Sparvorhaben Wachtberg testet papierlose Ratsarbeit

WACHTBERG · 6000 Euro könnte die Verwaltung allein an Material-, Porto- und Druckkosten sparen, wenn der Umstieg vom gedruckten aufs digitale Papier funktioniert. Die Mandatsträger sollen freiwillig mitmachen. Eine Umstellung würde vor allem auch Personal sparen.

 Das iPad statt gedruckter Unterlagen? In Wachtberg wollen Ratsmitglieder jetzt testen, ob sie ausschließlich mit digitalen Sitzungsvorlagen zurechtkommen.

Das iPad statt gedruckter Unterlagen? In Wachtberg wollen Ratsmitglieder jetzt testen, ob sie ausschließlich mit digitalen Sitzungsvorlagen zurechtkommen.

Die Kopierer im Wachtberger Rathaus spucken jede Woche stapelweise Sitzungsunterlagen aus, die dann an 42 Ratsmitglieder verschickt werden müssen. Manch einer kann sich Gremienarbeit ohne die farbigen Seiten, in denen man blättern und Notizen machen kann, nicht vorstellen. Deshalb sollen jetzt freiwillige Mandatsträger mit eigenen Tablets und Laptops die papierlose Ratsarbeit testen, hat der Hauptausschuss der Gemeinde am Donnerstagabend beschlossen.

Sollten alle Ratsmitglieder künftig ihre Unterlagen nur noch digital bekommen, würde das nicht nur Papier, Umschläge, Druckkosten und Porto sparen (insgesamt rund 6000 Euro pro Jahr). Ein wichtiges Argument ist aus Sicht von Oliver Henkel (Grüne), dass auch Personalkosten gespart werden könnten, die noch nicht beziffert sind. Allerdings nur, wenn die papierlose Zukunft bei allen Ratsmitgliedern und sachkundigen Bürgern einzieht, und so der Verwaltungsaufwand entfällt. "Die Umstellung bedeutet Schulungsaufwand und Kosten. Ich glaube aber nicht, dass es hilft, etwas Halbgewalktes zu machen, und dann davon auszugehen, dass wir Kosten sparen", so Henkel.

In der Sitzung gab es unterschiedliche Bedenken. Helga Frohberg (FDP) braucht Platz für Anmerkungen: "Ich kritzele überall drin rum." Abhilfe könnte die Schreibfunktion mit digitalem Stift auf dem iPad schaffen. Außerdem brauche man zu Hause einen schnellen Internetanschluss, um die Unterlagen laden zu können, gab Frohberg zu bedenken. Der sei nicht überall in Wachtberg vorhanden.

Ratsherr Thomas Fuhr (Unser Wachtberg) geht ohnehin immer mit Laptop in die Sitzungen. Er verwies darauf, dass die Nutzung freiwillig sein müsse. Von Jörg Schmidt (CDU) gab es ein entschiedenes "Ja, ich will das!". In der SPD-Fraktion haben sich laut Bernd Becker drei Viertel der Mitglieder dafür ausgesprochen, bei der Papierform zu bleiben. Becker lehnt auch ab, aus dem Budget der Gemeinde iPads für die Ratsmitglieder anzuschaffen.

Wolfgang Reifferscheid aus der Verwaltung stellte dem Ausschuss eine Rats-App vor, die bereits für Testzwecke freigeschaltet wurde. Die Lizenz für die Software kostet rund 2400 Euro, plus 720 Euro Gebühr pro Jahr. Es gibt während der Testphase aber noch anderes zu bedenken, zum Beispiel, dass der Sitzungssaal nur neun Steckdosen hat und Verlängerungskabel aus Sicherheitsgründen verboten sind.

Beispiele aus der Region

Die Gemeinde Wachtberg berichtete im Hauptausschuss auch über den Stand der digitalen Gremienarbeit in anderen linksrheinischen Kommunen des Rhein-Sieg-Kreises.

Die Gemeinden Alfter und Swisttal haben bisher den WLAN-Anschluss realisiert. Bornheim befindet sich noch in der Planungsphase. Die Stadt Meckenheim hat den WLAN-Anschluss realisiert und für jede Fraktion ein iPad beschafft. Rheinbach hat WLAN-Anschlüsse realisiert und den Gremienmitgliedern Zuschüsse zu mobilen Geräten in Aussicht gestellt. Sie wurden bisher nicht abgerufen. Rheinbach stellt die Unterlagen weiter in Papierform zur Verfügung.

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