Nach den Querelen beim DRK-Ortsverein Wachtberg „Wir sind eine lernende Organisation“

Wachtberg · Wie geht es nach der Mitgliederversammlung des in die Kritik geratenen DRK-Ortsvereins in Wachtberg? Das wollte Axel Vogel von Mathias Conrad, Syndikusanwalt und Leiter der Stabsstelle Recht/Revision/Compliance, beim DRK-Nordrhein in Düsseldorf, wissen.

 Nach turbulenten Monaten wählen die Mitglieder des Ortsvereins bei der Mitgliederversammlung ihren neuen Vorstand.

Nach turbulenten Monaten wählen die Mitglieder des Ortsvereins bei der Mitgliederversammlung ihren neuen Vorstand.

Foto: Axel Vogel

Sie sind auf der Mitgliederversammlung als vehementer Verfechter einer Aufbereitung der Geschehnisse in dem Wachtberger Ortsverein aufgetreten. Vor allem, um das Image des gesamten DRK zu schützen, wie Sie sagten. Hat der Name Ihrer Hilfsorganisation durch die Ereignisse vor Ort bereits Schaden genommen?

Mathias Conrad: Aus Sicht eines Landesverbandes haben wir die Erfahrung gemacht, dass in der Öffentlichkeit nicht differenziert wird, ob ein kleiner Ortsverein ohne hauptamtliche Unterstützungsstruktur formale Fehler begeht oder ob Verfehlungen vorliegen. Wir werden immer als das Rote Kreuz wahrgenommen, bei dem etwas schief gelaufen ist. Ob konkret vor Ort ein Imageschaden entstanden ist, kann ich noch nicht beurteilen.

Unmut hatte im Vorfeld hervorgerufen, dass der interne Prüfbericht der Beratungsgesellschaft öffentlich geworden ist. Werden Sie dagegen vorgehen?

Conrad: Die Entscheidungsgewalt liegt beim Kreisverband. Ich denke, er wird, so sich der Sachverhalt bestätigen sollte und Datenschutzverletzungen vorliegen, eine Strafanzeige gegen Unbekannt erstatten.

Zu dem Prüfbericht hatten Sie erklärt, dieser lasse nur zwei Schlüsse zu: Entweder beim Wachtberger DRK „war man ahnungslos und hat geschlampt, oder sich selbst bedient“. Sind Sie schon zu einem Ergebnis gekommen, nachdem es Ihrer Aussage nach für 23 000 Euro keine Belege gibt?

Conrad: Wir gehen davon aus, dass teilweise unprofessionell gearbeitet wurde, sich aber niemand vorsätzlich bereichern wollte. Dies zeigt auch das Gesamtbild der Prüfung. Die Belegprüfung ist größtenteils aufgearbeitet worden.

Im Zentrum der Kritik des Prüfberichtes steht vor allem die Organisation und die fehlende Trennung der Zuständigkeiten in dem DRK-Ortsverein. Kann, muss man dem Geschäftsführer, der sich wegen der Belastungen des Vereins auf eine absolute „Ausnahmesituation“ im Jahr 2014/5 beruft, Vorwürfe machen?

Conrad: Zu den Aufgaben des Geschäftsführers gehört auch, für die Einhaltung der Grundzüge der ordnungsgemäßen Buchführung zu sorgen. Bei einem „Ein-Mann-Betrieb“, wie es hier der Fall war, fehlte die nötige Infrastruktur. Deshalb plädieren wir als Landesverband dafür, dass solche operativen Aufgaben in erster Linie ein Kreisverband mit entsprechender hauptamtlicher Unterstützungsstruktur durchführen sollte. Eben weil die rein ehrenamtlich geführten Ortsvereine sonst schnell vor dem Dilemma der Erfüllung der Anforderungen aus der „operativen Rotkreuzarbeit“ versus „kaufmännischen und juristischen Anforderungen“ steht. Es gibt allerdings auch das Beispiel, dass Ortsvereine diese Aufgabe gut meistern. Unsere föderale Struktur lässt dies auch zu.

Als Grund für die Turbulenzen in dem Ortsverein war immer wieder von einer „Überforderung“ vor Ort die Rede gewesen. Hätte der DRK-Kreisverband diese Überforderung früher erkennen müssen?

Conrad: Der Ortsverein hat zunächst das getan, was die Rotkreuzarbeit im Ursprung ausmacht, nämlich „dem Menschen nach dem Maß seiner Not zu helfen“. Er hat sehr schnell, gut und zupackend gehandelt. Aber selbstverständlich gehört auch zur Aufgabenbewältigung, dass in einem nachgelagerten Schritt den kaufmännischen Anforderungen Rechnung zu tragen ist. Hier fehlte es offensichtlich am Know-how. Der Kreisverband hat nach Kenntnis der Sachlage vorbildlich seine Aufsichtsfunktion zusammen mit neuen Vorstandmitgliedern des Ortsvereins wahrgenommen.

Kann Ihre Organisation aus den Ereignissen in Wachtberg lernen?

Conrad: Wir sind eine lernende Organisation und werden selbstverständlich die Ursachen und Ergebnisse evaluieren. Ein Ergebnis könnte sein, dass der Ortsverein aufgrund seiner Größe und Aufgaben jetzt kontinuierlich an der Revision des Landesverbandes teilnehmen muss.

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