehrsunternehmen National Express bedient. Zwar hatten Pendler aus Sechtem auch über Verspätungen und Ausfälle geklagt, als die RB 48 noch von der Deutschen Bahn gefahren wurde. Laut Lambrecht ist die Situation zurzeit aber richtig schlimm.

[kein Linktext vorhanden]Mehrmals seien ihre Verbindungen in den vergangenen Wochen bis zu 25 Minuten verspätet gewesen oder gar ausgefallen – sowohl morgens auf dem Weg nach Köln als auch abends zurück nach Sechtem. „An einem Tag bin ich auf insgesamt 80 Minuten Verspätung gekommen“, so Lambrecht. Damit aber nicht genug. An zwei aufeinander folgenden Tagen seien die Züge morgens nur mit einem Fahrzeug statt zwei Fahrzeugen unterwegs gewesen. Am ersten Tag seien rund 30 Personen in Sechtem nicht mehr in den Zug gekommen, am zweiten Tag sogar 100, so Lambrecht.

Zudem bekomme sie mit, dass auch die Verbindung Richtung Bonn Probleme hat. So sei kürzlich der Zug mit geplanter Abfahrt in Sechtem um 6.57 Uhr in Richtung Bonn 58 Minuten verspätet gewesen. Was Lambrecht auch ärgert, ist die Tatsache, dass sie und andere Reisende von der Mobilitätsgarantie nur wenig hätten. Schließlich hielten keine Schnellzüge in Sechtem, und Taxen seien rar. Andere Fahrgäste teilen diese Eindrücke. „Es ist eine absolute Katastrophe“, sagt Waltraud Neukirch, die auch von Sechtem nach Köln pendelt. Wenn die Züge mit nur einem Fahrzeug verkehrten, komme sie sich vor wie in einem Viehtransport. Lokführer und Zugpersonal seien immer sehr freundlich, fügt sie hinzu. Aber die könnten ja auch nichts dafür.

[kein Linktext vorhanden]Mit ihrer Kritik stehen die Pendler nicht alleine da. In einer Erklärung haben sich der Zweckverband Nahverkehr Rheinland, der Zweckverband Nahverkehr Westfalen-Lippe und der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr zu Wort gemeldet. In ihrem Auftrag betreibt National Express die RB 48 und den Regionalexpress 7 (Krefeld - Rheine). Die ersten Wochen seit der Betriebsaufnahme seien „von etlichen Ausfällen und Verspätungen gekennzeichnet“, so die Unternehmen. Nach einem Gespräch mit National Express erwarte man nun, „dass eine deutliche Verbesserung der Betriebsqualität der RE 7/RB 48 erreicht wird.“

National Express räumt auf Anfrage ein, dass es auch rund zwei Monate nach dem Start noch immer nicht rund läuft. „Leider können wir nicht ganz ausschließen, dass es zu Verspätungen oder gar Ausfällen kommt“, sagt Daniel Prüfer von der Pressestelle. Die Ursachen seien vielfältig. Zum einen läge es daran, dass Technik und Personal noch nicht richtig eingespielt seien. Zum anderen gebe es noch Probleme der Zu- und Abführung der Züge zu den Instandhaltungswerkstätten sowie zu den Einsatzorten. „Die Verspätungen haben ebenso auch zahlreiche externe Gründe, auf die National Express als Eisenbahnverkehrsunternehmen keinen Einfluss hat“, so Prüfer weiter. So hätten etwa Vandalismus, Personenunfälle, Bombenentschärfungen und Stromabschaltungen seit Betriebsstart zu erheblichen Beeinträchtigungen geführt.

Weiter sagt Prüfer, dass National Express mittlerweile mit einer stabilen Betriebsleitung fahre. „Besonders in Bezug auf die Kapazität zeigt sich, dass die Anpassungen und Optimierungen der internen und externen Prozesse erste Erfolge tragen“, sagt er. Darüber hinaus arbeite das Unternehmen an weiteren Lösungen: „So wurde die Betriebsleitzentrale von National Express in Köln pro Schicht um einen Mitarbeiter aufgestockt.“ Auch führe man Gespräche mit der Deutsche-Bahn-Tochter DB Netz, um Arbeitsabläufe zu optimieren. Auch gebe es zusätzliches Personal in den Werkstätten.

„Aber nicht nur National Express muss lernen“, so Prüfer. Seiner Ansicht nach dürften zum Beispiel die Fahrdienstleiter bei DB Netz die spurtstarken Züge von National Express nicht dadurch ausbremsen, dass sie stetig „auf Seite genommen“ werden, um verspätete ICEs überholen zu lassen.

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