Gesprächsabend in Niederbachem Kriegsgeneration tauscht Kindheitserinnerungen aus

NIEDERBACHEM · Wie hat man als Kind die Kriegswirren und die Nachkriegszeit wahrgenommen? Welche Erlebnisse sind besonders stark in der Erinnerung verankert? Diesen Fragen stellten sich am Mittwochabend Zeitzeuginnen aus Wachtberg und Bad Godesberg. Der Diskussionsabend mit dem Titel "Was ich als Kind damals erlebt habe" fand im Rahmen der Ausstellung "Als Oma noch ein Mädchen war" des Heimatvereins Niederbachem statt (der GA berichtete). "Die Ausstellung war bislang ein großer Erfolg", lobte Initiator und Vorstandsmitglied Walter Töpner und bedankte sich für die Bereitschaft der Leihgeberinnen.

 An ihre Kindheit denken viele mit gemischten Gefühlen. Das wurde auch bei dem Gesprächsabend des Heimatvereins deutlich.

An ihre Kindheit denken viele mit gemischten Gefühlen. Das wurde auch bei dem Gesprächsabend des Heimatvereins deutlich.

Foto: Axel Vogel

Die heutigen Wachtberger und Godesberger Bürgerinnen waren bei Kriegsende zwischen einem Jahr und 14 Jahren alt. Zu diesem Zeitpunkt befanden sie sich jedoch im ganzen Land verstreut - Aue in Sachsen, Stuttgart, Bamberg, Niederschlesien, Reutlingen, Halle an der Saale oder auch Niederzissen. Den einschneiden Augenblick des Kriegsendes haben alle noch bildlich vor Augen. "Meine Großmutter nahm mich an die Hand, verließ mit mir den Bunker und sagte mir, dass der Krieg vorbei sei", erinnerte sich Marlene Hebenstrick. "Als die Amerikaner bei uns in die Straße kamen, schmierten wir gerade Brote und stürmten noch mit den Messern in der Hand zum Fenster", berichtete Angela Thelen.

An ihre Kindheit denken viele mit gemischten Gefühlen. Für die Kinder der Kriegsgeneration gehörte der Notfallkoffer neben dem Bett, der Weg zum Bunker, der Keller als Spielzimmer, das Sammeln von Granatensplittern und Zigarettenstummeln sowie Angst und Hunger zum Alltag. Manche hat die Kriegserfahrung traumatisiert. Dennoch beschreiben die Zeitzeuginnen ihre Kinderjahre als eine glückliche Zeit. "Die Kirche war mein Refugium im Krieg", erzählte Felicitas Rummel-Estermann. "Es war eine schöne Kindheit trotz Fliegeralarm", stimmte auch Marianne Mönch zu, obwohl die amerikanischen Besatzer ihren gesamten Besitz enteigneten und achtlos verbrannten. Die Begegnung mit ausländischen Soldaten brachte aber ebenso positive Erinnerungen hervor, wie die erste Tafel Blockschokolade, Bananen oder Milchbrei. "Das erste Eis meines Lebens habe ich Weihnachten 1946 gegessen - noch aus Pulver zubereitet", setzte Barbara Bohm lächelnd hinzu.

Die Wachtbergerinnen und Godesbergerinnen sind sich einig, dass die Erfahrung des Krieges ihr Leben in vielen Bereichen immer noch prägt. "Was ich aus dem Krieg mitgenommen habe ist, dass ich kein Essen wegwerfen kann", offenbarte Christa von Düsterlho. Ebenso lassen Flugzeuggeräusche, Feuerwehrsirenen oder der modrige Kellergeruch die Kriegsbilder manchmal wieder aufleben. "Ihre Geschichten sind wichtig und dürfen nicht vergessen werden", fasste Töpner den Abend zusammen. Eine Vielzahl der Anwesenden hat daher bereits ihre Memoiren für die nachfolgenden Generationen aufgeschrieben, denn gerade diese Einzelschicksale geben den historischen Begebenheiten erst ein Gesicht.

Wer nun Lust auf eine Zeitreise bekommen hat, der kann die Ausstellung noch bis Mitte Mai in den Räumen des Heimatvereins "Kleines Museum Alte Schule", Mehlemer Straße 3, in Niederbachem bewundern.

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