Tafeltrauben aus Wachtberg "Rheintrauben" sind in ganz Deutschland bekannt

FRITZDORF · "Früher war hier alles Wein", sagt Gerd Moog. Seine weit ausholende Geste bezieht das ganze Gebiet zwischen Köln und Bonn ein. Das sei im 18. oder 19. Jahrhundert gewesen, aus dieser Zeit stammten auch die Weinfeste, die auch heute noch etwa in Urfeld gefeiert werden. Guter Lößboden und warmes Klima machten es möglich.

 Erntezeit: Gerd Moog mit seinen Fanny-Tafeltrauben.

Erntezeit: Gerd Moog mit seinen Fanny-Tafeltrauben.

Foto: Stefan Knopp

"Dann kam die Reblaus." Die vernichtete die Ernten, seitdem ist die Region Gemüseanbaufläche. Mittendrin aber, in der Nähe von Berzdorf zwischen Wesseling und Brühl, gibt es eine Fläche von vier Hektar, auf der Tafeltrauben wachsen, genauer gesagt die "Rheintrauben" der Familie Moog, die in Wachtberg-Fritzdorf den Lindenhof betreibt.

Vor zehn Jahren hat Moog damit begonnen, die Trauben anzupflanzen. Möglich machte es eine Gesetzesänderung aus 2000: Bis dahin galt die Tafeltraube als Weintraube, und ihr Anbau im großen Stil unterlag entsprechend strengen Richtlinien. Jetzt fällt das unter Obstanbau, solange kein Wein daraus gemacht wird.

"Ich hatte immer schon ein paar Weinreben am Haus - zum Naschen", sagt Moog. Weil die so gut wuchsen, und weil er die jetzige Anbaufläche kaufen konnte, bestellte er 2002 die ersten Reben, die ab 2003 wuchsen. Der dortige Boden eigne sich auch besser für den Weintraubenanbau als der bei Fritzdorf. "Was die Rebe nicht mag, ist schwerer Boden." Der Löß ist dort sehr tief, bei Regen wird das Wasser nicht gut abtransportiert.

"Auch Wein will keine nassen Füße haben", so der Obstbauer. Bei Berzheim habe man 50 Zentimeter Erde, darunter Kies, wodurch der Boden besser durchlüftet sei. 2005 gab es die erste lohnende Ernte, und inzwischen ist die Bezeichnung "Rheintraube", auf die Moog das Patent hat, eine bekannte Marke: bei den Konsumenten in der Region, aber auch bei anderen Anbauern in Deutschland.

Hauptsächlich baut Moog die weiße Traube "Fanny" und die blaue "Muscat bleu" an, daneben versucht er sich an der "Victoria" aus Italien - bislang aber ohne gewünschten Erfolg - sowie an der "Angela", der "Palieri" und auch an kernlosen Trauben, die aber nicht pilzfest sind.

Hauptsächlich werden die Rheintrauben im Rhein-Erft-Kreis in Rewe-Märkten verkauft - und natürlich auf dem Lindenhof. Bio-Märkte beliefert Moog nicht: Seine Trauben sind nicht ausreichend biologisch angebaut. Pflanzenschutz betreibe er beim Anbau konventionell, "zur Ernte hin aber nur noch biologisch", sagt er. Um Pilz- und Schädlingsbefall zu vermeiden, hatte er früher die Trauben mit einem ungefährlichen Hefepilz besprüht, den man mitessen kann.

Das dürfe er jetzt nach jüngeren Pflanzenschutzverordnungen nicht mehr: Der Hefepilz darf nur noch als Blütenschutz verwendet werden - eine Regelung, die er nicht nachvollziehen kann. Moog hat mit der Billig-Konkurrenz aus Italien zu kämpfen. "Die Angebotspreise machen einem das Leben schwer."

Ein weiteres Problem: Durch die Witterung in diesem Jahr hat sich die Erntezeit verzögert. "Uns fehlen jetzt zwei Wochen Verkaufszeit." Die Konsumenten würden Tafeltrauben lieber bei noch etwas wärmerem und sonnigerem Wetter genießen, weniger in den trüben Herbsttagen. Was nach dem Verkauf übrig bleibt, verarbeitet er zu Saft.

Die frische Traube erkennt man nicht daran, dass sie besonders glänzt. Im Gegenteil: "Wenn Duft darauf ist, ist das ein Zeichen von Frische." Der Duft ist die matte Schicht auf der Haut, mit der sich die Traube selbst schützt. Man solle sich im Supermarkt also nicht täuschen lassen.

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