Wachtberger Taxibus Eine Buslinie mit Imageproblem

Wachtberg · GA-Mitarbeiter Maximilian Mühlens testet den Wachtberger Taxibus und ist begeistert.

 Maximilian Mühlens an der Haltestelle in Villip: Den Fahrplan des Taxibusses nutzt er zum ersten Mal.

Maximilian Mühlens an der Haltestelle in Villip: Den Fahrplan des Taxibusses nutzt er zum ersten Mal.

Foto: Maximilian Mühlens

Es ist wie mit so vielen Dingen, die direkt vor der Haustüre liegen: Als Einheimischer nutzt man sie nicht - man muss erst auf sie aufmerksam gemacht werden. Dies trifft auch auf die Linie 881 des Taxibusses zu, der zwischen Pech, Villip, Berkum und Züllighoven durch das Drachenfelser Ländchen fährt und so auch die zwei Täler miteinander verbindet. Vielen ist vielleicht das "Anruf-Sammel-Taxi" noch ein Begriff - jenes wurde vor einiger Zeit in "Taxibus" umbenannt. Dass es den Service seitens der Regionalverkehr Köln GmbH (RVK) schon länger gibt, war mir bekannt - genutzt habe ich ihn aber nie, und das obwohl ich seit Jahren verschiedene RVK-Langzeit-Tickets besitze.

Ehrlich gesagt: Ich war einfach zu faul, in der RVK-Zentrale anzurufen und mir den Bus zu bestellen. Wenn ich mal zum Einkaufszentrum nach Berkum wollte, bin ich mit dem Bus den Umweg über Bad Godesberg gefahren - jedenfalls solange bis ich mir mein eigenes Auto gekauft habe. Mit der Linie 855 ging es von meinem Wohnort Villip runter nach Bad Godesberg, dort bin ich in die Linie 857 umgestiegen, die mich nach Berkum gefahren hat. Oft war ich mehr als eine Stunde unterwegs. Ich hätte es viel einfacher haben können, was mir eine Testfahrt mit der Taxibus-Linie 881 für den GA gezeigt hat.

Für einen kurzen Einkauf möchte ich montagmorgens von Villip aus nach Berkum zum Einkaufszentrum fahren. Der Taxibus verkehrt nach einem regulären Fahrplan. Am Sonntagabend rufe ich die Hotline an und möchte die Hinfahrt von der Bushaltestelle "Villip Kirche" nach "Berkum Einkaufszentrum" sowie die Rückfahrt buchen. Normalerweise genügt es, den Bus bis 30 Minuten vor Abfahrt zu buchen, ich bin etwas eher dran. Aus dem Festnetz kostet der Anruf übrigens 20 Cent, aus dem Mobilfunknetz maximal 60 Cent - unabhängig von der Länge des Anrufes, Wartezeiten oder Warteschleifen.

Kurz nachdem ich die Rufnummer 0180/61 31 313 gewählt habe, spricht eine Computer-Stimme zu mir. Per Tastendruck muss ich wählen, in welcher Region ich wohne - der Rhein-Sieg-Kreis liegt auf der Taste 3. Hat man diese gedrückt, folgt ein Freizeichen. Ich warte relativ lange, auf einmal bricht das Telefonat ab. Ich wähle die Nummer erneut, dieses Mal klappt es. Der Disponent in der RVK-Mobilitätszentrale ist kurz angebunden, seine Fragen sind kurz und direkt. "Von wo? Wohin? Wie viele Personen? Haben Sie ein Ticket?" Sind alle Fragen beantwortet, antwortet der Disponent kurz mit "gebucht".

Die Buchung im Überblick: Um 8.37 Uhr geht es an der regulären Bushaltestelle "Villip Kirche" los, und um 10.01 Uhr von der Haltestelle "Berkum Einkaufszentrum" wieder zurück.

Am nächsten Morgen steht der VW Caddy schon zehn Minuten vor der eigentlichen Abfahrt an der Haltestelle. Es ist ein ganz normales Taxi des Wachtberger Taxiunternehmens Otto, das im Auftrag der RVK die Taxibus-Linie bedient. Ein Schild hinter der Windschutzscheibe weist das Taxi als Taxibuslinie aus. Bevor die Fahrt losgehen kann, muss man dem Fahrer ein Dokument unterschreiben, das Start und Ziel der Fahrt auflistet. Als Inhaber eines RVK-Tickets, muss ich für die Fahrt nichts bezahlen - wer kein Langzeit-Ticket hat, muss ein Ticket zum normalen Tarif des Verkehrsverbundes Rhein-Sieg (VRS) beim Fahrer lösen. Auf dem Fahrplan wird für die von mir gebuchte Fahrt eine Fahrzeit von elf Minuten angegeben - das Taxi braucht aber nur fünf Minuten.

Vom Angebot der Linie 881 bin ich - ehrlich - begeistert, die Tatsache, dass ich bei der Rückfahrt knapp fünf Minuten auf das Taxi warten musste, konnte ich verschmerzen - schließlich haben die Linienbusse meist noch größere Verspätungen. Zudem war die Verspätung nur verständlich: Bevor mich der Fahrer fahren konnte, hat er einen Fahrgast zum Waldkrankenhaus gebracht. Die Bedienung der Taxibus-Linie erfolgt bei dem Taxiunternehmen parallel zum normalen Geschäft. Nach dem Test ist es für mich ein Rätsel, warum die Linie 881 in Wachtberg so unbekannt ist und unterschätzt wird.

"Egal in welcher Stadt oder Gemeinde, jeder Öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) wird defizitär betrieben", erklärte Jörg Ostermann, Beigeordneter der Gemeinde Wachtberg, kürzlich bei einer Sitzung der Ortsvertretung Pech. Nach seiner Auskunft trägt auch die Gemeinde Wachtberg das ÖPNV-Defizit. 55 Prozent der Kosten würden durch die allgemeine Kreisumlage gedeckt und die restlichen 45 Prozent von der ÖPNV-Umlage. Im Haushalt der Gemeinde würden dafür rund 260 000 Euro zurückgehalten. "Jeder weiterer Kilometer einer neuen Buslinie würde das Defizit weiter erhöhen", sagte Ostermann im Hinblick auf die Forderung nach einer Bürgerbuslinie, die von einem Verein mit ehrenamtlichen Fahrern betrieben werden müsste. "Was die Taxibus-Linie 881 angeht, muss man zugeben, dass sie ein Imageproblem hat - aber sie lebt", so der Beigeordnete. So habe es im Zeitraum von Januar bis Oktober 2014, nach Auskunft der RVK, rund 1467 Fahrten der Taxibus-Linie innerhalb von Wachtberg gegeben.

Genau 2433 Fahrgäste wurden im vergangenen Jahr transportiert, die Fahrzeuge der Linie 881 haben mehr als 12 534 Kilometer zurückgelegt. Zahlen, die auch in der Ortsvertretung Pech für Verwunderung sorgten, schließlich dachte man auch hier, dass der Taxibus von der Bevölkerung nicht richtig angenommen wird. Die Zahlen seien ordentlich, könnten aber ausgebaut werden, so der Tenor.

Der Gedanke an einen Bürgerbus wurde zumindest in der Ortsvertretung Pech erst einmal auf Eis gelegt. Sie sprach sich dafür aus, dass man in diesem Jahr das Image der Linie 881 aufpolieren muss - unter anderem durch mehr Werbung. Am Ende des Jahres soll die Statistik des Taxibusses noch einmal geprüft werden.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort