Infotag in Wachtberg Rheinische Obstbauern thematisieren ihre Probleme

Wachtberg · "Erdbeeren aus der Region - wie lange noch?" - unter diesen Titel hatten die Rheinischen Obstbauern einen Infotag gestellt, der die Probleme der regionalen Betriebe thematisierte.

Wie Regionalität schmeckt und aussieht, davon konnten sich am Mittwoch die Besucher des Infotags der Rheinischen Obstbauern selbst überzeugen. In sattem Rot lagen die Erdbeeren der Sorte „Clery“ auf den Tischen. „Was Sie hier sehen, hing vor drei Stunden noch an der Pflanze, braucht keine Kühlkette oder lange Transportwege“, betonte Friederike Schneider vom gleichnamigen Obsthof in Wachtberg.

Gemeinsam mit ihrer Schwester Katharina Quast und deren Mann Johannes ist sie kurz davor, den Betrieb in vierter Generation zu übernehmen. Allerdings mit ungewisser Zukunft, wie Katharina Quast den Zuhörern erklärte: „Wir müssen mit hohen Umwelt- und Sozialstandards produzieren und gleichzeitig mit Obstproduzenten anderer Länder konkurrieren, die das gleiche Obst viel billiger anbieten.“ So verdiene ein Erntehelfer in Marokko 15 Euro am Tag, in Deutschland hingegen rund 100. „Es wird schwierig für uns, wenn der Verbraucher seine Entscheidung nur über den Preis trifft“, so die Unternehmerin.

Genau aus diesem Grund hat Ferdinand Völzgen, Vorsitzender der Fachgruppe Obstbau Bonn/Rhein-Sieg, den Infotag ausgerichtet. „Lidl, Rewe und Edeka sind Mitglied des Vereins Regionalfenster, Aldi Süd ist dort registriert, doch wir finden immer weniger regionale Produkte in den Regalen des Lebensmitteleinzelhandels“, sagt Völzgen, der als Obstbauer in Wachtberg tätig ist. Werde das heimische Obst durch Früchte aus Osteuropa oder Peru verdrängt, frage man sich schon, ob das gelebter Klimaschutz sei.

„Deswegen sollten regional erzeugte Lebensmittel eine eindeutige visuelle Kennzeichnung tragen, am besten ein Qualitätssiegel“, forderte der Fachgruppen-Vorsitzende. Zudem, das habe eine Studie der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) ergeben, wolle der Konsument Regionalität: „Sie drückt laut DLG das gestiegene Bedürfnis nach Erdung, Authentizität, Genuss und Wertigkeit aus.“

Für Monika Hachtel zählt vor allem der bewusste Kauf

Den Herstellern selbst sei dabei auch Transparenz wichtig, meinte Völzgen. Ein Punkt, den Monika Hachtel von Naturschutzbund (Nabu) sofort unterschreiben würde. „Da der Begriff 'Regional' nicht geschützt ist, bekommen Verbraucher nicht immer das, was sie sich vorgestellt haben, und werden auch getäuscht“, meinte die Diplom-Biologin. Für Hachtel zählt vor allem der bewusste Kauf: „Der Nabu macht viel Werbung für saisonales Essen und ermutigt seine Zielgruppen, den Jahreszeiten angepasst einzukaufen.“

Für sie schließen sich konventioneller Obstanbau und Naturschutz keinesfalls aus: „Die Turmfalkennistkästen bei Obstbauern in der Region helfen beiden Seiten, denn während sich die Tiere erfolgreich vermehren, fressen sie zugleich Schädlinge wie Mäuse weg.“

Eine andere Win-win-Situation beschrieb Friedel Mirbach, Vorsitzender des Kreisimkerverbandes Bonn. „Für die Produktion von Honig brauchen die Bienen das große Blühen im Frühjahr, die Obstlandwirte wiederum die Bestäubung ihrer Pflanzen durch die Tiere“, so Mirbach, der seine Tiere auf Plantagen „arbeiten“ lässt. Der Nektar, der von den Bienen im April als Vorrat angelegt worden sei, habe im kalten Mai das Überleben der Völker gesichert.

Überleben wollen auch die jungen Obstbauern im harten Wettbewerb. Auf Bio setzt dabei Christiane Mager aus Alfter, die appellierte: „Es liegt an uns allen, an der Politik, den Verbrauchern, den Supermärkten.“ Viele Obstbauern suchten sich Nischen, wie zum Beispiel Hofläden oder Marktstände als Direktvermarktung.

Ebenfalls ein großer Zweig bei den Schneiders, wo sich derzeit mehr als 100 feste und saisonale Mitarbeiter um die Erdbeerernte kümmern. 3,60 Euro zahlt man an ihren Ständen für 500 Gramm der roten Frucht, 1,99 Euro im Supermarkt – eine Frage der Beere...

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