Hausarztversorgung in der Region Wachtberg von Ärztemangel unberührt

Wachtberg · Laut Kassenärztlicher Vereinigung sind auch Alfter und Bonn medizinisch eher „überversorgt“. Deshalb dürfen sich derzeit keine zusätzlichen Allgemeinmediziner mehr im Bereich niederlassen.

 Der Bereich Wachtberg, Alfter und Bonn ist so gut versorgt mit Allgemeinmedizinern, dass sich derzeit kein weiterer Hausarzt niederlassen darf.

Der Bereich Wachtberg, Alfter und Bonn ist so gut versorgt mit Allgemeinmedizinern, dass sich derzeit kein weiterer Hausarzt niederlassen darf.

Foto: Marijan Murat/dpa

In vielen deutschen Gemeinden, insbesondere im ländlichen Raum, sind Ärzte knapp. Mediziner – und darunter vor allem die Nachwuchskräfte – zieht es zunehmend in die Ballungsräume. Von einem Landarztidyll, wie einst im Vorabendprogramm des ZDF romantisiert, kann in weiten Teilen der Republik keine Rede mehr sein. Angesichts dieser Entwicklung, die sich durch eine bevorstehende „Verrentungswelle“ der Hausärzte noch weiter zuspitzen wird, ist die Situation im Mittelbereich Bonn, zu dem neben der Bundesstadt die Gemeinden Alfter und Wachtberg zählen, geradezu bemerkenswert entspannt.

Von Bürgern, die über zu volle oder gar gänzlich fehlende Wartezimmer klagen, hat man im Wachtberger Rathaus noch nichts gehört. „Mir sind keine Rückmeldungen zu Mängeln aus der Bevölkerung bekannt“, sagt Bürgermeisterin Renate Offergeld. Die Gemeinde sieht sie gut aufgestellt. Zum anderen sei die Nähe zu Meckenheim und Bad Godesberg ein großer Vorteil. Ähnlich sahen das auch Lokalpolitiker, die der GA befragte. Nur die Verbindungen des öffentlichen Nahverkehrs hielten manche für verbesserungswürdig – eben auch, um besser zu Ärzten zu gelangen.

Fragt man bei der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein (KVNo) nach, werden Zahlen genannt, die den Eindruck der Wachtberger Politiker belegen. Aktuell sind im Mittelbereich Bonn (dem zusammenhängenden hausärztlichen Versorgungsbezirk bestehend aus Bonn, Alfter und Wachtberg) rund 245 Allgemeinmediziner niedergelassen. Der Versorgungsgrad liegt – gemäß Bedarfsplanung – bei 116 Prozent. „Offiziell ist der Mittelbereich Bonn im hausärztlichen Versorgungsbereich sogar überversorgt“, so der Sprecher der KVNo, Christopher Schneider. Aufgrund der guten Versorgungslage im Mittelbereich Bonn – laut Planung liegt der rechnerische Bedarf bei einem Hausarzt pro 1671 Einwohner – besteht derzeit sogar eine Zulassungssperre für Hausärzte. Es dürfen sich also keine zusätzlichen Allgemeinmediziner mehr im Bereich niederlassen. „Einzig die Übernahme bestehender Praxen – beispielsweise bei altersbedingten Abgaben – ist möglich“, so Schneider.

Demografischer Wandel könnte für Probleme sorgen

Doch trotz des rosigen Status quo in Sachen Hausarztversorgung, könnte der demografische Wandel auch im Mittelbereich Bonn noch für Probleme sorgen. Schneider: „Angesichts der Altersstruktur aller niedergelassenen Ärzte – und hier besonders bei den Hausärzten – müssen wir damit rechnen, dass das Netz an hausärztlichen Praxen im Rheinland perspektivisch dünner wird.“ Aktuell liegt das Durchschnittsalter der Hausärzte in Nordrhein bei 55 Jahren. „Nach unseren Berechnungen müssten bis zum Jahr 2030 im Rheinland rund 5000 Hausärzte neu gewonnen werden, um das Versorgungsniveau von heute zu erhalten“, warnt die KVNo.

Allerdings ist die Region gut für diese Aufgabe gerüstet, glaubt Schneider: „Im Vergleich zu vielen ländlicheren Kommunen, etwa in der Eifel oder am linken Niederrhein, hat der Großbereich Bonn – und damit auch Wachtberg – im Wettbewerb um junge Ärztinnen und Ärzte gute Karten.“ Eine gute Infrastruktur und eine direkte Anbindung an Ballungsräume sowie ein Arbeitsumfeld mit funktionierender Kinderbetreuung, guten Schulen, Arbeitsplätzen für den Partner und hohem Freizeitwert sei für junge Mediziner ein bedeutender Niederlassungsfaktor.

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