Afrikanische Schweinepest und Wildschäden Am Samstag werden Wildschweine in Wachtberg gejagt

Wachtberg · Am Samstag wird in den Niederbachemer Wäldern gezielt auf Wildschweine geschossen, um die Population zu dezimieren. Revierpächter Bernhard von Lüttichau führt die Angst vor der Afrikanischen Schweinepest und Wildschäden als Gründe an.

 Wildschweine im Wald (Symbolbild)

Wildschweine im Wald (Symbolbild)

Foto: dpa/Lino Mirgeler

An diesem Samstag könnte es zwischen 10 und 13 Uhr rund um den Rodderberg etwas lauter als sonst zugehen. Denn Bernhard von Lüttichau und weitere Pächter haben zur Jagd in ihren Revieren eingeladen. Während Gegner ihm nur Spaß an der Freud vorhalten könnten, führt der 75-Jährige andere Argumente an. „Zum einen müssen wir die Population wegen der Afrikanischen Schweinepest gering halten, zum anderen Wildschäden minimieren.“ Die in seinen Augen massive Anpflanzung von Mais sorge für viel Nachwuchs, denn: „Da sind die Sauen ganz verrückt drauf und sie setzen die Frischlinge je nach Futterangebot.“ Die Schäden auf Feldern und in Gärten seien zwar für die Besitzer ärgerlich und für von Lüttichau teuer – ein möglicher Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest in der Region jedoch verheerend (siehe „Die Afrikanische Schweinepest“).

Deshalb ist die Aktion am Samstag auch revierübergreifend. „Wir denken, dass wir wie in den Vorjahren gemeinsam etwa 50 Sauen erlegen und etwas weniger Rehe“, sagt von Lüttichau, dessen Familie seit 1954 auf dem Rodderberghof wohnt. Er selbst geht davon aus, dass in seinen beiden Revieren auf Niederbachemer Gebiet rund 40 Sauen leben. Das Jagdgebiet am Samstag umfasst aber auch Bereiche rund um den Golfplatz, in Rolandseck, Oberwinter und Unkelbach.

„Ich habe alle Reiterhöfe angeschrieben, damit die Pferde bei Ausritten bei Schüssen nicht durchgehen“, sagt von Lüttichau. Dieser kleine Zettel hatte sich über Facebook, aber auch Whatsapp-Gruppen rasant verteilt. „Wir sperren aber keine Wege ab, das dürften wir auch gar nicht“, betont er. 33 Schützen hat die Familie für ihre Reviere organisiert. Diese sind auf so genannten Drücksitzböcken postiert. Den Namen tragen sie, weil das Wild mit Treibern und Hunden zu den Schützen „gedrückt“ wird. „Die Hunde machen das meiste aus“, gibt der Jagdpächter unumwunden zu. Vier Privathunde und 20 „Terrier vom Fach“ werden sich aufmachen, Rotten in Ginster und Brombeeren aufzuscheuchen; 30 Treiber, darunter seine Söhne Nikolaus und Frederik, unterstützen sie dabei.

Am Vorabend hat von Lüttichau für seine Jagdgesellschaft Zeiten im Schießkino in  Adendorf reserviert. „Übung kann für einen sicheren Schuss nicht schaden“, so seine Überzeugung. Dem Zufall überlässt der 75-Jährige wenig. Jeder Schütze erhält ein Blatt mit Fotos seines Umfelds, Notrufnummern, Infos zu den zum Abschuss freigegebenen Tieren und einem Dokumentationsfeld. „Dort müssen Sichtungen eingetragen werden und wo der Schuss abgegeben wurde“, so der erfahrene Jäger. Das sei insbesondere für die Nachsuche wichtig, falls ein Tier zum Beispiel nur angeschossen wurde. Hier kommen die 33 kleinen Tüten ins Spiel, die auch Ehefrau Christa-Maria mitgepackt hat. Jede enthält einen Stift, ein rotes oder gelbes Band zum Markieren von Anschüssen für die Nachsuche und Einmal-Handschuhe.

Wenn die Strecke verblasen, die Arbeit also erledigt ist, kommen Jäger, Treiber und Gäste auf dem Rodderberghof zusammen. Einen Tag später wandern die Proben aus dem Muskelfleisch der erlegten Tiere zum Kreisveterinäramt, um das Vorkommen von Schweine- und Afrikanischer Schweinepest auszuschließen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort