Streit um Brandschutz Pecher Tierscheune muss mit 30 Pferden umziehen

Pech · Die Betreiberin der Pecher Tierscheune ist mit ihren 30 Pferden in die Reitanlage der Wiesenau umgezogen. Als Grund für den Umzug gilt ein Streit um die Brandschutzsanierung der Scheune. Dem widerspricht allerdings der Betreiber.

Ein ungewöhnliches Bild hat sich am Freitagnachmittag in Pech geboten: Kristina Wirfs, Betreiberin der Pecher Tierscheune, und ihre Helfer zogen mit ihren 30 Ponys um: Vom bisherigen Domizil, einem Hof an der Pecher Hauptstraße, ging es auf die rund einen Kilometer entfernte Reitanlage der Wiesenau.

Bei der Tierscheune handelt es sich um einen bis nach Bad Godesberg bekannten Betrieb für Kinder, der auch therapeutisches Reiten anbietet. Der Umzug war für Wirfs und ihre Helferin Gudrun Coenen unumgänglich geworden. Nach ihren Angaben hatte es keine Einigung mit dem neuen Eigentümer des Hofes über eine Brandschutzsanierung gegeben. Diese verlangte allerdings das Bauaufsichtsamt des Rhein-Sieg-Kreises als Voraussetzung für die Betriebsgenehmigung.

Wachtbergs Bürgermeisterin Renate Offergeld fühlt sich vom Umzug überrumpelt, wie sie sagt. Vor allem mit Blick auf die Fürsorgepflicht der Gemeinde für die im Hotel der Wiesenau untergebrachten rund 30 Flüchtlinge. „Das hätte man vorher mit uns abstimmen müssen“, sagte sie am Freitag auf Anfrage. Sie kann sich durchaus Synergieeffekte zwischen Tierscheune und Flüchtlingsunterkunft vorstellen. „Aber dazu hätten wir vorher miteinander sprechen müssen.“

Anwohner beschwerten sich oft über Lärm

Wie mehrfach berichtet, hatte der Betrieb der Tierscheune immer wieder für Ärger gesorgt. Etwa weil Anlieger sich über Lärm beschwert hatten. Als die Tierscheune, die es seit rund sechs Jahren gibt, anfänglich an der Seibachstraße lag, war auch die Parkplatzsituation immer wieder Thema. Dort hatte zudem das Bauaufsichtsamt des Kreises Bedenken angemeldet, da ein Reitbetrieb im Freien nicht zulässig sei.

Auch nach dem Umzug in die Hofanlage an der Pecher Hauptstraße wurden die Probleme nicht weniger: Nicht nur das Wachtberger Ordnungsamt musste weiterhin Beschwerden von Anliegern nachgehen. Auch die Bauaufsicht und das Kreisveterinäramt hatten nach einem Ortstermin am 15. Oktober mit Offergeld Kritik geäußert. „Für den bisherigen Standort hatte Frau Wirfs keine Genehmigung zur gewerblichen Nutzung. Außerdem gab es erhebliche brandschutzrechtliche Bedenken seitens des Rhein-Sieg-Kreises“, sagt Kreissprecherin Rita Lorenz.

Wirfs, die nach eigener Aussage Dutzende Kinder und Erwachsene aus der Region als Stammkunden hat, war nach dem Behördentermin ernüchtert: „Ich empfand meine Arbeit vor allem in Sachen therapeutisches Reiten für Kinder und Erwachsene nicht wertgeschätzt.“ Dabei sei gerade das ein Angebot, mit dem sich Wachtberg sehen lassen könne.

Diese Darstellung weisen allerdings sowohl der Kreis wie auch Bürgermeisterin Offergeld entschieden zurück. Da der neue Eigentümer der Hofanlage nach Darstellung der beiden Frauen zu keiner grundlegenden Brandschutzsanierung – vor allem des Daches – bereit gewesen sei, habe sofortiger Handlungsbedarf bestanden.

Schnelle Rettung für Reitangebot gefunden

Der neue Eigentümer widerspricht: „Es gab eine Reihe von Auflagen der Behörden. Diese hätten in einer Frist umgesetzt werden müssen, was für jeden Eigentümer oder Investor völlig unwirtschaftlich gewesen wäre.“ Gudrun Coenen entschied am Ende, um die drohende Schließung des Reit- und Therapiebetriebes abzuwenden, in einer Blitzaktion einen Rettungsplan für die Ponys und Kinder zu stricken.

Der heißt nun die Wiesenau: Die Anlage befindet sich nämlich in einem Insolvenzverfahren, das von Ralf Bornemann von der Bonner Wirtschaftsprüfungsgesellschaft DHPG verwaltet wird. Dies bestätigte deren Sprecherin Brigitte Schultes. Bornemann sei allerdings allein für die Reitanlage der Wiesenau, nicht aber für das Hotel zuständig.

Wirfs und Coenen war es nun gelungen, Kontakt mit ihm aufzunehmen und ihn um einen Mietvertrag zu bitten: „Es ist richtig, dass wir mit Kristina Wirfs einen Pachtvertrag bis 29. Februar 2020 geschlossen haben“, sagt Schultes. Man sei ihrem Anliegen nachgekommen, weil es um die therapeutische Arbeit mit Kindern gehe. Wirfs habe dabei vorgeschlagen, dass ein Vertrag über ein halbes Jahr ausreichen würde. „Um es aber für sie flexibler zu halten, haben wir den Vertrag auf ein Jahr geschlossen, wobei als Absicherung von Frau Wirfs im ersten halben Jahr kein Kündigungsrecht besteht.“

Aus Sicht des Kreises ist der Umzug „aus baurechtlicher Sicht grundsätzlich unbedenklich, da die von ihr vorgesehene Nutzung dort bereits genehmigt ist“, sagt Lorenz. Allerdings weist sie darauf hin, dass nun noch die tierschutzrechtliche Erlaubnis ausstehe, die an den Ort gebunden sei: „Für den bisherigen Standort hatte Frau Wirfs eine befristete Erlaubnis bis zum 31. Dezember 2018.“ Grund sei gewesen, dass es eben die brandschutzrechtlichen Bedenken gab, die behoben werden sollten. Nun habe Wirfs für den neuen Standort erneut eine tierschutzrechtliche Erlaubnis beantragt. Eine Entscheidung stehe noch aus.

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