Wachtberger Gewerbeverein Eisiges "Frühlingserwachen" am Bernareggio Platz

Wachtberg · Wer am Wochenende zum Markt nach Berkum kam, der musste sich sehr warm anziehen. Von wegen "Frühlingserwachen". So mancher Aussteller musste gar frühzeitig abbrechen.

 Vorsitzender Kai Birkner (mitte), Mitglieder des Gewerbevereins und Vertreter der Verwaltung eröffneten das "Frühlingserwachen" am Einkaufszentrum.

Vorsitzender Kai Birkner (mitte), Mitglieder des Gewerbevereins und Vertreter der Verwaltung eröffneten das "Frühlingserwachen" am Einkaufszentrum.

Foto: Petra Reuter

Wolken wie Wattebäusche brachten am Wochenende dicke Schneeflocken, Hagel und Regen ins Ländchen. Nicht gerade passend zum „Frühlingserwachen“, das der Wachtberger Gewerbeverein zum dritten Mal auf dem Bernareggio Platz, dem angrenzenden Parkplatz und dem Gelände von Schneiders Marktscheune ausrichtete.

Fast 40 Anbieter präsentierten nützliche, schöne oder einfach leckere Produkte. „Diese Veranstaltung möchten wir hier als Traditionsveranstaltung begründen und etablieren“, sagte Kai Birkner, der den Vorsitz des Vereins jüngst von Michael Geppert übernommen hat. Entsprechend der wechselhaften Jahreszeit hatte Bürgermeisterin Renate Offergeld bisher das „Frühlingserwachen“ im Dauerregen ebenso wie bei strahlendem Sonnenschein eröffnet. Die Besucherzahlen seien unabhängig davon gleichbleibend hoch gewesen, sagte der neue Vorsitzende. Tatsächlich sah man schon bei der Eröffnung mit dicken Daunenjacken gut gewappnete Kundschaft, die sich vom Wetter nicht abschrecken ließ.

„Wenn eine Regenfront kommt, dann sehen wir uns in der Zeit eben die Läden an“, erklärte Beate Schmitz aus Köln. Sie war mit ihrer Tochter gekommen und fand es günstig, dass der Markt an diesem Wochenende mit offenen Ladentüren der benachbarten Geschäfte verbunden war. „Dann ist man nicht ganz so abhängig vom Wetter“, fand sie. Auch Marianne aus Berkum und ihre Bekannte hatten sich warm genug eingepackt. Sie besuche den Frühlingsmarkt seit der ersten Stunde jedes Jahr, sagte sie. Etwas Bestimmtes suche sie eigentlich nicht: „Wir wollen einfach nur schlendern und sehen, was es gibt.“ Anschließend wollten sie in der Marktscheune einen Kaffee genießen.

Zwanzig Senfsorten

Dass das leider nicht alle so sahen, berichtete Ausstellerin Ellen Grünewald aus Mülheim-Kärlich. Seit rund 30 Jahren ist sie mit einem Dekostand auf Märkten unterwegs. Bei solchem Wetter ließen sich nach ihrer Erfahrung manche Menschen leider kaum vor die Tür bewegen. Seit drei Jahren betreibt sie mit ihrem Mann einen zusätzlichen Stand für das Kinderhospiz in Koblenz. Dazu hatte sie kein persönliches Schicksal bewegt, sondern eine gemeinsame Erkenntnis: „Wir haben gedacht: Wir sind gesund, und wir können für diese Menschen etwas tun“, sagte die engagierte Frau.

Auch ihr Lieferant unterstütze das Anliegen mit einem Rabatt, sodass fünf Euro für jedes verkaufte Windlicht als Spende an das Hospiz weitergereicht werden könnten. „Wenn die Kinder mit den Eltern zur Chemo reisen müssen oder Hilfsmittel brauchen, dann kostet das viel Geld“, nannte Grünewald Beispiele für die Verwendung des Spendengelds. Umso bedauerlicher war auch für die anderen Aussteller, Organisatoren und Besucher, dass der Wind gleich in den ersten Stunden nach der Eröffnung ein Pagodenzelt umwarf und damit einen Feinkoststand zum vorzeitigen Abbruch zwang. Auch die Jägerschaft musste wegen des unwirtlichen Wetters ihre rollende Waldschule gegen Mittag schließen.

Immerhin zeigte sich der Sonntag freundlicher, sodass Kinder und Erwachsene hier doch noch Natur hautnah erleben konnten. Der achtjährige Till wagte sich an das Baumbestimmungsbrett. Hier galt es, mit verbundenen Augen die Rinden von Birke, Buche, Lärche und weiteren Baumarten zu ertasten. Was die Erwachsenen äußerst schwierig fanden, stufte der Zweitklässler als eher „mittelschwer“ ein. „Das Besondere an unserem Angebot ist, dass die Kinder die Originalexponate der heimischen Tier- und Pflanzenwelt zum größten Teil anfassen können“, erklärte der stellvertretende Hegeringleiter Bernd Wollin. Diese Erfahrung bliebe den Kindern im Alltag wie in den meisten Museen eher verwehrt.

Wenige Meter weiter probierten sich Neugierige durch mehr als zwanzig Senfsorten der historischen Senfmühle Monschau. Wie vor Urzeiten werden die Senfkörner zwischen Mühlsteinen kalt gemahlen und nach teilweise historischen Rezepten beispielsweise mit Kräutern, Bier oder Honig verfeinert. „Der steigt überhaupt nicht in die Nase“, sagte eine Besucherin. Stattdessen verströme der „Ur-Senf“ ein angenehmes Aroma im Mund. Ähnlich überraschende kulinarische Erfahrungen gönnten sich die Gäste bei den nach französischen Rezepten handgemachten Pestosorten von France Gerber, die das typisch französische Savoir-Vivre ihres Heimatlandes erstmals beim „Frühlingserwachen“ präsentierte.

Zwischen Kinderkarussell und Kunsthandwerk, Feinkost und Floralem, Geschenkideen und Gourmetangeboten fanden die Besucher wenigstens am zweiten Tag Genuss für Leib und Seele.

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