Verkehr in Wachtberg Viel zu schnell durch die Tempo-30-Zone

WACHTBERG-HOLZEM · Holzemer Bürger machen Vorschläge für eine Entschärfung der Kranhofstraße. Das Straßenverkehrsamt hat bereits ein Radargerät aufgestellt.

 Tobias Teichner (rechts) und andere Bürger aus Holzem fordern eine Verkehrsberuhigung der Kranhofstraße.

Tobias Teichner (rechts) und andere Bürger aus Holzem fordern eine Verkehrsberuhigung der Kranhofstraße.

Foto: Axel Vogel

In Holzem tut sich Vorbildliches in Sachen Bürgerengagement: Viele der rund 200 Einwohner sind unzufrieden mit der Verkehrssituation rund um die Hauptdurchgangsstraße, die Kranhofstraße. Nicht von ungefähr nahm das Thema viel Raum in der jüngsten Sitzung der Ortsvertretung ein.

Es werde auf der Kranhofstraße, die Tempo-30-Zone ist, oft zu schnell gefahren, lautete der zentrale Kritikpunkt. Das hat für Anwohner Tobias Teichner viel damit zu tun, dass die Straße dank fehlender Hindernisse und weitgehend geradem Streckenverlauf zum Schnellfahren „geradezu einlädt“ – sehr zum Leidwesen der Anwohner, die kaum Ausweichmöglichkeiten haben.

Doch statt die Situation zu beklagen, sind die Holzemer aktiv geworden: Teichner, der als Straßenplaner bei der Bundesanstalt für Straßenwesen in Bergisch-Gladbach arbeitet, hat einen Plan für eine Verkehrsberuhigung ausgearbeitet. Und zwar in Abstimmung mit der Bürgerschaft.

Sein Konzept, dass sich je nach Variante mit maximal rund 20 000 Euro Investitionskosten in einem vergleichsweise überschaubaren finanziellen Rahmen bewegt, soll als Diskussionsgrundlage für die Gemeinde als Baulastträger, die Verkehrsbehörde und die Kreisverwaltung dienen.

Wann muss man sich als Anlieger ernste Gedanken über die Verkehrsführung machen? Wenn man wie Tobias Teichner aus seiner Haustür an der Kranhofstraße tritt und dann mangels Bürgersteig schon fast mitten auf der engen, 5,50 Meter breiten Straße steht.

Aus der Situation sind zwei mehr oder weniger gefahrenvolle Situationen entstanden, wie er zu berichten weiß. Erst unlängst hatte Teichner nach eigenen Schilderungen beinahe nähere Bekanntschaft mit dem Außenspiegel eines Paketzustelldienstes gemacht.

Kein Einzelfall. Auch Gisela Moog beklagt fehlende Fußgängerwege auf der enge Dorfstraße, die oft förmlich zur Benutzung der Fahrbahn zwinge: „Wenn man Autofahrer ermahnt, langsam zu fahren, wird man auch noch auf das Übelste beschimpft“, ärgert sie sich. Bevor Teichner überlegte, wie man Abhilfe schaffen könnte, holte sich die Interessengemeinschaft die Zustimmung der Einwohnerschaft mit einer Unterschriftenaktion ein, bei der 80 der 200 Einwohner mitmachten.

„Es gab große Zustimmung und die Aktion war auch gut für das Wir-Gefühl im Ort“, so Teichner. Ob des Votums machte er sich an die Planung, die drei markante Stellen der Kranhofstraße im Blick hat: Die Ortseingänge an der historischen Nepomuk-Kapelle und in Richtung Villip wie auch die kleine Kreuzung Kranhofstraße/Auf dem Stein/Holzemer Allee. „Die ist sehr unübersichtlich und sanierungsbedürftig“, so Teichner, „vor allem für die Verkehrsteilnehmer, die aus den Seitenstraßen kommen.“

Teichner schlägt nun Folgendes vor: Jeweils eine Fahrbahnverengung samt einer Anhebung an den Ortseingängen. Eine könnte dabei etwa in Höhe der Nepomuk-Kapelle entstehen, was den Vorteil hätte, dass hier auch das Umfeld um das kulturhistorische Kleinod aufgewertet würde, etwa mittels einer Baumpflanzung in der Engstelle. Für die Autofahrer soll von der Maßnahme auch ein optisches Signal ausgehen, „dass hier der Ort beginnt“, so Teichner. „Ein Ortsschild schafft das nicht.“

Für die Kreuzung wird vorgeschlagen: Neben der Einführung einer Rechts-vor-Links-Regelung auch die Höherlegung der Kreuzung, was ebenfalls einen verkehrsberuhigenden Effekt hätte und bautechnische Mängel beheben würde. In diesem Zusammenhang könnte auch die viel zu enge Schulbushaltestelle etwa zehn Meter weiter in Richtung Villip verlagert werden.

Dass Handlungsbedarf besteht, haben die Holzemer bereits der Gemeinde und dem Straßenverkehrsamt gemeldet; auch Teichners Entwurf wurde übermittelt. Auf der Basis seines Plans soll die Gemeinde im Auftrag der Ortsvertretung nun prüfen, ob sich Teile mit eigenen Möglichkeiten realisieren lassen.

Reagiert hat das Straßenverkehrsamt, und zwar mit der Aufstellung eines Seitenradargerätes. Das soll belastbare Zahlen liefern, wie viele Autos die Kranhofstraße täglich passieren, und wie schnell sie unterwegs sind. „Die Auswertung wird dann Gegenstand auf der nächsten Sitzung der Ortsvertretung sein“, kündigte deren Vorsitzende Mira Schwarzenberger an.

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