Wachtberger Originale Vom Bürgermeister zum Berater

Wachtberg-Villip · Der frühere Wachtberger Verwaltungschef Theo Hüffel coacht heute Unternehmen. Die Kommunalpolitik beschäftigt ihn immer noch.

 Theo Hüffel an seinem Flügel in seinem Haus in Villip.

Theo Hüffel an seinem Flügel in seinem Haus in Villip.

Foto: Axel Vogel

. „Politiker sind nicht immer Helden, aber können immer Mensch sein“, sagte der ehemalige Wachtberger Bürgermeister Theo Hüffel (CDU) anlässlich seiner Ehrung zum „Ehrenbürgermeister“ im Ließemer Köllenhof. Das war vor zwei Jahren, die goldene Stecknadel mit blauem Stein nebst Titel übergab ihm seine Nachfolgerin im Amt, Renate Offergeld (SPD). 1999 hatte der damals in der Wachtberger Kommunalpolitik noch weitgehend unbekannte Verwaltungsexperte in Villip das Direktmandat geholt – gegen Renate Offergeld, seiner Nachfolgerin im Amt, das er zehn Jahre, von 2004 bis 2014, innehatte. Mangels Masse an Kandidaten in der damaligen CDU saß er Ende der Neunziger plötzlich im Rat der Gemeinde, bereits zwei Jahre später war der heute 55-Jährige stellvertretender Fraktionsvorsitzender, 2002 Fraktionsvorsitzender, 2003 Bürgermeisterkandidat, und 2004 Bürgermeister – mit 43 damals der jüngste in der Wachtberger Geschichte.

Und eigentlich hätte alles ganz anders kommen sollen, kommen können. Denn seine große Leidenschaft galt immer der Musik. „Ich wollte Musiker werden“, erzählt er mit einem Lächeln im Gesicht. Im großen Wohnzimmer der Familie Hüffel in Villip zeugen ein Flügel und ein Klavier von dieser Leidenschaft, die sich bis heute gehalten hat. „Am liebsten spiele ich Klassik, aber auch Filmmusik und aktuelle Dinge.“ Neben Klavier spielt Hüffel auch noch Querflöte, Gitarre und Panflöte – das einzige Instrument übrigens, mit dem er einmal öffentlich aufgetreten ist. Allerdings: Bereits mit 14 Jahren engagierte sich Theo Hüffel als Organist in der Adendorfer Kirchengemeinde, seiner Heimatgemeinde. Als die Zeit reif war, in Sachen Berufsausbildung tätig zu werden, baten ihn seine Eltern: „Junge, mach was Vernünftiges!“ Hüffel hörte auf den elterlichen Rat – und landete als Auszubildender im Wachtberger Rathaus. Nach der Ausbildung brachte er es bis zum Amtsleiter in der Meckenheimer Verwaltung, nebenbei büffelte er per Abendstudium an der Bonner Uni noch Betriebswirtschaftslehre und Kommunalwissenschaften. „Ich hatte also eine fundierte Verwaltungsausbildung, der perfekte Einstieg für mein späteres Amt. Dadurch habe ich auch während meiner Amtszeit vieles pragmatisch gesehen“, meint er heute.

Natürlich sind die zehn Jahre als hauptamtlicher Bürgermeister noch ein Thema für ihn: Große Projekte wie der Flächennutzungsplan, die Erarbeitung eines Kita- und OGS-Konzeptes, die Planung des Villiper Familienzentrums, die Installation der Wachtberger Kulturwochen oder die Gründung der Enewa und der damit verbundene Rückkauf des Stromnetzes – allesamt Themen, die Spuren im Ländchen hinterlassen haben. Dass das Leben nicht immer geradlinig verläuft, musste der gebürtige Adendorfer bei der letzten Kommunalwahl vor zwei Jahren erleben. Über Kontakte zum Eifelstädtchen Heimbach, wo er seit vielen Jahren seine Freizeit beim Segeln verbringt, fasste er den Entschluss, auf ein Jahr seiner Amtszeit zu verzichten und in der kleinsten Stadt Nordrhein-Westfalens als Bürgermeister zu kandidieren, für die CDU, versteht sich. Die Wahl hat er seiner Meinung nach „mit Anstand“ – er brachte es auf 45 Prozent – gegen einen ortsansässigen Kandidaten verloren. „Aber ich habe viele Freunde gewonnen. Da ich alle Haushalte des knapp 5000-Einwohner-Städtchens besucht habe, kann ich behaupten, dass ich fast jeden dort kenne.“

Und dann? „Zeit für neue Herausforderungen.“ Bereits bei seiner Entscheidung, nicht noch einmal als Wachtberger Bürgermeister zu kandidieren, spielte sein Schwerpunktthema „Demografische Entwicklung und Zusammenleben in der Gemeinde“ eine wichtige Rolle. „Im Ergebnis stellte ich damals fest, dass die damals aktuellen Akteure in der Politik dieses Thema nicht unbedingt präferierten“, so Hüffel. Also nahm er die Sache selbst in die Hand. Heute berät er mit eigenem Beratungsbüro Kommunen und Unternehmen in Sachen demografischer Wandel. Zu seinen neuesten Projekten gehört das „Coaching an Bord“, in anderen Worten: Führungskräftetraining auf dem Segelboot. Ganz nebenbei arbeitet er an einem Buch, das nächstes Jahr erscheinen soll, Titel: „Politische Kommunikation – Mehrheiten gewinnen, statt Schlachten...“ Verheiratet ist der Vater von zwei Kindern (14 und 18 Jahre) seit 23 Jahren mit Ehefrau Astrid, einer Villiperin. Seit einigen Wochen betreibt die Familie in der unteren Etage ihres Hauses noch eine Ferienwohnung. „Unseren Gästen will ich künftig auch Wachtberg und die Region näher bringen. Dafür wollen wir ihnen zum Beispiel historische Führungen oder ausgearbeitete Rad- und Wandertouren anbieten“, erzählt Hüffel – ganz Mensch eben.

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