Buchausleihe in Wachtberg Krimis gehen in den Bibliotheken in Wachtberg immer

Wachtberg · In Zeiten von Amazon und Co. hat der regionale Buchhandel es immer schwerer, sich zu behaupten. Scheinbar ungebremst ist dagegen der Zulauf zu lokalen Büchereien, wie eine kleine Abfrage in Adendorf, Pech und Niederbachem ergab.

 Bücherei im Katholischen Gemeindezentrum in Niederbachem: Marion Theisen (links) und Martha Winter.

Bücherei im Katholischen Gemeindezentrum in Niederbachem: Marion Theisen (links) und Martha Winter.

Foto: Axel Vogel

Einmal um die katholische Kirche in Adendorf herum und vor dem Pfarrheim die Treppen ganz hinunter: Dort öffnet sich für Leseratten dreimal in der Woche hinter zwei beleuchteten Fenstern eine Tür in die Welt der Bücher und Geschichten. Auch in Pech trapsen die Füße eine ganze Reihe von Stufen hinab. Dort weisen verschiedene Schilder und Maueraufschriften den Weg neben der evangelischen Kirche. Barrierefrei erreichbar ist dagegen die katholische Bücherei im Schatten von St. Gereon.

In Adendorf gibt es ein Fünfer-Team

Mit knapp 200 Lesern im 1500-Seelen-Dorf wird die Bücherei im Töpferort Adendorf gut angenommen. Dort wählen die Besucher zwischen knapp 2300 Medien aus. „Wir haben hier Krimifans, Romanleser und auch solche, die gerne mal etwas Neues entdecken wollen“, sagt Ilona Kader, die mit drei weiteren Ehrenamtlichen und der Büchereileiterin Wilfriede Hansen für die Kundschaft da ist. „Wir bekommen auch immer wieder lobende Rückmeldungen, weil unser Medienbestand für eine so kleine Bücherei sehr aktuell ist“, so Kader.

Valentina (10) kommt seit sie denken kann in die kleine Bücherei. „Filme gucken ist auch mal schön, aber lesen ist anders“, sagt sie und erklärt den Unterschied: „Man kann sich selbst vorstellen, wie da etwas aussieht und wie es weitergehen könnte.“ Eine ihrer Lieblingsreihen ist „Mein Lotta-Leben“. Mit ihrer vierjährigen Schwester Julia sucht sie wöchentlich Lesestoff aus.

„Die Bücherei begleitet die Kinder hier schon vom Vorschulalter an“, sagt Dieter Dresen, Leiter des Büchereiverbundes. Im „Bib(liotheks)fit“-Programm des Borromäusvereins kommen die Kleinen mit ihren Erzieherinnen in die Büchereien. Sie lernen, dass man mit Büchern vorsichtig umgehen muss und dass beim Blättern an den kleinen Fingern nicht unbedingt noch die Leberwurst vom Frühstücksbrot kleben sollte. Vor allem aber lernen sie die fantasievollen Bilder und Geschichten der bunten Welt bedruckter Seiten kennen. Dresen weist auch auf weitere Veranstaltungen wie Lesungen oder Vorführungen hin, die er zusammen mit anderen Ehrenamtlichen seit einigen Jahren beim Rheinischen Lesefest „Käpt’n Book“ organisiert.

Die Pecher Bücherei hat seit Januar eine neue Leiterin

Wie fast überall im Ländchen liegt auch in Pech mit 2700 Einwohnern der Schwerpunkt des Angebots auf Medien für Kinder. Dort liehen im vergangenen Jahr rund 300 Leser 2660 Bücher aus. Auch in Pech ist die Leserzahl in den vergangenen fünf Jahren stabil geblieben.

Neu ist, dass Nicola Maier im Januar die Leitung von Heidi Bleutge übernommen hat. Sie will nun zusammen mit den weiteren fünf ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen die bereits vorher geplante Digitalisierung vorantreiben. Dazu sucht man derzeit noch das passende System aus. In jedem Fall wird man Computer, Bildschirm, Drucker und einen EAN-Code-Scanner brauchen. Einen Teil der Finanzierung werden sicherlich die Träger übernehmen, so Dresen. Über Spenden geeigneter Geräte würde man sich dennoch freuen.

Diesen Weg hat das Team in Niederbachem schon beschritten. „Und wenn andere nachziehen, können wir uns natürlich besser miteinander vernetzen“, sagt Elisabeth Luhmer. Mit Marion Theisen bildet sie seit neun Jahren das Leitungsteam, weitere sieben Freiwillige helfen dreimal die Woche mit. Der Kundenstamm im PC ist zwar groß, Theisen gibt aber lieber die Zahl der Leser an, die wirklich regelmäßig ausleihen – nämlich 201. Dabei hat die Bücherei statistisch gesehen für fast jeden der 4275 Niederbachemer ein Angebot. „Wir halten 4105 Medien vor“, sagt Theisen.

Kochbücher laufen in Niederbachem gar nicht

2018 stemmte das Team 415 Öffnungsstunden. „An Arbeitsstunden sind aber mit Bücher bestellen, einbinden, PC-Arbeit und der Vorbereitung von Veranstaltungen locker 620 Arbeitsstunden zusammengekommen“, betont Luhmer. Was die Zahl der Ausleihen angeht, sieht sich das Team mit 6849 „in der guten Realität“ angekommen. „Nach unserem Umzug vom alten Pfarrhaus in den Neubau hatten wir 2016 sogar 7430 Ausleihen, aber das war sicher auch ein Hype“, so Luhmer.

Die beiden Frauen wissen um die Vorlieben ihrer Kunden: Krimis und Belletristik stünden hoch im Kurs, Kochbücher überhaupt nicht. „Da werden Onlineportale für Rezepte eher genutzt“, meint Theisen. Als besonderes Bonbon bietet das Team einen Lesetreff für Bücherfreunde an. Der nächste ist am Donnerstag, 28. März, ab 19.30 Uhr in der Bücherei, Ecke Mühlenstraße und Mehlemer Straße.

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