ÖPNV in der Region Wachtberg führt das Jobticket ein

Wachtberg · Der Wachtberger Gemeinderat hat grünes Licht gegeben, den Gemeindemitarbeitern ein Jobticket anteilig zu bezahlen. Rund 32.000 Euro an Vorleistung gab der Rat dafür jetzt frei.

 Mit Karte freie Fahrt bei Bus und Bahn: Mitarbeiter der Gemeinde Wachtberg dürfen ab dem nächsten Jahr das günstige Jobticket nutzen.

Mit Karte freie Fahrt bei Bus und Bahn: Mitarbeiter der Gemeinde Wachtberg dürfen ab dem nächsten Jahr das günstige Jobticket nutzen.

Foto: VRS

In Zeiten des Fachkräftemangels müssen auch Kommunen zusehen, wie sie sich als Arbeitgeber interessant machen. Wachtbergs Beigeordneter Swen Christian präsentierte zunächst dem Hauptausschuss und dann dem Rat das Jobticket als eine Variante. Dem konnten sich die Politiker mit großer Mehrheit anschließen.

Die linksrheinischen Kommunen des Rhein-Sieg-Kreises hatten sich an den Verkehrsverbund Rhein-Sieg (VRS) gewandt, um vor dem Hintergrund des Klimaschutzes und nachhaltiger Mobilität die Einführung eines Jobtickets für ihre Verwaltungsmitarbeiter zu diskutieren. „Durch das massiv erweiterte ÖPNV-Angebot in Wachtberg entstehen der Gemeinde über die ÖPNV-Mehrbelastungsumlage Kosten, die mit der Nachfrage korrelieren“, meinte Christian. Daher sei das Ziel, den Absatz an Tickets zu erhöhen; denn dadurch sei zu erwarten, dass die Umlage für den Öffentlichen Nahverkehr in Zukunft geringer ausfalle.

Problem am Jobticket: Es bestehe, so Christian, eine Solidarabnahme. Heißt, das jede Dienststelle eines Arbeitgebers sich komplett beteiligen muss. Die Verwaltung befragte ihre Mitarbeiter deshalb mittels Interviewleitfaden, wie es um das Interesse an einer solchen Monatsfahrkarte bestellt ist. „Dabei hat sich gezeigt, dass die Kollegen im Bauhof und in den Schulen nur wenig Bedarf sahen“, sagte der Beigeordnete. Im Rathaus selbst konnten sich 57 Prozent und in den Kindergärten 29 Prozent eine Teilnahme vorstellen. Deshalb arbeitete man mit diesen beiden Dienststellen weiter. Wobei Oliver Henkel (Grüne) die Zahlen im Ausschuss noch einmal einordnete: „Die Prozentzahlen beziehen sich nur auf die Befragten, es sind aber nicht alle Mitarbeiter befragt worden.“ Vielleicht also ist noch Luft nach oben.

Wachtberg will das Jobticket stufenweise einstellen

Christian gab im Ausschuss den Ticketpreis für 2020 mit 41,30 Euro an; der Arbeitgeber zahle 20 Euro, der Arbeitnehmer 21,30 Euro. Im Rat korrigierte er die Zahl leicht: 2020 koste das Ticket 42,30 Euro pro Monat. Die Gemeinde will das Ticket stufenweise einführen. So sollen zunächst 63 Mitarbeiter in Rathaus und Kitas das Ticket erhalten, was einer Abnahme von 50 Prozent entspricht. Rund 32.000 Euro an Vorleistung (also inklusive des Arbeitnehmeranteils) gab der Rat dafür am Dienstagabend frei. 2021 müssen 95 Angestellte dabei sein (also 75 Prozent), 2022 dann alle 126. Von der Abnahmeverpflichtung sind unter anderem 14 Auszubildende und Schwerbehinderte ausgenommen.

Andreas Wollmann (SPD) unterstützte den Vorstoß im Ausschuss: „Wir schlagen mehrere Fliegen mit einer Klappe, haben eine bessere Auslastung der Busse, erhöhen die Attraktivität als Arbeitsgeber und wir haben den ökologischen Aspekt.“ Jürgen Kleikamp (CDU) wollte wissen, warum man nicht das 365-Euro-Ticket wähle. Es sei schwer abzuschätzen, wo es genau gelte und könne problematisch für denjenigen werden, der von Meckenheim nach Wachtberg wolle, sagte der Beigeordnete. Zudem führte er an, dass man beim Jobticket Personen mitnehmen könne und es bis nach Aachen gelte.

Joachim Mittweg (UWG) war an sich auch überzeugt, gab aber zu bedenken: „Erfahrungsgemäß schließen das Jobticket nachher weniger ab.“ Christian Feddern (Unser Wachtberg) konnte sich dagegen nicht mit dem Jobticket anfreunden: „Mir sind die Kosten für die Gemeinde zu hoch.“ An der Einstellung änderte sich auch nichts, als Beigeordneter Christian andeutete, man könne über die Höhe des Arbeitgeberanteils nochmal beraten. Auf den Weg gebracht ist das Projekt nun trotzdem.

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