Sportplätze in Wachtberg Vereine setzen auf Hybridrasen

Wachtberg · Der SC Villip und der SV Alemannia Adendorf wollen ihre Tennenplätze loswerden. Sie setzen auf Hybrid- statt auf Kunstrasen. Der Plan scheint aufzugehen. Der Sportausschuss hat jetzt 10.000 Euro für weitere Planungen freigegeben.

 Der unliebsame Ascheplatz in Villiprott soll nach Willen des SC Villip bald der Vergangenheit angehören.

Der unliebsame Ascheplatz in Villiprott soll nach Willen des SC Villip bald der Vergangenheit angehören.

Foto: Axel Vogel

Wie man Ausschussmitglieder überraschen kann, haben am Mittwochabend die Vereinsvorsitzenden des SC Villip 1924 und des SV Alemannia Adendorf vorgemacht. Denn während sich die meisten Sport- und Bildungspolitiker wohl darauf eingestellt hatten, ein Plädoyer für Kunstrasenplätze zu hören, wurden sie von Werner Faßbender und Hubert Neukirchen eines Besseren belehrt. Die beiden Vereinsspitzen sprachen sich für Hybridrasenplätzen in ihren Orten aus.

Der Besuch in der Sitzung hat einen ernsten Hintergrund. „Wir müssen unsere Tennenplätze rasch umwandeln, um den Fußballsport bei uns zu retten“, appellierte Faßbender an den Ausschuss. Denn da Berkum, Niederbachem und Pech schon Kunstrasenplätze hätten, würden die Sportler dorthin abwandern. Für weitere Planungen benötigen die Vereine 10.000 Euro; die jedoch hatten die Ausschussmitglieder im September nicht ohne weitere Informationen freigeben wollen.

Kunstrasenplatz kommt nicht in Frage

Das holten die Vereine nun nach. Und sie stellten direkt zu Anfang klar: Ein gemeinsamer Kunstrasenplatz kommt nicht infrage, da man als Verein im jeweiligen Ortsleben verankert sei. „Stattdessen schlagen wir Ihnen heute Hybridrasen vor. Dabei handelt es sich um Naturrasen, der eingesät wird auf eine Tragschicht, die mit Kunststofffäden durchsetzt ist“, erläuterte der Villiper Vorsitzende Faßbender. Recherchen hätten ergeben, dass der Belag rund 900 Stunden pro Jahr bespielbar sei.

„In unserem Fall wäre der Platz dann zur Hälfte ausgelastet, so dass wir sogar anderen Vereinen dringend benötigte freie Zeiten anbieten könnten“, sagte Faßbender. Zudem würde die Herstellung 50 Prozent weniger kosten als Kunstrasen und der Platz müsse nicht in zehn bis 15 Jahren erneuert werden. „Für Dünger, Mähroboter, Bewässerung, Pflege und Nachsaat müssten wir rund 1000 Euro pro Monat aufbringen, das werden wir aber sicherstellen“, kündigten Faßbender und Neukirchen unisono an.

Das erste Wort hatte Beigeordneter Jörg Ostermann, der die konstruktiven Gespräche zwischen Gemeinde und Vereinen lobte. Aber er gab auch zu bedenken, dass es diese Art von Plätzen erst seit sieben Jahren gebe, man also Aussagen zur Langlebigkeit noch gar nicht treffen könne. „Außerdem sind wir vorsichtiger bei der Aussage, dass es zwei Hybridrasenplätze zum Preis von einem Kunstrasenplatz gibt“, so Ostermann. Haushaltsneutral sei der Ansatz, da die Gemeinde anschließend keine Bewirtschaftung mehr leisten müsse, den Vereinen dadurch die jährliche Pacht erspart bliebe.

Genaue Planungen gefordert

Als „erhellend“ stufte Hartmut Beckschäfer (CDU) den Vortrag ein. „Allerdings hätten wir uns gefreut, die Fakten vorher in der Fraktion besprechen zu können.“ Er sprach sich schließlich dennoch dafür aus, die 10 000 Euro zur Verfügung zu stellen. Denn: „Wir müssen aus dem Teufelskreis heraus und genaue Planungen kennen“, so Beckschäfer. Sabine Killmann, sachkundige Bürgerin der Grünen, wollte wissen, ob es zu einer Grundwasserbelastung kommen könne.

Denn in der Tragschicht des Hybridrasens sind laut Hersteller rund 45 Millionen 18 Zentimeter lange Kunststofffasern untergemischt. Sie ordnen sich nach dem Zufallsprinzip horizontal und vertikal an. Dadurch kommt es zu einem Verkettungseffekt der Fasern und der Graswurzeln. Ostermann beruhigte, dass es auch hierfür eine DIN gebe, er aber die Bedenken für das Planungsbüro notieren würde.

Jutta Danylow (SPD) interessierte sich dafür, ob die Plätze anschließend offengelassen würden. „Nein, wir müssten die Plätze mit Zäunen sichern, aber Schulen könnten sie nach Rücksprache nutzen“, versicherte Vereinschef Faßbender. Die UWG enthielt sich am Ende als einzige Fraktion. Ihr sei nicht klar geworden, wie die Vereine die finanziellen Belastungen tragen wollten, so Renate Zettelmeyer.

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