Wachtberger Originale Zwischen Kunst, Familie und Golfplatz

Wachtberg-Berkum · Die Künstlerin und ehemalige Lehrerin Hiltrud Westheide widmet ihr Leben der künstlerischen Arbeit mit Kindern. Obwohl sie zugezogen ist, fühle sie sich eindeutig als Wachtbergerin.

 Als Inspiration für das Gemälde „Dünenlandschaft bei Nacht“ (rechts im Hintergrund) diente Künstlerin Hiltrud Westheide ihr Lieblingsurlaubsort De Haan in Belgien.

Als Inspiration für das Gemälde „Dünenlandschaft bei Nacht“ (rechts im Hintergrund) diente Künstlerin Hiltrud Westheide ihr Lieblingsurlaubsort De Haan in Belgien.

Foto: Katharina Weber

Holzfachwerk, gepflasterte Hofflächen und von Zisternen gespeiste Brunnen mit Mühlenstein: Gut Odenhausen im Schatten der gleichnamigen historischen Wasserburg versprüht einen altertümlichen Charme. Vor rund sechs Jahren wurde die ehemalige Hofanlage in der Nähe des neuen Ortskerns in Wohnungen verwandelt und so um einen modernen Aspekt ergänzt. Die Inspiration liegt hier quasi auf der Straße.

Kein Wunder, dass es Künstlerin Hiltrud Westheide und ihren Mann hierhin verschlug. Westheides Liebe zur Kunst ist unverkennbar: Ihre Werke zieren die Wände der lichtdurchfluteten Wohnung, in einer Ecke warten Bilder in Arbeit auf ihre Fertigstellung, im Garten baute sie sich ein eigenes Atelier. „Meine Bushaltestelle“, sagt die gebürtige Andernacherin wegen dessen geringer Größe lächelnd. Für die Wachtberger Kulturtage male sie momentan vier Gemälde der Jahreszeiten, erzählt sie und zeigt ein schwarz-weißes Bild einer gerade noch zu erahnenden Winterlandschaft. Beim „Frühling“ kann man die Landschaft nicht mehr erahnen. Zarte Farbkombinationen dominieren das abstrakte Gemälde, die beim „Sommer“ leuchtend und kräftig ausfallen. Der Herbst fehlt noch.

Ihre erste denkwürdige Begegnung mit der Kunst hatte sie mit 15, als sie in Rolandseck auf die Künstlergruppe um Günther Uecker traf. „Uecker arbeitete gerade an seinem Nagelbett und ich fand das so faszinierend“, erinnert sie sich. Als mit 17 Jahren ihr Vater starb, musste eine schnelle Entscheidung über ihre berufliche Zukunft her. Sie begann eine Ausbildung an einer musischen Fachhochschule, zunächst in Textilgestaltung und Hauswirtschaft. „Nach zwei Semestern habe ich gedacht: Hauswirtschaft, das geht gar nicht“, sagt sie energisch und fasst sich an die Stirn. Den darauffolgenden Wechsel in die künstlerischen Fächer hat sie nie bereut. „Kunst ist für mich allumfassend, fast körperlich.“

Danach unterrichtete sie mit Freude 40 Jahre lang Kunst und Mathe an der Hauptschule in Berkum. „Ich habe, glaube ich, vermitteln können, dass jeder Schüler ein Künstler sein kann. Das war meine innere Überzeugung.“ Fröhlich plaudert sie über Abschlussfahrten in toskanische Renaissance-Städte: „Ich brauchte nur auf irgendein Gebäude zu zeigen, dann schrien die Schüler schon von hinten, was für ein Baustil es ist.“ Auch die ein oder andere Wette um ein Bier soll dabei eine Rolle gespielt haben.

Langeweile im Ruhestand

2010 ging Westheide in Rente. Doch Ruhestand inklusive Urlaub auf Gran Canaria waren auf Dauer zu wenig. Auf der faulen Haut zu liegen, ist nicht ihr Ding, lieber ständig Neues zu entdecken und dazu zu lernen. „Ein Jahr habe ich mich privat ausgetobt, dann wurde es mir schon wieder langweilig.“ Kurzerhand half sie ehrenamtlich ein bis zwei Mal die Woche in der Schule aus. Später begann sie Workshops für „Junge Kunst – Neue Wege“ zu betreuen, „weil ich ganz gerne mit Kindern arbeite und da Inspiration für meine Kunst finde“. Bis vor zwei Jahren hieß das Projekt „KinderKunstKinder“. Mehr als 1000 Kinder und Jugendliche nahmen 2016 Teil.

Aufgewachsen ist Westheide in Bad Breisig. In Bad Godesberg besuchte sie die Getrud-Bäumer-Realschule und lebte später in Friesdorf. Nach Wachtberg zog sie wegen ihrer drei Kinder: Die ländliche Gegend schien der ideale Ort zum Großwerden zu sein, 1978 baute das Paar deshalb ein Haus in Berkum.

Sport gehört auch mit 68 Jahren noch zu ihrem Leben: „Ich spiele Golf“, sagt sie und lacht fast verlegen und ergänzt nur halb ernst: „Tennis ging nicht. Der Schläger war zu klein, ich traf nie die Mitte.“ Schnelle Gruppenfitness war auch nichts für sie – Koordinationsschwierigkeiten. „Ich bin langsam“, sagt sie belustigt. Ihr Mann, früher Leistungssportler, brachte sie vor mehr als 30 Jahren dann zum Golf. Heute spielt sie in der dritten NRW-Seniorenliga.

„Ich bin irgendwo auch ein bisschen ehrgeizig in allem, was ich tue. Ob das im Beruf war oder mit den Kindern.“ Streng sei sie mit ihren Kindern deswegen nicht gewesen, nur konsequent. „Auf der Nase tanzt mir keiner rum“, sagt sie bestimmt. Zeit mir ihren sechs Enkeln verbringt sie gerne. Familie ist ihr wichtig, Menschen im Allgemeinen. Mit Freude bildet sie daher auch im Ruhestand noch Kinder in allen Facetten der Kunst aus.

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