Gemeinde Wachtberg Jörg Ostermann will sich nicht mehr bewerben

Wachtberg · Nach der gescheiterten Wiederwahl des Beigeordneten Jörg Ostermann ziehen die Wachtberger Parteien Bilanz und fordern eine schnelle Ausschreibung.

 Nicht immer waren sich der Beigeordnete Jörg Ostermann (2. von rechts) und Jürgen Kleikamp (CDU) so einig wie beim Breitbandausbau in Pech. Anlässlich des Kooperationsvertrags mit der Firma Inexio über den Ausbau schneller DSL-Leitungen zogen sie 2015 mit Bürgermeisterin Renate Offergeld (von links), Inexio-Vertriebsleiterin Anja Schramm und Jutta Danylow (SPD) symbolisch an einem Strang.

Nicht immer waren sich der Beigeordnete Jörg Ostermann (2. von rechts) und Jürgen Kleikamp (CDU) so einig wie beim Breitbandausbau in Pech. Anlässlich des Kooperationsvertrags mit der Firma Inexio über den Ausbau schneller DSL-Leitungen zogen sie 2015 mit Bürgermeisterin Renate Offergeld (von links), Inexio-Vertriebsleiterin Anja Schramm und Jutta Danylow (SPD) symbolisch an einem Strang.

Foto: Axel Vogel

Am wenigsten überrascht schien am Tag nach der Ratssitzung der, um den sich alles gedreht hatte: Beigeordneter Jörg Ostermann. Nach seiner gescheiterten Wiederwahl sagte er auf GA-Anfrage: „Ich habe immer gesagt, dass das möglich ist.“ Zwar nicht zerknirscht, aber doch nachdenklich meinte er, es sei ihm nicht gelungen, Wertschätzung für seine Arbeit zu bekommen. „Das habe ich zu respektieren“, so der 56-jährige Amtsinhaber, dessen Acht-Jahres-Vertrag zum 31. Dezember ausläuft.

Ob unter den 19 Neinstimmen (bei 18 Jastimmen und zwei Enthaltungen) auch die von Jürgen Kleikamp (CDU) war, wollte dieser am Mittwoch mit Hinweis auf die geheime Wahl nicht kommentieren. „Ich habe allerdings vorab meiner Fraktion in aller Offenheit mitgeteilt, dass ich nicht zum Fanclub von Herrn Ostermann gehöre. Daraus persönliche Animositäten abzuleiten, führt ziemlich in die Irre“, meinte Kleikamp. Es gebe vielmehr Sachentscheidungen der Verwaltung, die er diametral anders bewertet habe.

Ostermanns Qualifikationen habe niemand in Frage gestellt

Wenig glücklich über den oder die Abtrünnigen in den eigenen Reihen war CDU-Fraktionsvorsitzender Franz Jäger: „Uns ist es bedauerlicherweise nicht gelungen, eine einheitliche Fraktionslinie durchzuhalten.“ Es habe sich nicht um eine Gewissensentscheidung gehandelt, da es statt um persönliche Dinge um faktische Überlegungen im Sinne einer funktionierenden Verwaltung gegangen sei. Konträr schätzt Thomas Franz (Unser Wachtberg) die Situation ein: „Ich habe eine geheime Wahl beantragt, damit sich eben keiner seiner Fraktion verpflichtet fühlte.“ Seine Wählergemeinschaft hatte sich wie die Grünen und die UWG im März für eine Ausschreibung ausgesprochen. „Da unser Antrag relativ deutlich abgeschmettert worden ist, bin ich von einer Wiederwahl ausgegangen“, so Franz.

„Ich halte Jörg Ostermann für einen ganz hervorragenden Ersten Beigeordneten“, sagte Andreas Wollmann (SPD). Ostermanns Qualifikation habe niemand in Abrede gestellt, aber er ecke eben auch an. Trotzdem sagt Wollmann: „Er ist ein Fachmann, und es wäre sehr bedauerlich, wenn das so enden müsste.“

Aus der SPD und aus der CDU fehlten bei der Abstimmung jeweils zwei Ratsmitglieder, und zwar aus nicht verschiebbaren beruflichen oder privaten Gründen wie einem Australienaufenthalt. „Wenn alle da gewesen wären, wäre die Abstimmung anders ausgegangen“, meint Wollmann.

Bester Bewerber soll ausgewählt werden

Oliver Henkel (Grüne) glaubt hingegen nicht, dass die Anwesenheit aller Ratsmitglieder zu einem anderen Ergebnis geführt hätte. „Es braucht nur zwei oder drei, die sich anders entscheiden, und schon ist das Ergebnis ein anderes“, sagte er dem GA. Er erwartet, dass die Ferienzeit nun dazu genutzt wird, die Ausschreibung vorzubereiten. „Herr Ostermann soll sich bitte bewerben“, so Henkel, denn er sei „fachlich gut“. So sehen es auch Franz und Wollmann. Mit Blick auf die lange Amtszeit von acht Jahren möchte Henkel jedoch eine Auswahl. „Wir werden sehen, wer sich bewirbt.“

Der geäußerten Bitte wird der Amtsinhaber nicht nachkommen: „Ich stehe für eine Ausschreibung nicht zur Verfügung“, sagte Ostermann klar. Tritt er keine neue Stelle an, würde ihm als Wahlbeamter eine Pension zustehen.

Joachim Mittweg (UWG) forderte für das weitere Verfahren, es müsse der Bewerber „mit der besten beruflichen und persönlichen Qualifikation“ ausgewählt werden. „Das war eine klare Entscheidung, die für viele überraschend ist. Nun muss die Ausschreibung zügig auf den Weg gebracht werden, die schon vor vier Monaten hätte erfolgen können“, findet er. Jörg Wilms (FDP) sieht den Verlauf der Ratssitzung sachlich: „Es wurde geheim abgestimmt, und es war klar, dass es eine knappe Entscheidung werden würde.“ Die Abstimmung vom März war aus seiner Sicht keine Vorentscheidung und die Wiederwahl des Beigeordneten deshalb offen.

Bürgermeisterin Renate Offergeld (SPD) war sehr betroffen über die neuesten Entwicklungen: „Das ist menschlich kein guter Umgang“, sagte sie in Richtung der Abweichler. Ob die Bürgermeisterin während der Sommerpause eine Sondersitzung des Rates einberuft, wird sich in den nächsten Tagen entscheiden. Die nächste reguläre Sitzung wäre erst am 17. Oktober. Recht spät also, um eine Ausschreibungsvorlage zum 1. Januar 2018 für Offergelds engsten Verwaltungsmitarbeiter auf den Weg zu bringen.

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