Franz Jäger und Hartmut Beckschäfer Wachtberger CDU-Spitze tritt zurück

Wachtberg · Franz Jäger legt sein Amt an der Parteispitze zum 22. Oktober nieder. Hartmut Beckschäfer gibt den Fraktionsvorsitz ab.

 CDU Fest auf dem Köllenhof in Ließem: vl. Maike Scholz, Christoph; Fiévet Hartmut Beckschäfer,Jörg Schmidt, FRanz-Josef Jäger, Ilka von Boerselager und Norbert Röttgen. (Archivfoto)

CDU Fest auf dem Köllenhof in Ließem: vl. Maike Scholz, Christoph; Fiévet Hartmut Beckschäfer,Jörg Schmidt, FRanz-Josef Jäger, Ilka von Boerselager und Norbert Röttgen. (Archivfoto)

Foto: Axel Vogel

Ob die Nachricht überraschend kam oder nicht, sei dahin gestellt, doch sie sorgte für einiges Aufsehen: Mit weniger als einer halben Stunde Abstand erklärten Franz Jäger und Hartmut Beckschäfer am Dienstag per Mail ihren Rücktritt von Partei- und Fraktionsspitze der Wachtberger CDU. Zuvor hatten sie ihren Entschluss bereits intern kundgetan. Jäger legt sein Amt zum 22. Oktober nieder, Beckschäfer zum nächstmöglichen Zeitpunkt.

Ein Grund ist in den Ereignissen rund um die Kür des CDU-Bürgermeisterkandidaten für die kommende Kommunalwahl zu finden. Wie berichtet, hatte sich der Parteivorstand im Vorhinein für Barbara Hausmanns, Chefin der Volkshochschule Voreifel, ausgesprochen. Kurz danach hatte Fraktionsmitglied Schmidt, Abteilungsleiter im Finanzdezernat der Stadt Bonn, seinen Hut in den Ring geworfen. Bei der Mitgliederwahl setzte sich Schmidt denkbar knapp mit 53 zu 52 Stimmen gegen Hausmanns durch. Hinter den Kulissen herrschte teilweise Unmut über die Arbeit der Findungskommission, interessierte Kandidaten wie Schmidt oder Volker Gütten seien nicht gefragt worden. Eine Kritik, die die Kommission nicht teilen konnte. An dem Verfahren sei nichts auszusetzen, hatte Jäger auf GA-Anfrage gesagt. Außerdem hätten sie, so heißt es in seinem aktuellen Brief, ihr Interesse nie ernst zu nehmend bekundet - weder selbst, noch durch Dritte.

Sieg und Niederlage lägen in diesem Fall sehr nah beieinander, schreibt Jäger an die Mitglieder. Insofern könnte man nun theoretisch zur Tagesordnung übergehen. Doch so einfach sei es nicht. "Das Ergebnis ist das eine, der Weg dorthin etwas ganz anderes", meint Jäger, der im Januar als Nachfolger von Schmidt den Parteivorsitz übernommen hatte.

Die jüngste Mitgliederversammlung habe gezeigt, "dass die Parteireihen nicht geschlossen sind". Auch die Gräben, die sich bei der "missglückten Wiederwahl" Jörg Ostermanns zum Beigeordneten auftaten - damals hatten einige CDU-Mitglieder plötzlich gegen Ostermann gestimmt - , seien nur "oberflächlich zugedeckt". Dies gelte besonders für die Mitglieder der Fraktion. Eine Überbrückung sei nur auf zweierlei Weise möglich: Verständigung. Oder Tausch des Personals "auf einer der beiden Grabenseiten".

Sein Schritt habe mit Glaubwürdigkeit und Selbstachtung zu tun. "Denn dass, was sich die neuen Königsmacher in den letzten Wochen geleistet haben, hat mit Anstand nur noch wenig zu tun." So sei er selbst diskreditiert worden, sagt Jäger. Und spricht von Lügengeschichten, Legenden und dem Verhalten des Wahlkampfteams um Schmidt herum, das ihm "Empathie und Führungskompetenz" abgesprochen habe.

Dass das Verfahren zur Suche nach CDU-Bürgermeisterkandidaten zunächst gestützt, dann aber infrage gestellte worden sei, stößt Jäger und Beckschäfer gleichermaßen auf. "Anscheinend ist selbst in Fragen von erheblicher Bedeutung nicht auszuschließen, dass persönliche Beweggründe zum obersten Maßstab für das eigene Handeln erhoben werden", so Beckschäfer. Und das ungeachtet der mehrheitlich beschlossenen Linie der Fraktion oder eines Beschlusses im gewählten Vorstand der Partei. Eins ist Beckschäfer wichtig: Er halte das Findungsverfahren für richtig, respektiere auch das Wahlergebnis. "Mein Entschluss beruht nicht auf persönlichen Ressentiments."

"Ich hatte die Hoffnung, dass wir geschlossen in den Wahlkampf gehen", so Schmidt auf GA-Anfrage. Ihm tue es zwar leid, dass beide ihre Ämter zur Verfügung stellen. "Aber es ist eine persönliche Entscheidung, die ich nachvollziehen kann." Wer auf die beiden folgen könnte? "Das kann ich nicht sagen. Es ist alles noch zu frisch", so Schmidt, der nach eigener Aussage nicht mit einem solchen Schritt gerechnet hat. "Ich habe die Gräben nicht als so stark empfunden." Nun aber müsse man nach vorne schauen und den Wahlkampf organisieren. "Wir haben doch alle ein Ziel: Die Kommunalwahl zu gewinnen", so Schmidt.

Er bedauere den Entschluss, sagt Gütten. "Man kann Brücken bauen", ist er überzeugt. Er schätze Jäger und Beckschäfer sehr - wegen ihrer Expertise und Erfahrung. Er hätte sich gerne zusammengesetzt, bevor ein solcher Schritt getätigt wurde. "Nun ist es ohne Unterhaltung passiert."

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