Bauvorhaben Landhaus Kremmel in Villiprott ist abgerissen

Wachtberg · Das Landhaus Kremmel ist abgerissen. Ursprünglich sollte das im Krieg gebaute Haus eine Autobahnraststätte werden. An der Stelle in Villiprott entstehen nach Entscheidung im Planungsausschuss nun zehn Doppelhaushälften

 Die Reste des Landhauses Kremmel vor wenigen Tagen.

Die Reste des Landhauses Kremmel vor wenigen Tagen.

Foto: Ulf Hausmanns

Wenn es um den nun begonnenen Abriss des ehemaligen Landhauses Kremmel in Villiprott geht, macht Ulf Hausmanns, Vorsitzender des Heimatvereins Villip, aus seinem Herzen keine Mördergrube. Er spricht vom Zorn, „dass dem Ort die Seele, die jahrzehntelange, wesentliche Begegnungsstätte (Restaurant mit Biergarten) herausgerissen wird und Dutzendbebauung hinkommt“.

Wie berichtet, sollen am Schwalbenweg zehn Doppelhaushälften mit Garagen entstehen, über deren bauliche Ausdehnung am Dienstagabend noch der Planungsausschuss der Gemeinde debattierte. Ursprünglich hatte der Investor eine Überschreitung der im Bebauungsplan festgesetzten Baufenster geplant, musste aber nach den politischen Debatten im Vorfeld Kompromisse eingehen. Nach Auskunft des Beigeordneten Jörg Ostermann werden die Häuser nun im festgesetzten Rahmen gebaut, allerdings der gesamte Block etwas näher zur Straße gesetzt – damit die Gärten hinter den Gebäuden etwas größer werden können. Mit der Baustelle kann es nun losgehen, da der Ausschuss grünes Licht gab.

Zu viel verändert

Hausmanns hatte lange versucht, das in seinen Augen erhaltenswerte historische Gebäude zu retten und den Denkmalschutz dafür gewünscht. Doch die zuständige Behörde, der Landschaftsverband Rheinland, argumentierte, dass über die Jahre zu viel an dem Gasthof verändert worden sei. „Die Ortsbesichtigung ergab, dass im Äußeren bereits gravierende Veränderungen stattgefunden haben: Schaffung eines Dachüberstands an den Giebel- und Traufseiten, Erneuerung der Dachdeckung, an der Rückseite Ersatz der ursprünglichen Gauben durch einen Dachhecht, Erneuerung der Fenster und der Eingangstür; erhalten blieb das bauzeitliche Gewände des Eingangs“, schrieb das LVR-Amt für Denkmalpflege im März. Das Gebäude sei am Ende nicht mehr als ein historisches der 1930er und 40er Jahre erkennbar gewesen.

„Das Gebäude entstand im Zusammenhang mit der ab 1937 durch den Kottenforst geplanten Autobahnverbindung Bonn-Trier, für deren Bau 1939 die Trasse bereits freigeschlagen war. Im Laufe des Kriegs wurde der Ausbau dieser Autobahn 1942 eingestellt und nach dem Krieg zugunsten der heutigen Streckenführung aufgegeben“, teilt der LVR mit. Das Landhaus war damals als Wohnhaus mit Gastwirtschaft, Schreinerei und Stall geplant. „Die Pläne fertigte der Architekt Walter Schmitz, die Ausführung erfolgte durch Hans Blatzheim aus Bad Godesberg“, so der Landschaftsverband.

Trasse wurde zu Bodendenkmal

Die Trasse sei heute noch im Gelände ablesbar und wurde ein Bodendenkmal. Wie Hausmanns ergänzt, war das Landhaus eine im Zweiten Weltkrieg gebaute Autobahnraststätte, von denen es denkmalgeschützte Pendants in Siegburg und Rhynern gebe. „Im letzten Kriegswinter saß in dem Gebäude der Stab der Einheit, die von hier aus den Abschuss von vier Dutzend V2-Raketen aus dem nahen Kottenforst leitete“, erinnert der Vorsitzende.

Hausmanns kritisiert wie der Arbeitskreis Wachtberger Heimatvereine, dass die Zahl historischer Gebäude verschwindet und einige schützenswerte Bauten vor sich hin rotten – etwa der Werther Hof in Kürrighoven – „urkundlich bekannt seit dem zwölften Jahrhundert, im Baubestand aus den 1730er Jahren“. Er fordert nun, dass die Denkmalliste der Gemeinde „nach mehr als 40 Jahren jetzt überarbeitet“ werde und wünscht sich einen Kataster für denkmalgeschützte und erhaltenswerte Häuser, „deren jetzigen Eigentümer nicht die Möglichkeit haben, sie zu pflegen“.

Im Planungsausschuss ist auch die geplante Erweiterung von Lidl im Einkaufszentrum Wachtberg Mitte durchgegangen. Der Discounter will dort die Verkaufsfläche auf 129 Quadratmeter erweitern. Die endgültige Entscheidung trifft der Rat.

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