Absolvent des Aloisiuskollegs Nach dem Abi hat Moritz Berve aus Pech Brunnen in brasilianischen Indianerdörfern gebaut

WACHTBERG · Der Wunsch, nach dem Abitur etwas ganz Neues zu sehen, ist weit verbreitet. Auch Moritz Berve aus Pech, der sein Abi am Aloisiuskolleg gemacht hat, ging es so. Sein Weg führte ihn in die Region Mato Grosso in Brasilien, wo der 20-Jährige sechs Monate im Zuge des Freiwilligendienstes Don Bosco beim Brunnenbau in Indianerdörfern half.

 Wasser marsch: Die Kinder aus einem Indianerdorf in der Region Mato Grosso freuen sich über den Brunnen.

Wasser marsch: Die Kinder aus einem Indianerdorf in der Region Mato Grosso freuen sich über den Brunnen.

Foto: Moritz Berve

Alois Würstle, gebürtiger Deutscher, gründete das Projekt vor 50 Jahren. Er baute Wasserkraftwerke, Brücken und Brunnen. Bis heute packt der Salesianer mit an und entwickelt immer wieder neue Brunnensysteme. Seine erfolgreichsten Ideen waren ein Schaukelbrunnen und ein solarbetriebener Brunnen. Die Indianerkinder, die keine Spielplätze kennen, waren anfangs begeistert von der Schaukel - das Auf und Ab funktioniert wie eine Luftpumpe. "Doch irgendwann hatten die Kinder keinen Spaß mehr am Schaukeln, und das Pumpen wurde für die Frauen wieder mühsam", erzählt Moritz Berve, der in München geboren wurde.

Dafür sei die Solarpumpe sehr beliebt, die mit einem riesigen Wasserbecken ausgestattet ist und somit große Wasservorräte ermöglicht. Würstle und seine beiden Mitarbeiter versorgen Indianerdörfer im Umkreis von mehreren hundert Kilometern mit Brunnen, dabei sind sie stark von den Jahreszeiten abhängig. Während der Regenzeit werden die Brunnen instand gesetzt und repariert. "Jetzt ist die Regenzeit vorbei, und sie fangen wieder an zu bohren", erzählt Berve jetzt nach seiner Rückkehr. Auf die Idee, ausgerechnet nach Brasilien zu gehen, war der Jugendliche bei einem Gespräch mit einem befreundeten Salesianerpater gekommen, der ihm von dem Projekt erzählt hatte.

Es gebe viele Anfragen nach Brunnen, berichtet der Freiwillige. Denn traditionellerweise gründet eine Familie ein neues Dorf, wenn sie wächst - und jedes Dorf braucht einen Brunnen. Alois Würstle baut alles selbst. Die Materialkosten werden über Spenden gedeckt, was schwer ist, bestätigt auch Ulla Fricke von der Bonner Mission, wo die Finanzierung der Projekte geplant wird.

Das einzige indianische Wort, das Moritz gelernt hat, ist "O" für Wasser. Das Wort hat einen besonderen Stellenwert, denn obwohl genügend Wasser vorhanden ist, haben die Indianer große Probleme, daran zu kommen. "Meine Wertschätzung für gutes Wasser, wie es hier aus der Leitung kommt, hat sich stark verändert. Ohne Wasser geht es einfach nicht", so Moritz Berve.

Sein Interesse für Technik will er zum Beruf machen: "Ursprünglich wollte ich Politikwissenschaft studieren und Journalist werden", erzählt er. Als er in Brasilien hin und wieder an alten Autos herumschraubte, änderten sich seine Zukunftspläne: "In einem Jahr werde ich in München Automobilwirtschaft studieren", erzählt der 20-Jährige, der damit zumindest für das Studium in seine Geburtsstadt heimkehrt. Bis dahin wolle er die Zeit zu dem einen oder anderen Praktikum nutzen und wie bisher als Aushilfs-Servicekraft im Rheinhotel Dreesen arbeiten.

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