Diakonie-Expertin reist umsonst an Hitzige Diskussion um Ehrenamtsbörse in Wachtberg

Wachtberg · Es knirscht derzeit etwas zwischen Verwaltung und Mitgliedern des Sozialausschusses. So versagte die Mehrheit der Politiker - bis auf die SPD - gleich zweimal die Gefolgschaft.

Diakonie-Expertin reist umsonst an: Hitzige Diskussion um Ehrenamtsbörse in Wachtberg
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Konkret ging es um die Vorstellung der Freiwilligen-Agentur der Diakonie und die Einrichtung einer privaten Ehrenamtsbörse für Wachtberg.Die CDU-Fraktion wollte die Initiative von Alt-Bürgermeister Theo Hüffel vor dem Punkt zur Diakonie beraten - da es bei letzterer schon um einen Beschluss gehen sollte. "Wir können den Kooperationsvertrag nicht jetzt schließen, wenn ein anderer Anbieter nicht gehört wurde", meinte Fraktionschef Hartmut Beckschäfer. Helga Frohberg (FDP) plädierte ebenfalls dafür, dass beide Akteure ihr Projekt vorstellen müssten. Jutta von der Gönna (Unser Wachtberg) meinte: "Wir sollten Parallelstrukturen im Ehrenamt vermeiden."

So musste Birgit Binte-Wingen, die die Freiwilligen-Agentur im Rhein-Sieg-Kreis leitet, nach Absetzung beider Punkte unverrichteter Dinge nach Siegburg zurückkehren. "Die Mitglieder haben eine Chance auf Information vertan", sagte Binte-Wingen am Dienstag auf GA-Anfrage. Das Angebot der Diakonie, das durch den Kreis gefördert wird, beruhe auf drei Säulen: Beratung und Vermittlung von Menschen, die sich engagieren wollen, Unterstützung von Organisationen und Vereinen bei der Gewinnung und Weiterbildung von Ehrenamtlichen.

"Neben unserem Büro in Siegburg haben wir in Troisdorf, Bad Honnef, Niederkassel, Eitorf und Hennef Kontaktstellen in den Rathäusern", erklärte Binte-Wingen. Immer geht es ums Ehrenamt, die Unterthemen allerdings sind höchst unterschiedlich. "In Troisdorf bieten wir zum Beispiel in eigener Trägerschaft einen Senioreneinkaufsdienst an, bei denen die älteren Menschen dabei sind", so die Fachbereichsleiterin. Die Angebote stehen auch online in der Engagementbörse unter www.tu-was-ehrenamtlich.de.

Genauso helfe man aber auch Privatleuten oder Organisationen beim Aufbau sozialer Projektideen weiter. "Das würden wir auch in Wachtberg tun, zum Beispiel bei der Einrichtung eines Repair-Cafés", sagte die Diakonie-Mitarbeiterin. Für die Kommune sei das Angebot kostenlos: Es müsse lediglich eine Kooperationsvereinbarung mit der Verwaltung geschlossen und Personal samt Raum gestellt werden. "Das aber ist ja durch die Ehrenamtskoordinatorin Katja Ackermann in Wachtberg schon gegeben", betonte Binte-Wingen.

Hüffel vermutet „persönliche Animositäten“

Durch die Vertagung wurde auch Hüffels Konzept einer Freiwilligenbörse nicht beraten. Dass sein Bürgerantrag eineinhalb Jahre bei der Verwaltung lag, bevor er im Juni in den Hauptausschuss kam, ärgert ihn. "Ich sehe dahinter persönliche Animositäten", so der CDU-Mann, der nach eigenen Angaben politisch nicht mehr aktiv ist. Bürgermeisterin Renate Offergeld wies das am Dienstag zurück: Man habe zunächst nicht einordnen können, ob Hüffel ehrenamtliche und unternehmerische Tätigkeit verknüpfe. Die von ihm angerufene Kommunalaufsicht sah jedoch einen spezifischen Bezug zur örtlichen Gemeinschaft. "Deshalb haben wir das Thema auf die Tagesordnung gesetzt", so Offergeld. Der Hauptausschuss hatte die Anregung zwar abgelehnt, aber darauf bestanden, dass sie im zuständigen Sozialausschuss thematisiert wird.

Gemeinsam mit zwei Mitstreitern plant Hüffel die Freiwilligenbörse für Ehrenamtliche, Organisationen, aber auch Firmen, die sich ohne Geld für andere einsetzen wollen. Zudem schweben ihm ein eigener Youtube-Kanal und eine App für die jüngere Generation vor. "Der Gemeinde entstehen auch bei mir keinen Kosten", so Hüffel. Er hatte allerdings darum gebeten, seine Freiwilligenbörse auf der Gemeindehomepage zu verlinken. "Und das finde ich schwierig, denn wir als Verwaltung hätten keine Kontrolle über die Inhalte", sagte die Bürgermeisterin. Bei der Freiwilligen-Agentur stünde zum einen keine Privatperson dahinter und man könne auf bereits existierende Strukturen samt Know-how zurückgreifen. Deshalb zeigte sie auch Unverständnis für die Reaktion des Ausschusses: "Die Agentur wäre eine so hilfreiche Unterstützung für uns, nicht nur bei der Flüchtlingsarbeit."

Binte-Wingen könnte sich übrigens vorstellen, noch einmal nach Wachtberg zu kommen, wenn es zeitlich passt: "Und sicher ist, dass der Punkt nicht abgesetzt wird."

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