Broichhof in Godesberg Schwarzbauten "waren geduldet"

GODESBERG/WACHTBERG · Ein Bauprojekt am Reitstall Broichhof auf dem Rodderberg sorgt für Ärger. Wie berichtet, will Pächter Dirk Schneider zwei neue Hallen auf seinem Hof bauen und eine dritte Anlage für 90 Turnierboxen, die bereits steht, nachträglich genehmigen lassen.

Den ersten Schritt auf dem Genehmigungsweg will Schneider heute Abend gehen, wenn die Bad Godesberger Bezirksvertretung über das Projekt debattiert. Entscheiden wird der Landschaftsbeirat am 8. Oktober. Das treibt den Bürger Bund Bonn (BBB) auf die Barrikaden, wie BBB-Ratsherr Marcel Schmitz gestern auf Anfrage betonte: Nicht nur, dass für Schmitz die geplanten Bauvorhaben rechtlich nicht zulässig sind, "weil es sich um ein Naturschutzgebiet handelt".

Hinzu komme für Schneider, dass nicht nur eine Boxenanlage ohne Genehmigung gebaut wurde, sondern gleich zwei. Letzteres stimme, sagt Dirk Schneider. Das habe er aber der Stadt Bonn, auf deren Territorium beide Boxenanlagen stehen, bereits berichtet. Auch darüber hinaus sieht der Pächter sein Bauprojekt auf dem Broichhof rechtlich auf der sicheren Seite.

Dreh- und Angelpunkt zwischen Pächter Schneider sowie gleich vier Partnern, auf deren Gelände der Broichhof liegt, ist ein öffentlich-rechtlicher Vertrag. Der wurde 1990 unterzeichnet, und zwar von Schneider sowie der Gemeinde Wachtberg, der Stadt Bonn, dem Kreis Ahrweiler und dem Rhein-Sieg-Kreis, der laut Dirk Schneider auch federführend sei: "Mit allen Beteiligten habe ich bislang sehr gut zusammengearbeitet."

In dem auf 20 Jahre abgeschlossenen Vertrag geht es nicht nur um die Pflege und Bewirtschaftung des Naturschutzgebietes Rodderberg durch den Pächter. Im erweiterten Sinne sind auch Baumaßnahmen Bestandteil, die Schneider zur Erweiterung des Hofes vorhatte. So plante er seinerzeit die Errichtung einer zweiten Reithalle.

Laut Schneider sei es dann auch erforderlich geworden, die zwei Anlagen mit den Turnierboxen zu bauen: "Es ist bei größeren Turnieren Pflicht, diese Boxen vorzuhalten." Daher habe er die besagten Anlagen in mobiler Bauweise ohne Fundamente errichtet und diese nach ein bis zwei größeren Turnieren pro Jahr wieder abgebaut. "Das haben wir zweimal gemacht", erinnert er sich: "Dabei ist aber so viel kaputtgegangen, dass wir uns entschlossen haben, die Boxenanlagen zukünftig stehen zu lassen." Weil man gewusst habe, dass man dafür eine Genehmigung braucht, "haben wir das der Stadt mitgeteilt", führt Schneider aus. Die Stadt habe die Bauten fortan "geduldet".

Nachdem der öffentlich-rechtliche Vertrag vor drei Jahren ausgelaufen war und noch nicht erneuert wurde, hat Schneider die Legalisierung von einer der beiden Boxenanlagen vorangetrieben. Den zweiten nichtgenehmigten Bau mit 100 Boxen ließ er abreißen. An der Stelle soll jetzt eine Halle für Stroh gebaut werden; zudem in unbestimmter Zukunft noch eine zweite Halle zum Unterstellen der Landmaschinen. Für den Bau der beiden Hallen hat Schneider jetzt eine Baugenehmigung beantragt. Er sagt: "Ich habe alle meine Hausaufgaben gemacht." In Sachen Baugenehmigung seien nun die Behörden am Zug - besonders, was die Verlängerung des öffentlich-rechtlichen Vertrages angeht.

Nach GA-Informationen sehen Fachleute das Problem ähnlich. So habe Schneider auf der Grundlage des 1990 geschlossenen Vertrages die notwendigen Schritte eingeleitet, um eine neue Regelung über seine Bauten und Bauvorhaben herbeizuführen. Dass der Pächter dabei ohne Genehmigung in dem Naturschutzgebiet gebaut hat, ist aus Sicht eines Verwaltungsexperten nicht gravierend. Schließlich seien keine ökologisch sensiblen Flächen berührt gewesen, sondern der versiegelte Hof.

Zudem müsse man bei solchen Fällen prinzipiell bedenken, ob das Vorhaben im Falle einer ordnungsgemäßen Beantragung ohnehin genehmigt worden wäre. Das sei wohl bei den Boxen der Fall gewesen, was Schneider aber nicht vor einer Ordnungswidrigkeitsstrafe schütze. Erklärungsnöte hat aus Sicht des Fachmanns nun die Stadt Bonn, weil sie "den öffentlich-rechtlichen Vertrag noch nicht ihren Gremien vermittelt hat". Auch im Landschaftsbeirat sei das Thema noch nicht behandelt worden.

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